50 Jahre Woodstock

Drei Tage «Love, Peace and Happiness» oder nur ein Mythos?

Der in Mexiko geborene Gitarrist Carlos Santana und der Bassist David Brown treten am Woodstock Festival in Bethel als «Santana» auf. (August 1969, Tucker Ransom/Hulton Archive/Getty Images)

Michael Lang, Mitveranstalter des Woodstock-Festivals im August 1969 gibt zum 50. Jubiläum des Anlasses den Bildband «Woodstock: 3 Days of Peace & Music» heraus. Der damals 24-Jährige hatte hellsichtig erkannt, das Festival müsse auf seine mediale Reproduzierbarkeit hin konzipiert werden, denn nur so liesse sich nachhaltig Geld verdienen. So bleibt das Festival von 1969 Vorbild aller Openairs und Unterlage mancher Utopien der Sechzigerjahre. Noch einmal die selig verdreckten Hippies zu sehen, die schiere Masse von Menschen, das kollektive Glücksgefühl auf dem Feld in Upstate New York, die baufälligen Zelte, der Regen. Es mutet gespenstisch an, weil dieser unverdrossene Optimismus andere Fakten verdrängt, die über das Festival bekannt geworden sind. Selbst fünfzig Jahre später lebt Woodstock weiter in den Mythen seiner selber. Die Realität sah anders aus, wie unser Autor Jean-Martin Büttner in seinem Artikel beschreibt.

Eine Gruppe nackter Festivalgänger. (1969, Wadleigh Maurice/Collection Christophel/Alamy)

Blick aufs Publikum von der Hauptbühne des Woodstock Festivals aus. (August 1969, Ralph Ackerman/Getty Images)

Ein Teil der 400’000 Besucherinnen und Besucher des Woodstock Musik und Kunstfestivals in der Nähe der Ortschaft Bethel im Bundesstaat New York. Das vom 15.-18.August 1969 andauernde Hippie-Fest ist heute, 50 Jahre später, nicht nur den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern auch den auftretenden Künstlerinnen und Künstlern in lebendiger Erinnerung. (14.August 1969, AP)

Lang und seine drei Geschäftspartner hatten das Festival von über sechzig Dokumentaristen filmen und die Konzerte auf Tonband aufnehmen lassen. Erst als Michael Wadleigh seinen Film zusammengeschnitten habe, sei Woodstock daraus geworden: «eine wunderbare Fälschung», ein «alternatives Pfadfinderlager voller Love and Peace und mit ein paar idyllischen Regengüssen».

Die Aufnahme von Ton war zur damaligem Zeit noch einiges aufwändiger als heute. (August 1969, Ralph Ackerman/Getty Images)

Idyllische Regengüsse oder schlicht und einfach ekelhafte Zustände am Woodstock Festival? Die Meinungen gehen auseinander. (August 1969, Richard Gordon/The Museum at Bethel Woods/Reuters)

Ein Perkussionist und eine Flötistin nehmen an einer Jam-Session des Woodstock Festivals teil. (Bill Eppridge/The LIFE Picture Collection/Getty Images)

Obwohl das Festival sich als Fest der Vielfalt darbot, bestand das Publikum fast ausschliesslich aus weissen Kids der Mittelklasse. Von den 32 auftretenden Bandleadern waren nur gerade drei Afroamerikaner: Richie Havens, Sly Stone und Jimi Hendrix.

Der Sänger Sly Stone, der Sänger der Psychedelic-Soul Gruppe «Sly And The Family Stone» während seines Auftrittes am Woodstock Festival. (17.August 2019, Michael Ochs Archives/Getty Images)

Besucherinnen und Besucher des Festivals kamen mit Autos und Motorrädern angereist. (August 1969, Bill Eppridge/The LIFE Picture Collection/Getty Images)

Eine junge Frau sitzt in einem Tipi-ähnlichen Zelt und raucht. Diese Zelte wurden als sogenannte «Krankenstationen» genutzt. Behandelt wurden neben medizinischen Problemen auch Nebenwirkungen von Drogenkonsum. (August 1969, Ralph Ackerman/Getty Images)

 

Neben Zelten dienen Hütten aus Gras und und Blättern dienen als provisorische Unterkunft. (August 1969, AP Photo)

Ein nackter Mann klettert während des Festivals auf eine Absperrung. (August 1969, Archive Photos/Getty Images)

