Mit dem Zug ans andere Ende der Welt
Der Fotograf Claas Liegmann reist mit seiner Frau auf dem Landweg nach Neuseeland.
Schäfer auf Sizilien, Italien. © Claas Liegmann
Im Oktober 2018 haben sich der Fotograf Claas Liegmann und seine Frau Elisabeth aufgemacht auf eine Reise ins Ungewisse. Mit dem Ziel Neuseeland haben sich die beiden in Berlin in den Zug gesetzt und sind gen Osten losgefahren. Seit 15 Monaten reisen sie mit Bussen, Zügen, Fähren, per Anhalter und manchmal auch zu Fuss durch die entlegensten Regionen der Welt.
Die Idee, den Zug zu nehmen, sei nicht unbedingt aus einem Umweltschutzgedanken entstanden, sondern eher aus dem Bedürfnis nach entschleunigtem Reisen. Vor über 12 Jahren hat sich das Paar in Neuseeland kennen gelernt und träumte seit diesem Zeitpunkt davon, noch einmal ans andere Ende der Welt zurückzukehren. Da sie aber auch gerne noch viele andere Länder bereisen wollten, kam ihnen irgendwann die Idee, diese beiden Wünsche zu kombinieren. Anstatt einfach nach Neuseeland zu fliegen, haben sie sich für den Landweg entschieden.
Taxifahrer beim Mittagsschlaf in Teheran, Iran. © Claas Liegmann
Frau im Kaukasusgebirge, Georgien. © Claas Liegmann
Altertümliche Bauweise mit Schieferdächern in Uschguli, Georgien. © Claas Liegmann
Fahrt über die Kaspische See. © Claas Liegmann
Nachdem die beiden die Kaspische See mit einer Fähre überquert hatten, nutzten sie die Eisenbahn, um durch Kasachstan und Usbekistan zu reisen. Das Zugfahren in anderen Ländern ist ja generell schon ein Abenteuer für sich. Claas sagt, um einen Eindruck zu bekommen, was eine Reise für Einheimische durch diese scheinbar endlosen Länder bedeutet, seien sie oft in der 3. Klasse gereist. Es handelt sich dabei um offene Grossraumabteile mit Liegeflächen, auf denen man tagsüber gemeinsam an Tischen sitzt und nachts schläft. Man verbringt oft zwischen 12 und 32 Stunden in diesen Zügen. Da bleibt genug Zeit, um seine Mitfahrer kennen zu lernen, sein Essen mit ihnen zu teilen und am Ende jeder Fahrt fast ein wenig wehmütig auf den Abschied zu blicken.
«Platskart»-Abteil (3. Klasse) in Kasachstan. © Claas Liegmann
«Platskart»-Abteil (3. Klasse) in Kasachstan. © Claas Liegmann
Im Zug mit weit über 40°C in Usbekistan. © Claas Liegmann
Jeder Waggon ist mit einem Heizkessel für Wasser ausgestattet. Diese oft noch mit Feuerholz beheizten Tanks versorgen auf eine recht simple Art die Passagiere mit allem, was sie auf einer langen Fahrt brauchen. Tee, Müsli, aber vor allem Instant-Nudelgerichte lassen sich mit dem heissen Wasser einfach zubereiten. Ausserdem dienen diese Kessel als sozialer Treffpunkt, um sich auszutauschen.
Die endlose Steppe in Kasachstan. © Claas Liegmann
«Kontrollposten» auf dem Pamir Highway, Tadschikistan. © Claas Liegmann
Dieser Einheimische trampte – wie für die Region üblich – entlang des Pamir Highways in Tadschikistan. © Claas Liegmann
Blick von Pamir-Gebirge über den Grenzfluss Pandsch ins Hindukusch-Gebirge in Afghanistan. © Claas Liegmann
In Tadschikistan, für viele wahrscheinlich ein gänzlich unbekanntes Land, sind die beiden mit einem Allrad-Mietwagen über die zweithöchste Fernstrasse der Welt durchs Pamir-Gebirge gefahren. In dieser entlegenen Ecke der Welt ging es über 300 km entlang der Grenze zu Afghanistan. Zwischen dem Pamir-Gebirge auf der einen und dem Hindukusch-Gebirge auf der anderen Seite, leben die Menschen in einer der spektakulärsten Landschaften, welche Claas und seine Frau bisher gesehen haben.
Mädchen im Pamir-Gebirge, Tadschikistan. © Claas Liegmann
Hindukusch-Gebirge in Afghanistan, Tadschikistan. © Claas Liegmann
Junge mit seinem Spielzeug im Pamir-Gebirge, Tadschikistan. © Claas Liegmann
Polizist in Kirgisistan. © Claas Liegmann
Das tägliche Leben der Menschen in Kirgisistan weist grosse Unterschiede auf. Während die Hauptstadt Bischkek manchmal nicht von einer modernen europäischen Metropole zu unterscheiden ist, geht es auf dem Land sehr altmodisch zu. Viele Menschen sind Bauern und versorgen sich weitgehend selbst. Aufgrund ihres nomadischen Lebensstils in der Vergangenheit gibt es immer noch viele Menschen, die ohne Strom oder fliessendes Wasser leben.
