Die Wüste als Kampfplatz

In der Sahara findet Philippe Dudouit Soldaten, Drogenhändler, Migranten, aber auch Ruinen von Häusern und Panzern.

In den letzten Jahren hat sich unser Bild der Sahara grundlegend gewandelt. In dieser endlosen Sandwüste sahen wir einst einen besonders anspruchsvollen und extrem heissen Lebensraum, dem durchaus auch etwas von Exotik anhaftete. Man denke an Kamelkarawanen, Oasen, aber auch an die extremen Autorennen, die da ausgerichtet wurden und werden. Inzwischen hat die Sahara geradezu dystopische Qualitäten bekommen.

Hat man nicht weiten Bereichen Südeuropas prognostiziert, dass sie im Zuge des Klimawandels versteppten und verwüsteten? Werden unter diesen Vorzeichen nicht die Migranten aus der Sub-Sahara-Region und die Tuareg im Niger und in Libyen zu Boten aus einer europäischen Zukunft, die heute Gegenwart ist in einer Region, die sich von Mauretanien über Mali bis in den Niger, den Tschad und nach Libyen ausdehnt?

Der Lausanner Fotograf Philippe Dudouit, der zwischen 2008 und 2018 die Sahelregion immer wieder bereiste, suchte und fand weder Idylle noch Folklore, sondern Freiheitskämpfer und Söldner, Drogenhändler und gestrandete Migranten, Häuserruinen, verlassene Panzer und Helikopter sowie immer wieder Schotterpisten, die in unendliche Weiten führen.

Die Menschen, denen Dudouit begegnet, fotografiert er gerne frontal vor einem tiefen Horizont, so dass ihre Gestalt in den meist staubigen Himmel emporragt. Sie blicken unter ihrer turbanähnlichen Kopfbedeckung misstrauisch in die Kamera. Stolz spricht aus ihrer Haltung, aber auch Abwehrbereitschaft, handelt es sich doch oft um Kämpfer, die auf alles gefasst zu sein scheinen.
Denn wie sagt doch ein Fünfzigjähriger im Vorwort des Buches: «Das Leben hier war nie einfach, aber es wird immer schwieriger.»

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«The Dynamics of Dust»

Philippe Dudouit
Edition Patrick Frey, 2019
195 S.
ca. 58 Fr.

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