Besucherinnen und Besucher verlassen nach einer verregneten Nacht das Festival. Das Wetter am Woodstock reichte von Regenwetter… (16.August 1969/AP Photo)

…bis zu Badewetter. Festivalgängerinnen und Festivalgänger nehmen ein Bad im nahegelegenen See. (Annie Birch personal collection/AFP)

Ein Abfallkonzept wie bei heutigen Festivals, scheint es damals nicht gegeben zu haben. (August 1969, John „Jack“ Niflot/The Museum at Bethel Woods/Reuters)

Diese Festival-Besucherin ist barfuss unterwegs, trägt jedoch ein Juwel an ihrem Fuss. (August 1969, Bill Eppridge/The LIFE Picture Collection/Getty Images)

Der legendäre Auftritt des Rockmusikers Jimi Hendrix am Woodstock Festival. (August 1969, D.A. Pennebaker/Alamy)

Zwar hatten sich die Zuschauer auch aus Protest gegen den Vietnamkrieg zusammengefunden, doch hätte Woodstock ohne die Hilfe von Armee und Polizei in einer Katastrophe geendet. Die Veranstalter hatten mit einigen Zehntausend Zuschauern gerechnet, fast eine halbe Million Menschen kamen.

Das Festival fand 128 km nordwestlich von New York City an einem idyllischen Hang auf dem Landbesitz des Bauern Max Yasgur statt. (August 1969, AP Photo)

Polizisten unter jungen Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegnern am Woodstock Festival. (August 1969, Barry Serben/The Museum at Bethel Woods/Reuters)

Die New York Daily News titelt am 16.August 1969 «Go-Go is a No-No» und «Stau am Hippie-Fest». Dazu zeigt sie ein Bild von der Strasse Richtung Bethel, wo das Woodstock folk-rock Festival stattfindet morgens um 7 Uhr. (16.August 1969, NY Daily News Archive/Getty Images)

Eine Frau wischt den Kiesplatz vor ihrem Haus, während die 400’000 Besucherinnen und Besucher nach und nach abreisen. (18.August 1969, AP)

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Woodstock: 3 Days of Peace & Music

Herausgeber: Michael Lang
Verlag:  Reel Art Press (Juli 2019)
ISBN: 978-1-909526-62-4
288 Seiten; Hardcover; 300+ Fotos und Dokumente
 26 x 3,8 x 31,1 cm

15 Kommentare zu «50 Jahre Woodstock»

  • Dan Riesen sagt:

    Wow, diese Fotostrecke ist nicht nur eine Zeitreise nach Woodstock, sondern auch in der Technik der Fotografie. Alles analog geschossen, natürlich zu dieser Zeit. Nacht heute leider fast niemand mehr auch wenn die digitale Technik viel mehr Möglichkeiten öffnet, war das analoge halt doch stylisch. Danke jedenfalls für die Zeitreise!
    Grüsse aus Bern
    https://www.fotografie-bern-fotograf.ch/

  • Maike sagt:

    Wer niemals irgendwelche Zwänge selbst erfahren hat, kann nicht nicht nachvollziehen, was an Woodstock so einmalig gewesen ist.
    Ich mache der heutigen Generation keinen Vorwurf – leben sie doch in einer Umwelt, die wir – die Generation Woodstock – für sie so geschaffen hat: Schwarz und Weiss können auf der gleichen Strassenseite gehen, im gleichen Bus sitzen. Sie können jedes Land der Welt bereisen, sie können lauthals gegen alles und jeden demonstrieren ohne Gefahr zu laufen, in den Knast zu kommen. Sie können lieben wenn sie wollen, sie können sein was sie wollen, sie können kaufen was sie wollen.
    Und die Drogen, die wir damals genommen haben, waren weitaus harmloser als das ganze Zeugs, was heute kursiert.

    • Milton Friedman sagt:

      Eine sehr romantische Vorstellung, was wir heute alles können. Leider sind viele Punkte nach wie vor nicht wie angedacht.

      • Maike sagt:

        Wenn Du diese Punkte schon ausgemacht hast – was hindert Dich, diese Punkte anzugehen ? Es hat ja auch niemand gedacht, das alles in 2 Wochen zu bewerkstelligen ist. Aber es war immerhin ein Anfang !

  • Rainer Kirmse sagt:

    WOODSTOCK FOREVER

    Lang zurück liegt die bunte Hippiezeit;
    Wir erinnern uns der Vergangenheit,
    Der feinen Musik der Jugendjahre,
    Als wir hatten noch alle Haare.

