Bevor das Skifahren baden ging
Der Wintersport glänzt in der Erinnerung, wie das Postkartenbüchlein «Schnee von gestern» zeigt.
Egal, ob man in den Dreissiger-, Siebziger- oder Achtzigerjahren geboren ist; egal, ob man zur Generation Holzski, zur Generation SKA-Mütze oder zur Generation Big Foot gehört: Am Skifahren kam über lange Jahre niemand vorbei in der Schweiz. Bis heute, wo mit dem Schnee auch das Selbstverständnis der Schweiz als stolze Skifahrernation allmählich zu tauen beginnt.
Gleichzeitig rücken die goldenen Zeiten des alpinen Wintersports allmählich ins Nostalgieabteil der kollektiven Erinnerung, dazu dudelt Vico Torrianis «Alles fährt Ski» und müffelt der Odeur von Skisocken und Sonnencrème. Es gibt aber auch noch handfeste Relikte aus jener Zeit; sie warten geduldig in hiesigen Kellern und auf Dachböden: die Skistöcke von gestern, die ausgedienten Schneebrillen oder die aus der Mode gekommenen Rennhosen.
Damit sie nicht auf der Müllhalde der Geschichte landen, hat das Alpine Museum in Bern sein Publikum gebeten, die gelagerten Ski-Trouvaillen aus alter Zeit ins Museum zu bringen. Im «Fundbüro für Erinnerungen» sammelt das Haus noch bis Februar 2021 Stücke, die der Skination am Herzen liegen.
Bereits im Bestand des Museums ist das Fotoarchiv der Kunstanstalt Brügger in Meiringen, die im Auftrag von Hotels und Tourismusdestinationen Bilder für Postkarten, Plakate und Prospekte produzierte.
40 jener Postkarten sind im Büchlein «Schnee von gestern» versammelt. Sie zeigen, wie die Ski-Schweiz der 50er- bis 70er-Jahre auf putzigen Sesselliften in die Berge gondelte (Grindelwald-First, 1965), sich im Restaurant zum Trockenfleischplättli ein Sinalco gönnte (Melchsee-Frutt, 1975) oder die Disziplin des Après-Ski ausübte (Rigi, 1980).
Ein ewig fröhlicher Winter also? Die Fotomontage für ein Werbeplakat von Saas Fee scheint 1974 vorwegzunehmen, was mit dem Skifahren in der Zukunft passieren würde: dass es baden geht.

Schnee von gestern
Ein Postkartenbuch
Verlag Scheidegger & Spiess.
Zürich 2020.
ca. 20.- CHF
3 Kommentare zu «Bevor das Skifahren baden ging»
Das hoechste war fuer mich gelber Skibelag, der aber dann leider nach der Wachserei mit TOKO silber die Farbe wechselte!
„früher war alles besser“.. stimmt nicht immer, aber beim skifahren auf jeden fall. ich stand ab ende der 60-er-jahre als knirps zum ersten mal auf skiern, freute mich jedes jahr abgöttisch auf den zweiwöchigen skiurlaub. 15 jahre mit den eltern an denselben ort, nie wars langweilig. während der ganzen ferien durften wir kinder täglich unser lieblingszmittag essen: portion pommes-frites und eine heisse ovi. als dessert gabs in hübsches alupapier eingepackte carameltäfeli mit schoggiüberzug – 40 rappen das stück. wir diskutierten ausgiebig und beinahe fachmännisch über die neue look-bindung, den futuristischen hanson-skischuh (mit hinteneinstieg) und wessen latten den schönsten belag hatten – die klaren favoriten waren k2 und fischer c4. oh mann, die zeiten rühren mich zu inneren tränen..
Ach wie süsse Erinnerungen warden da wach!
Tempi passati – Skifahren kann man immer noch, aber die goldenen Zeiten dieses Sports sind vorbei