Hinter den Kulissen des Moulin Rouge

Das weltberühmte Variété in Paris wird in diesen Tagen 130 Jahre alt. Eine neue Fotoserie zeigt, wie es in den Garderoben und Werkstätten zu und her geht.

Wer im Moulin Rouge den Cancan tanzt, muss besonders beweglich sein: Darstellerin Axelle wärmt sich in der Garderobe auf.

Neunzig Sekunden. So viel Zeit bleibt den Tänzerinnen und Tänzern des Moulin Rouge, um zwischen den Nummern von einem extravaganten Kostüm ins nächste zu schlüpfen. Pro Show wechseln sie ihr Outfit 10- bis 15-mal – und pro Abend gibt es zwei Shows. Längst ist die «Rote Mühle» im Pariser Vergnügungsviertel Pigalle eine riesige Unterhaltungsmaschinerie, in der das Treiben hinter der Bühne mindestens genauso akribisch durchgetaktet ist wie jenes darauf.

Der Fotograf Philippe Wojazer hat über mehrere Monate hinweg jenen Personen über die Schulter geschaut, die den Laden am Laufen halten, und dabei auch Einblicke erhalten, die einem sonst verwehrt bleiben.

Wenn die Sonne in Paris untergeht, schlägt die Stunde des Moulin Rouge.

Olga Khokhlova, eine Cancan-Solotänzerin aus Kasachstan, wird vor den Eingang chauffiert. Sie gehört seit 12 Jahren zum Ensemble.

Die Frauen und Männer, die in der Revue «Féerie» auftreten, schlüpfen in ihre Kostüme. Das Ensemble setzt sich aus 60 Tänzerinnen und Tänzern mit 14 unterschiedlichen Nationalitäten zusammen.

Ein letzter Schwatz, eine letzte Dehnung – gleich geht es für den Cancan auf die Bühne. Der Tanz mit den hochgezogenen Röcken und den Beinwürfen ist auch dank des Moulin Rouge auf der ganzen Welt bekannt.

It’s showtime: Auch der Spagatsprung – hier gezeigt von Solotänzerin Olga Khokhlova – ist ein wichtiger Bestandteil des Cancan.

Jedes Detail muss stimmen: Skizzen und Muster für die Outfits der Revue «Féerie» hängen in der Schuhmacherei Clairvoy an der Wand. Der Pariser Betrieb beliefert das Moulin Rouge schon seit 1945.

In einer anderen Werkstätte richtet eine Schneiderin ein Kostüm wieder her, das während der Show gelitten hat. Insgesamt sind im Moulin Rouge rund 1000 Kostüme im Einsatz.

Die Schuhe der Cancan-Tänzerinnen stehen im Maison Clairvoy bereit, im Hintergrund die Leisten. Der Cancan, mittlerweile der Klassiker unter den Nummern des Moulin Rouge, wurde übrigens im Frankreich des 19. Jahrhunderts auch von Männern getanzt. Den Frauen hingegen waren die wilden Schritte offiziell lange untersagt, weil sie dabei allzu tiefe Einblicke gewährten.

Eine Schneiderin prüft, ob hier noch alle Strasssteine dran sind. Denn die Garderobe der Damen auf der Bühne …

… muss schliesslich ordentlich funkeln.

Courtney und Lacie verpassen sich in den Korridoren den letzten Schliff. Übrigens: Weil das Programm «Frou-Frou» in den Sechzigerjahren ein riesiger Erfolg war, hat man seither alle Revues mit dem Anfangsbuchstaben F betitelt – schuld war der abergläubische Moulin-Rouge-Chef Jacki Clérico.

Hoch das Bein: Während der Proben im Hauptsaal testen die Tänzerinnen auch gerne mal ihre Flexibilität.

Kellner decken die Tische für die erste Show des Abends, die wahlweise auch mit einem Dinner verbunden werden kann. Jährlich besuchen rund 600’000 Zuschauer das Moulin Rouge.

In Sachen Ausgefallenheit schenken sich die Kostüme der Männer und Frauen nichts.

Für Nachschub ist gesorgt: Ein Angestellter holt Champagner aus dem Keller. Pro Jahr trinken die Gäste fast 250’000 Flaschen.

Kein Fleckchen bleibt ungenutzt: Auf engstem Raum verstauen die Tänzerinnen ihre Schminkutensilien, Perücken, Schuhe, Kleider und persönlichen Gegenstände.

Jetzt muss es schnell gehen: Beim An- und Ausziehen der ausladenden Kostüme können die Tänzerinnen auf die Hilfe der Backstage-Mitarbeiter zählen.

All der Stress im Hintergrund bleibt den Zuschauern im gut gefüllten Hauptsaal erspart. Sie können die Show einfach geniessen.

2 Kommentare zu «Hinter den Kulissen des Moulin Rouge»

  • Pat Sibler sagt:

    „Die Schuhe der Cancan-Tänzerinnen stehen im Maison Clairvoy bereit.“ – Wenn man nur schon flüchtig hinschschaut, sieht man, dass die „Schuhe“ Leisten sind. Ist es eigentlich nicht möglich, wenigstens die einfachsten Dinge korrekt zu benennen?

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