    Wir lebten freien Sex und Rock ’n‘ roll,
    Das mit den Drogen war nicht so toll.
    Man besorgte sich eine Gitarre,
    Wollte tragen keine Knarre.

    Give Peace a Chance war das Leitmotiv,
    Als man gegen den Vietnamkrieg lief.
    Über das verhasste Establishment
    Empörte man sich permanent.

    Man stand auf Che Guevara, Ho Chi Minh,
    Glaubte den verschiedensten Utopien.
    Des Prager Frühlings bitt’res Ende
    Brachte auch hier eine Wende.

    New Wave und Punk gingen an uns vorbei,
    Techno und Rap sind uns schier einerlei.
    Wir pfeifen auf die schrille Diskomusik,
    Blicken lieber auf Woodstock zurück.

    Rainer Kirmse , Altenburg

  • Huber Heinz sagt:

    Zumindest ein grosser Unterschied zu heutigen Demonstrantinnen ist sichtbar: die meisten Frauen vor 50 Jahren waren ästhetischer anzuschauen, als viele heutige junge Frauen, die provokativ ihre Körperfülle zur Schau stellen.

    • Rahel sagt:

      Ein klassisch chauvinistischer Alt-Herren Kommentar. Gehts noch? Mit Vollgas am Punkt vorbei.
      Selbstverständlich schmeisse ich nicht alle älteren Herren in einen Topf.

  • Dänny sagt:

    Was da so toll war? Ja der Sound, das nackte Herumrennen und Kiffen.
    Ich gehe davon aus dass sie noch nicht mitbekamen was dies zu dieser Zeit bedeutete. Geben sie keine Kommentare ab was sie nicht selbst erlebt haben.

  • Ruedi sagt:

    Bildlegende „Besucherinnen und Besucher des Festivals kamen mit Autos und Motorrädern angereist.“ Auf dem Bild zu sehen: parkierte Autos und ein Motorrad. Legende überflüssig. Last doch die Bilder sprechen und gebt Hintergrundinfos (wie z.B. beim Zelt). Aber das zu beschreiben was man sieht ist dämlich (wie bei der Flötistin und dem Percussionisten).

  • Dominique sagt:

    Was soll da so toll gewesen sein, was viele meinen. Nackt rumrennen, sich mit Drogen volldröhnen… Klar, ich kann mir schon vorstellen, dass da viele ‚Kids‘ waren, die unter einer streng RELIGIÖSEN Erziehung litten und sogar Heucheleien zu Hause erlebten und davor flüchten wollten.

    • generation woodstock sagt:

      was ist heute „toll“? gar nichts! woodstock ist und bleibt einzigartig. das kann man heute gar nicht mehr nachvollziehen.

    • der kasper sagt:

      find ich prima. auch heute noch. und auch ohne seltsame erziehung. :)

    • Rudi Buchmann sagt:

      24 Jahre zuvor wäre niemandem in den Sinn gekommen, eine solche Party zu feiern. Die erste Generation, die den 2. Weltkrieg nicht bewusst miterlebt hat. Das war viel mehr als der Ausbruch aus einer streng religiösen Erziehung. Und alles was in den 68er Jahren ausgeflippt war, wurde in feste Bahnen gebracht. Weder sexuelle Befreiung, noch rockige Musik, tätowierte Haut oder ausgeflippte Kleider stellen heute noch eine Form von Rebellion dar. Drogen sind eh nur noch interessant, wenn sie einem das Gefühl von Leistungssteigerung geben. Heute ist das Empfinden von Selbstverwirklichung etwas ganz anderes. Das individuelle Glück zählt viel mehr als das gemeinsame Miteinander. Aber auch das wird sich irgendwann wieder ändern. Hoffe, es braucht dazu keinen Krieg.

      • Maike sagt:

        Gegen wen oder was soll die Jugend von heute denn noch rebellieren ? Unterliegen sie irgendwelchen Zwängen ? In ihrer unmittelbaren Umgebung ist doch alles bestens. Putin, DT, Salvini, Kim, Syrien etc. – alles weit weit weg. Dank der Klimaveränderung sind die Sommer lange warm, man kann draussen lange feiern.
        Eigentlich kein Grund sich für irgendetwas zu engagieren. Eigentlich..

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