Vom Kaugummi zum K.o.

Mit dem Sony World Photo Award 2019 wurden auch Bäder oder Boxerinnen prämiert.

 

Foto: Nicolas Gaspardel/Pauline Baert

Nicolas Gaspardel und Pauline Baert siedeln ihre Kunstwerke irgendwo zwischen Dali und Maurizio Cattelan an. Essen steht bei ihnen immer im Fokus. Die bunten Fotografien, die sich an der Popkultur orientieren, verhalfen dem Duo zum ersten Preis in der Kategorie Stillleben. Gaspardel und Baert gaben ihrem Projekt den Namen «Yuck». Er soll ihre Suche nach der künstlichen Schönheit in der Hässlichkeit unterstreichen.

Foto: Nicolas Gaspardel/Pauline Baert

Foto: Marinka Masséus

Diese Bilder sind Teil der Serie «Radikale Schönheit» der Niederländerin Marinka Masséus. Die Fotografin hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Trisomie 21 einen Platz in der Kunstfotografie zu geben. Zusätzlich möchte sie die Thematik um die pränatale Diagnostik aufgreifen, die dazu führt, dass gewisse Gruppen von Menschen mit Gendefekten aus unserer Gesellschaft verschwinden. Die Mütter, mit denen sie sprach, sagten alle dasselbe: Die meisten Schwierigkeiten im Alltag bereiten ihnen nicht die Kinder selbst, sondern der Umgang der Gesellschaft mit ihnen. Das reicht von Schulen, die die Kinder nicht aufnehmen wollen, über Kommentare von fremden Leuten, Verwandten oder Ärzten. Mit ihrer Serie gewann Masséus den ersten Preis in der Kategorie Creative.

Foto: Marinka Masséus

Foto: Stephan Zirwes

Wie in der Schweiz sind Schwimmbäder in Deutschland ein Teil des sozialen und kulturellen Lebens. Mit niedrigen Eintrittspreisen bieten sie eine beliebte Freizeitaktivität für Menschen aller Gesellschaftsschichten, denn in Badekleidung sehen wir alle gleich – vorteilhaft oder unvorteilhaft – aus. Der deutsche Fotograf Stephan Zirwes arbeitete schon lange vor dem grossen Hype mit Drohnen. Mit seinem aktuellen Projekt gewann er den ersten Preis in der Kategorie Architektur.

Foto: Stephan Zirwes

Foto: Federico Borella

In der Kategorie Dokumentarfotografie belegt der Italiener Federico Borella den ersten Platz. Die Witwe Rasanthi, deren 65-jähriger Ehemann Selvarasy im Mai 2017 Suizid beging, ist ein Sinnbild für steigende Suizidraten unter indischen Bauern. Er hatte Geldschulden bei einer Kooperative. Gemäss einer Studie von Tamma A. Carleton hatte die Klimaerwärmung in den letzten 30 Jahren einen grossen Einfluss darauf, dass 59’300 Bauern sich das Leben nahmen. Der Totenkopf gehört gemäss Angaben von Premkumar einem Bauern, der den Freitod wählte. Premkumar ist Mitglied der südindischen Bauerngewerkschaft. Der Totenschädel wurde auch bei Protesten 2017 mitgetragen, als Bauern Hilfsmassnahmen gegen die schlimmste Dürre seit 140 Jahren forderten.

Foto: Federico Borella

Wayne Avery, Mitarbeiter der The Light Railway. Kent, UK. 2006. Foto: Ed Thompson

Das Resultat aus 18 Jahren fotografischen Schaffens: Der Brite Ed Thompson gewinnt den dritten Preis in der Kategorie Kurz und bündig. Thompson dokumentiert seit eh und je das alltägliche Leben im Süden Englands. Die Bilder stehen sinnbildlich für die Suche der eigenen Bildsprache. Je länger die Aufnahmen zurückliegen, desto mehr finde er Gefallen daran, dass er die Welt immer aus dieser Perspektive gesehen habe.

Foto: Ed Thompson

Foto: Boyuan Zhang

Mit seinem Projekt über Xinjiang, die grösste autonome Region im Nordwesten Chinas, reichte es dem chinesischen Absolventen der London University of Arts für den zweiten Platz in der Kategorie Entdeckungen. Die Region, in der er geboren wurde, ist ein Ort, an dem heute Dutzende ethnischer Gruppen nebeneinander leben. Wenn man den Fluss entlanggeht, sieht man die fortschreitende Entwicklung und gleichzeitig die Jahrtausende alte Hinterlassenschaft der buddhistischen Hochkultur.

Foto: Boyuan Zhang

 

Foto: Marco Kesseler

In der Kategorie Landschaft gewann der Brite Marco Kesseler mit seiner Arbeit Polytunnel. Sein Projekt widmet sich den Räumen, zwischen denen unsere Lebensmittel produziert werden. Die Beziehung zwischen Chaos und Kontrolle faszinierte Kesseler. Im Gewächshaus werden die Jahreszeiten durch Plastikfolien verlängert oder gemildert, dadurch wird ein eigener kleiner Kosmos geschaffen.

Foto: Marco Kesseler

Foto: Thomas Nielsen

Der Fussball hat seine Ursprünge in Grossbritannien. 1863 gründeten die Briten den ersten Fussballverband. Mit dem erstmaligen Festlegen von Regeln machten sie sich zu den Erfindern des Fussballsports. Bis heute erfreut sich Fussball grosser Beliebtheit, und jede Woche unterstützen Tausende Fans ihr jeweiliges Team – von der Premier League bis in die unteren Ligen. Thomas Nielsens Bilder zeigen die Fans von Brentford FC in West-London. Mit diesen Bildern schaffte es der Däne auf den dritten Platz in der Kategorie Sport.

Foto: Thomas Nielsen

Foto: Alessandro Grassani

Die Stadt Goma im Norden der Region Kivu im Kongo wird auch die Vergewaltigungshauptstadt der Welt genannt. Trotzdem gibt es hier Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen. Eine Gruppe von Frauen hat Hoffnung und Leidenschaft im Boxsport gefunden. Hier lernen sie nicht nur Schläge zu verteilen, sondern auch die innere Stärke wiederzufinden, und den Willen, gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Kämpfen ist der einzige Weg, in dieser Stadt überleben zu können. Viele träumen ausserdem von einer Karriere als professionelle Boxerin. Der italienische Fotograf Alessandro Grassini will dieser Gruppe resilienter Frauen ein Gesicht geben.

Foto: Alessandro Grassani

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