Junger Nomade in den Bergen von Kirgisistan. © Claas Liegmann
Traditionelle Jurte aus Tierfell in Kirgisistan. © Claas Liegmann
Kirgisischer Mann mit seinem Pferd und dem landestypischen Hut. © Claas Liegmann
In Russland reisten die zwei mit der berühmten Transsibirischen Eisenbahn, die im Vergleich deutlich moderner als die Züge in den anderen Ländern ist. Laut Claas ein Zugewinn an Komfort und Geschwindigkeit, allerdings auch ein deutlicher Verlust an Charme.
Strassenküche in Shanghai, China. © Claas Liegmann
Huang-Shan-Gebirge in China. © Claas Liegmann
Mittlerweile ist das Paar in Vietnam angekommen. Sie sind jetzt schon über ein Jahr lang ohne Flugzeug unterwegs. Es kommt ihnen nicht mehr befremdlich vor, so weit weg von zu Hause zu sein, durch das langsame Reisen eröffneten sich auch neue Perspektiven für die riesigen Distanzen. Die Welt hat sich mit der Zeit langsam um sie herum verändert. Sie rechnen damit, mindestens nochmals 15 Monate unterwegs zu sein. Länger als eine Woche im Voraus planen sie nie, sie nehmen die Tage so, wie sie kommen.
Und sie sind noch lange nicht am Ziel.
Bauer auf seinem Wasserbüffel, Vietnam. © Claas Liegmann
In den Strassen von Hanoi, Vietnam. © Claas Liegmann

26 Kommentare zu «Mit dem Zug ans andere Ende der Welt»
Lieber Fotograf,
herrliche Bilder und Texte, ignorieren Sie einfach Leute wie dieser Michael, Motzer gibt es auf der ganzen Welt.
Viel Glueck
Ein besonderes Erlebnis welches man wahrscheinlich nur einmal im Leben geniessen darf. Ich gratuliere dazu herzlich.
Nebst den unzähligen Erfahrungen und Begegnungen entkoppelt man sich von unserem Lebensstil was nur ein Gewinn bedeuten kann.
Freue mich auf weitere Texte und Bilder.
Wieder so ein narzisstischer Fotograf, der Fotos von anderen macht ohne sie um Erlaubnis zu bitten. Ich hoffe die Opfer zeigen ihn an wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts, sofern es das in den entsprechenden Ländern gibt.
Und woher wissen Sie, dass er nicht gefragt hat? Haben Sie ihn vielleicht gefragt?
Hallo Michael,
vielleicht fragen Sie, bevor Sie nächstes mal solche wirren Behauptungen ausstellen, beim nächsten mal doch einfach den Fotografen selbst! Klaus hat dies zum Beispiel ebenfalls erkannt …
Ich erlaube mir ungefragt auf ihre Behauptung einzugehen: selbstverständlich habe ich die Menschen vorher gefragt ob ich ein Portrait von ihnen machen darf! Anders funktioniert das bei meiner Art des Fotografierens auch gar nicht, müsste man auch erkennen. Wo möglich haben wir den Menschen die Bilder später auch per eMail/Messenger zur Verfügung gestellt bzw. ein zusätzliches Polaroid gemacht und ihnen geschenkt.
Oft habe ich auch ein „Nein“ gehört und mich daran selbstverständlich gehalten! Für mich als professionellen Fotograf ist Persönlichkeitsrecht nicht nur ein bloßes Wort …
Das ist richtig. Und natürlich auch viel sicherer, denn es kann grosse Probleme geben, wenn man ungefragt fotografiert. Ich habs schon getan, die Reaktion? Man warf Steine nach mir. Allerdings kann fragen auch dazu führen, dass plötzlich viele fotographiert werden wollen. Falls man nur ein bestimmtes Portait machen wollte und die halbe Sippe in der Nähe. Digital heute kein Problem, aber damals und Diafilm in der Kamera war das ab und zu mühsam. Weiterhin gute und sichere Reise.
Wieder so ein narzisstischer Kommentarjunkee, der worüber er auch immer motzt, keine Ahnung hat.
Danke
War sehr interessant zu lesen. Auch tolle Bilder. Grüße Heike u. Hubert
Super schöne Bilder es würde mich auch reizen für so eine Fahrt
‚Der Fotograf Claas Liegmann reist mit seiner Frau auf dem Landweg nach Neuseeland.‘
Sie sind u.a. mit einer Fähre, also mitnichten auf dem Landweg, gereist.
Solange weder Naturkatastrophe oder Krieg den Weg versperren, ist das das authentische Reisen wo man für sein Leben lernt und die Menschen erlebt wie sie eben wirklich sind. Mit teils sehr berührenden Momenten, was oben angetönt wird. Und es erlaubt, wenn genug Zeit und Nähe ist, ein wenig in die eigene Geschichte zurück zu blicken, gerade wer jünger ist. Ohne fliessend Wasser und Strom habe ich sogar die Schweiz, aber selten, noch als Kind erlebt, später auf langen Reisen in Asien immer wieder. Diese für uns selbstverständlichen Dinge vermisst man aber selten. Mir fehlte schon nach wenigen Monaten der Käse, aber Quark und Joghurt gab es genug. Und im Sommer vermisste ich manchem Regionen den Schatten, da bekam der Regenschirm plötzlich eine neue Bedeutung und Schirmflicker einen Sinn.
