Intim, aber nie exhibitionistisch
Die Fotografin Deana Lawson zeigt die Menschen in Interieurs, in denen sie sich selbst darstellen können.
Deana Lawsons Bilder sind eine Wucht. Es sind die Bilder zur Stunde, die genauer und tiefgründiger als jedes Fernsehbild darüber Zeugnis abgeben, was mit dem Slogan «Black Lives Matter» gemeint ist.
Was die 1979 geborene und in New York lebende schwarze Fotografin an die Wände der Kunsthalle Basel zaubert, das sind unerhört intime, aber nie exhibitionistische Bilder schwarzer Menschen, die sie in den USA, in Afrika oder Südamerika angetroffen hat. Sie zeigt sie in ihrer gewohnten Umgebung. Meist ist es deren Wohnung. Bett, Sofa oder Stuhl werden zur Bühne, auf der sich das Drama der Selbstdarstellung abspielt.
Was für Bilder! Ist es nicht so, wie wenn auf diesen Fotos die Menschen erst zu sich kämen? Ist es nicht so, wie wenn die sorgfältige Inszenierung, das Verrücken der Möbel, das Ankleiden oder das Ausziehen, das Kennenlernen der Verwandtschaften und Bekanntschaften und der wichtigsten Lebenszusammenhänge, kurz die gesamte riesige Beziehungsarbeit, die diesen Fotografien vorausging, aus diesen Bildern zu einem spricht?
Was für ein erstaunliches und überaus selbstverständliches Selbstbewusstsein kommt hier zum Ausdruck! Deana Lawsons Menschen werden nicht an billige und letztlich der porträtierten Person immer fremd bleibende Posen verraten, wie man das doch bei der Selfie-Fotografie so oft sieht. Nie wirkt gekünstelt, was ja doch bis ins letzte Detail inszeniert ist. Hier vor der Kamera von Deana Lawson dürfen die Menschen sich ausleben. Hier ziehen sie sich aus, ohne je nackt zu wirken. Hier zeigen sie ihr Innerstes, ohne verraten zu werden.
Man hat diese Fotografie mit dem Cinema Verité verglichen, wobei bei Dawson die Verité so stark manipuliert ist, dass eine geradezu fiktive Form von Dokumentarfotografie zustande kommt. Fiktiv im Sinne einer Märchenerzählung ist das freilich nicht. Vielmehr sucht und findet die Fotografin, die in Rochester aufwuchs und sich in ihrer Arbeit ganz bewusst auf Vorbilder wie Diane Arbus, Jeff Wall und Carrie Mae Weems bezieht, den wahren Kern, den authentischen schwarzen Menschen in seiner ganzen Widersprüchlichkeit.
Dawsons Eltern arbeiteten übrigens bei Xerox und Kodak, nachdem schon die Grossmutter das Haus von George Eastman, dem Gründer des Kodak-Imperiums, geputzt hatte. Sie selbst fotografiert mit einer Grossbildkamera, die sie auf einem Stativ befestigen muss. Denn nur so können ihre gestochen scharfen Kunstwerke entstehen.
Kunsthalle Basel
Deana Lawson
Centropy
9. Juni bis 11. Oktober 2020
11 Kommentare zu «Intim, aber nie exhibitionistisch»
Das ist weder Kunst noch Schön, aber sehr rassistisch
Wieso rassistisch? Ich (gebürtiger Nigerianer) sehe das nicht so.
Die Fotografin ist im übrigen Afroamerikanerin (die Bilder wären aus meiner Sicht aber auch nicht rassistisch wenn die Fotografin weiss wäre)
Was mich eher stört, ist dass wieder mal das Bild mit den naktesten Körper als Klick-Fänger herhalten muss…
Warum nicht jenes mit den Dollarnoten, oder die zwei Gangstaz?
Rassistisch wäre es, wenn man es bestimmten Gruppen verbietet, sich auf einem Foto ablichten zu lassen.
Diese Diskussion nimmt langsam total groteske und wirre Dimensionen an…
Pffffh…. Ich lach mich kringelig.
– Und wieso sollen DIE Fotos nun NICHT rassistisch sein?
Was soll denn daran rassistisch sein? Verstehe ich nicht. Da werden doch einfach nur Menschen gezeigt.
weil eine schwarze Fotografin per se nicht rassistisch ist, wenn sie schwarze Menschen abbildet.
Weil sie die Realität der portraitierten Dunkelhäutigen Menschen zeigen und sich nicht bloss billigen Klischées bedienen oder jemanden erniedrigend darstellen wollen.
Da fragen Sie wohl am besten sich selbst.
Ich (gebürtiger Nigerianer) sehe nicht, was an den Fotos rassistisch ist.
Was ist daran aus Ihrer Sicht rassistisch?
Können Sie mir bitte erkläre, was bei einem „Mohrenkopf“ rassistisch sein soll ?