Stets zur Stelle und nahe dran
Der Schotte Harry Benson, der seine Karriere in den USA machte, hat mit seiner Kamera zahlreiche Schlüsselszenen der Geschichte dokumentiert.
Die Beatles 1964 in Paris.
Er war in Robert Kennedys Nähe, als der Senator 1968 in Los Angeles nach einem Attentat starb. Er war auch dabei, als Richard Nixon zurücktreten musste. 1966 lief er beim Mississippi Freedom March mit. Und 1989 dokumentierte er den Fall der Berliner Mauer.
Als in Kosovo der erste amerikanische Soldat fiel, war Harry Benson zur Stelle. 1997 fotografierte er Michael Jackson vor dessen Schlafzimmertür, und zwar mit zwei uniformierten Kinderpuppen: ein etwas gruseliges Foto, dem man geradezu visionäre Kraft zubilligen muss.
John F. Kennedy in Paris, 1961.
Martin Luther King, 1966.
Geboren 1929 in Glasgow, mag Harry Benson vielleicht nicht der grösste aller schottischen Fotografen sein, wie die britische Zeitung «The Guardian» einmal festhielt, aber er ist ein erstklassiger Zeitzeuge. Sicher: Benson hat keinen Stil entwickelt, der als sein Markenzeichen durchgehen könnte. Dafür war er als Starfotograf, der immer auch Pressefotograf geblieben ist, der Realität und dem aktuellen Geschehen jederzeit nahe.
US-Präsident Ronald Reagan und seine Frau Nancy im Weissen Haus, 1985.
Ethel Kennedy drängt nach dem Attentat auf ihren Mann Robert Kennedy 1968 die Reporter zurück.
Er hatte den Riecher, immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Und er hatte die Chuzpe, mit seiner Kamera so nah wie nur möglich dem Ereignis zu Leibe zu rücken. Wenn er seine eigene Arbeit beschreibt, spricht er von der Geschwindigkeit, die es braucht. Er spricht von der Kunst der Inszenierung: In jedem Bild stecke auch ein bisschen «Star Wars». Schliesslich sei auch keine seiner guten Fotografien ohne jene innere Unruhe entstanden, die er brauche, um die eigene Aufmerksamkeit zu schärfen.
Zu seinen ikonisch gewordenen Bildern gehört jenes der Beatles aus dem Jahr 1964: Die Popstars liegen dem Jahrhundertboxer Cassius Clay zu Füssen. Einmal hat Benson die Band auch bei einer Kissenschlacht abgelichtet.
Muhammad Ali mit den Beatles im Ring, 1964.
Amy Winehouse, 2006.
Ganz schön privat: Die Clintons, 1993.
Grossartig die nachdenkliche Amy Winehouse aus dem Jahr 2006, wie sie rauchend und mit prüfendem Blick den Betrachter auf Distanz hält. 1993 flog Benson nach Arkansas, um den frisch zum Präsidenten gewählten Bill Clinton zu fotografieren. Da entstand ein wunderbar unbeschwertes Bild mit Bill und Hillary Clinton, das Harry Benson deshalb besonders gut gefällt, «weil die Lippen der beiden sich nicht ganz treffen».

Das Internationale Photo Festival Olten dauert vom 28. bis 31. August. Harry Benson spricht am Samstag, 31. August, ab 19.30 Uhr im Stadttheater Olten. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Festivals und jener des Fotografen.
2 Kommentare zu «Stets zur Stelle und nahe dran»
Zumindest unter den gezeigten Bildern fand ich keine „Schlüsselszene der Geschichte“. Eher die Bilder eines Paparazzi.
Doch, eine gab es.
Clinton küsst seine eigene Frau.