Nach Neuseeland gibt’s keinen „Landweg“. Ein irreführender Untertitel. Absicht oder Unkenntnis?
Pff… als ob das nich klar wäre.
Der Bericht mit den Bildern ist hochwertig. Danke!
Auf dem Landweg heisst einfach wo möglich Verkehrsmittel zu Land zu benutzen. Vermutlich wird dieses mutige Reisepaar irgendwo in Südostasien (vielleicht Bali) Schiff oder Flugzeug nach Australien und dann wiederum von Australien nach Neuseeland nehmen. Ich wünsche ihnen weiterhin eine tolle Reise mit vielen schönen Erlebnissen. Danke für den interessanten Reisebericht.
Hans Zumstein, sie sind ein …………… typischer Tüpflischiiser, so wie es im Buche steht.
Seit ein paar hundert Millionen Jahren gibt es keinen Landweg mehr von Europa nach Neuseeland (Plattentektonik, die den Urkontinent zerrissen hat).
Dies ermöglichte die einzigarige Fauna, in der flugunfähige Vögel die Nischen einnehmen, die anderenorts Säugetiere und Reptilien ausfüllen.
Und macht gleichzeitig die Tierwelt so verletzlich durch eingeschleppte Ratten und Katzen.
Wie es viele Menschen vor mir hier schon richtig erkannt haben, sollte man den Begriff „Landweg“ nicht wörtlich nehmen!
Wir möchten, ohne das Flugzeug als Verkehrsmittel zu nutzen, von Deutschland nach Neuseeland reisen. Ab Indonesien/Papua werden wir uns nach Möglichkeiten umschauen, um mit dem Schiff entweder weiter nach Australien, verschiedene Südseeinseln wie Tonga, Fidschi, etc. oder direkt nach Neuseeland zu fahren. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg …
Der Text bei der kirgisischen Jurte stimmt nicht ganz. Die Kirgisen verwenden keine Felle, sondern Filz aus Schafwolle – ein kleiner Unterschied.
Tolle Bilder
Fantastische Reise, tolle Bilder. Hoffentlich kommt in einigen Monaten eine Forstsetzung.
Das Bild aus Uschguli, Georgien ist der Hammer! Würde ich mir sofort in die Wohnung hängen. Auch sonst super Bilder!
Reisen Sie doch mal selber hin, ist ja nicht so ab der Welt
Ich frage mich nur, wie „sicher“ das ganze in der heutigen Zeit ist…. Gerne würde ich dazu mehr erfahren.
Guten Tag Herr Grant,
wenn ich Sie richtig verstehe, dann bezieht sich die Frage der „Sicherheit“ auf Georgien?!
Dazu können wir folgendes erzählen: als wir im Sommer 2019 dort waren, besetzte Russland ungefähr 20% des Staatsgebietes Georgien. In der Hauptstadt Tbilisi kam es zu der Zeit zu kurzen, jedoch heftigen Ausschreitungen. Wir wohnten zu dieser Zeit unweit des Parlamentsgebäudes, wo es zu Auseinandersetzung von Polizei und Protestierenden kam.
Als Tourist ist man jedoch keinesfalls Ziel von Angriffen – schon gar nicht als Europär!
Unser Eindruck war, das ein Großteil der (jungen) Georgier den starken Wunsch verspürten Teil Europas bzw. der EU zu werden, da sie Russland durch aktuelle Manöver eher als Bedrohung ansehen.
Mit der „Sicherheit“ im Allgemeinen werden wir auch oft gefragt … nach 15 Monaten unterwegs und keinem einzigen „Vorfall“ können wir aus persönlicher Erfahrung folgendes sagen: ein gesunder Menschenverstand und ein freundliches sowie ehrliches Auftreten hält die allermeisten „Gefahren“ fern!
Autounfälle, Terroranschläge, Naturkatastrophen usw. lassen sich nicht auf einzelne Länder beschränken. Ebensowenig lassen sich unserer Meinung nach Länder als „gefährlich“ Einstufen – Ausnahmen bilden hier selbstverständlich Krieg oder ähnliche Zustände der Anomie!
Wer zB in Pakistan Opfer einer Geiselnahme wird hat in unserem Augen „Pech gehabt“. Jedes Jahr reisen viele Hunderte Touristen unversehrt durch Pakistan, was als Normalzustand bezeichnet werden kann! Geiselnahmen sind die Ausnahme.
Vielen Dank Herr Hopf! Es freut mich zu lesen, dass Ihnen der Artikel gefallen hat.
Einen Teil meiner Bilder – demnächst auch das aus Uschguli – kann man auf Photocircle kaufen. Einfach nach meinem Namen dort suchen. Mit dem Kauf geht ein Teil der Einnahmen an gemeinnützige Organisationen.