Die Poesie der Grossstadt

Die Photobastei in Zürich zeigt erstmals in der Schweiz die New-York-Bilder von Gundula Schulze Eldowy.

Die aus der ehemaligen DDR stammenden Gundula Schulze Eldowy (geb. 1954) erlebte die Stadt New York als Spiegelkabinett, dessen Glasscheiben die vielschichtige Wirklichkeit reflektieren und auf immer neue Art zusammensetzen.

Im Gegensatz zur untergehenden DDR, wo Schulze in den 1980er-Jahren mit ihrer Kamera die dunkelsten Wohnungen und Hinterhöfe aufstöberte und Bilder mitbrachte, die mit einem schonungslosen Realismus das Elend und die Hoffnungslosigkeit im Sozialismus festhielten, war ihr die US-Metropole stets ein Synonym für Licht und Transparenz.

Entdeckt wurde die Diane Arbus der DDR, wie sie von ihren Bewunderern gerne genannt wird, vom Schweizer Fotografen Robert Frank. Bei einem Besuch in Ostberlin im Jahre 1985 war er von der Wucht und Präzision der Bilder der jungen Kollegin hingerissen. Bald lud er sie nach New York ein. Da sie von der Stasi observiert wurde, musste sie ihre Bilder rausschmuggeln.

Mit Robert Frank und seiner Frau June Leaf entwickelte sich eine intensive und langjährige Freundschaft. Gundula Schulze Eldowy lebte von 1990 bis 1993 in New York und schuf dabei vier fotografische Zyklen, die nun in einer grossen Ausstellung in der Photobastei zu besichtigen sind. Es handelt sich dabei um die Künstlerporträts der Serie «Halt die Ohren steif/Keep a Stiff Upper Lip» und um ihre «Polaroids», mit denen sie den Alltag und ihre Romanzen festhielt.

Im Zentrum der Ausstellung steht die Werkgruppe «In einem Wind aus Sternenstaub», die mit ihren fabelhaften Zwei- und Dreifachbelichtungen ein äusserst buntes und vielschichtiges Bild der Metropole zeichnet. Der Zyklus «Spinning on my Heels», aus dem das Foto des Bullen in der Wallstreet stammt, beschreibt eine Geisterstadt, der die Fotografin mit ihrem Sinn für soziale Spannungen äusserst prägnante Momentaufnahmen abringt.

Ausstellung Photobastei Zürich, Sihlquai 125. Bis 7. Juli 2019.

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