World Press Photo Award 2019

Die Gewinnerinnen und Gewinner der 62. Ausgabe des Fotopreises.

John Moore/Getty Images

Bereits zum 62. Mal verlieh die World Press Photo Foundation den Preis für das beste Pressebild des Jahres. Die Jury der diesjährigen Ausgabe nominierte aus Bewerbungen von 4738 Fotografinnen und Fotografen deren 43, welche aus 25 verschiedenen Ländern stammen. Die Stiftung betont, dass die Jury sich dieses Jahr aus gleich vielen Männern und Frauen zusammensetzte und unter den Gewinnerinnen und Gewinnern in den verschiedenen Unterkategorien ein Drittel weiblich ist. Das diesjährige Gewinnerbild stammt vom Amerikaner John Moore. Der Fotograf erhält mit seinem Bild eines weinenden Mädchens an der amerikanisch-mexikanischen Grenze den begehrten Preis. Auch wenn Mutter und Tochter, die auf dem Foto abgebildet sind, nicht getrennt wurden, sorgte das Bild für Aufsehen und Kritik an Donald Trumps Vorgehen an der Grenze.

Pieter Ten Hoopen/Agence Vu/Civilian Act

Pieter Ten Hoopen/Agence Vu/Civilian Act

Dieses Jahr wurde erstmals auch ein Preis für die beste Fotoserie verliehen. Die Jury prämierte «The Migrant Caravan» des in den Niederlanden und Schweden lebenden Fotografen Pieter Ten Hoopen. Das Thema Migration und USA steht auch hier im Fokus. Die Arbeit zeigt Bilder von der Reise der Karawane mit ganzen 7000 Reisenden, unter welchen gemäss der Vereinten Nationen mindestens 2300 Kinder waren. Während der Monate Oktober und November war die Karawane von Honduras bis an die US-Grenze unterwegs, zersplitterte unterwegs jedoch in kleinere Gruppen.

Brent Stirton/Getty Images

Nominiert für das Bild des Jahres war auch der Fotograf Brent Stirton. Für das Bild des Jahres reichte es Brent Stirton nicht, doch sein Foto siegte in der Kategorie «Umwelt». Die abgebildete Petronella Chigumbura (30) ist Mitglied der Einheit Akashinga, welche die Wilderei bekämpft. Auf dem Bild nimmt sie an einem Training im Phundundu-Wildpark in Zimbabwe teil. Akashinga bedeutet «die Mutigen», und die nur aus Frauen bestehende Einheit ist ein neues Modell im Kampf gegen Wilderei. Es wird versucht, zusammen mit der lokalen Bevölkerung zu arbeiten und sie langfristig vom Naturschutz profitieren zu lassen. Andere Strategien waren zuvor gescheitert.

Chris McGrath/Getty Images

Der australische Fotograf Chris McGrath fotografierte den Moment, als ein unbekannter Mann versuchte, die Presse zurückzuhalten, als saudische Ermittler beim Konsulat Saudiarabiens in Istanbul ankamen. Das Verschwinden des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi führte zu grossem internationalem Interesse. Die türkischen Behörden und die CIA vertreten die Version, dass Khashoggi vom saudischen Geheimdienst ermordet wurde. Riad sagt, es habe sich um einen Unfall nach einer Auseinandersetzung gehandelt. Mit diesem Bild wurde Chris McGrath für das Bild des Jahres nominiert und gewann den ersten Platz in der Kategorie «News».

Diana Markosian/«Magnum» Photos

In der Kategorie «Zeitgenössische Themen» gewann die in Russland und den USA lebende «Magnum»-Fotografin Diana Markosian mit dem Bild «The Cubanitas». Es zeigt die 15-jährige Pura, die an ihrem Geburtstag in einem Coupé durch ein Quartier in Havanna fährt. Der 15. Geburtstag eines Mädchens ist in der lateinamerikanischen Kultur eine Tradition, mit der das Erwachsenwerden gefeiert wird. In Kuba ist sie besonders ausgeprägt. