Mehr als eine Demonstration
Der Frauenstreik 2019 setzte Kräfte frei, die weit über den Tag hinaus reichten. Ein Kollektiv von Fotografinnen aus der ganzen Schweiz erinnert nun daran.
Lausanne, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Mercedes Riedy/Frauenstreikfotografinnen
Die Schweiz am 14. Juni 2019: Strassenschilder trugen die Namen von Frauen, aus Fenstern hingen violette Bettlaken, auf Plätzen standen Rednerpulte, und in den Strassen versammelten sich im Laufe des Tages über eine halbe Million Menschen. Der Frauenstreik war die grösste politische Aktion in der Schweiz seit dem Generalstreik 1918. Aus der Sammlung ist mittlerweile ein Fotobuch entstanden. «Wir» ruft die Energie, die Wut, die Kreativität und die Freude der Teilnehmerinnen in Erinnerung.
Auf die Strasse ging jene Hälfte der Bevölkerung, die zwar keine Minderheit ist, aber oft wie eine behandelt wird. Es waren Frauen jeden Alters, Ausgeflippte, Unscheinbare, sie waren mal laut, mal leise, aber alle forderten dasselbe: gleiche Löhne, gleiche Rechte, gleiche Chancen. Und sie wussten: Sie würden Geschichte schreiben, so wie jene vor ihnen, die am ersten Frauenstreik 1991 teilgenommen hatten.
Anders als damals sollte der Blick auf den Tag aber ein vornehmlich weiblicher sein. Mehr als 30 Fotografinnen rund um die Bernerin Yoshiko Kusano beschlossen, den Frauenstreik in der ganzen Schweiz und aus verschiedenen Blickwinkeln zu dokumentieren.
Bern, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Danielle Liniger/Frauenstreikfotografinnen
Bern, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Annette Boutellier/Frauenstreikfotografinnen
Lausanne, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Francesca Palazzi/Frauenstreikfotografinnen
Zürich, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Marion Nitsch/Frauenstreikfotografinnen
Zürich, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Caroline Minjolle/Frauenstreikfotografinnen
Bern, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Annette Boutellier/Frauenstreikfotografinnen
Basel – Bâle, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Eleni Kougionis / Frauenstreikfotografinnen
Bern, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Karin Scheidegger/Frauenstreikfotografinnen
Lugano, 14.06.2019, Frauenstreik- Grève féministe. Bild: Sabine Cattaneo/Frauenstreikfotografinnen
Kurze Texte begleiten die Bilder, darin berichten die Fotografinnen von den kostbarsten Momenten, die sie mit der Kamera festhielten. Etwa die zufällige Begegnung mit der eigenen Tochter in der Menge. Oder die zehn Minuten, in denen die Verkäuferinnen in der Berner Marktgasse ihre Arbeit niederlegten und sich zu den Demonstrierenden gesellten. Oder der Anblick eines Transparents, das unbenutzt an einer Wand lehnte – und damit auf den Tag verweist, wo seine Parolen nicht mehr nötig sein werden.
«Wir» zeigt, dass der Frauenstreik am 14. Juni 2019 keine gängige Demonstration war. Sondern eine Art gigantische Batterie, die sich selber auflud, je mehr Teilnehmerinnen zusammenkamen. Er setzte Kräfte frei, die über den Tag hinaus reichten.

«Wir- Fotografinnen am Frauen*streik»
Yoshiko Kusano et al. (Hg):
Christoph Merian Verlag, Basel 2020. 152 S., ca. 34 Fr.
3 Kommentare zu «Mehr als eine Demonstration»
Wenn ich die Bilder anschaue kommen die Streetparade und Gay Pride in den Sinn, aber bestimmt keine Demo. Dann diese Riesenclitoris, das mag ja wohl provozierend sein, aber ganz ehrlich, das ist die zur Schaustellung eigener Komplexe und genauso steht es auch mit der Dame mit dem Vogelkäfig auf dem Kopf. Psychische Auffälligkeiten und Männerhass sind weder ein politisches Programm, noch ein wesentlicher gesellschaftlicher Beitrag. Da ist der Feminismus auf Irrwege geraten und hat das bestimmt der LGBTIQ Fraktion zu verdanken.
Keine einzige Feministin, mit der ich mich unterhalten habe, konnte mir aufzeigen dass und wie sie selbst unterdrückt wird. Keine einzige.
Der heutige Feminismus ist ganz einfach lächerlich in seiner Verlogenheit.
Ich hätte zu gerne gewusst, was die Damen sagen, wenn auf einer Demo die Männer einen Riesen-Phallus vor sich hergetragen hätten. Dazu Plakate mit der Aufschrift „Er ist viel grösser“ oder auch „my cock, my rules“.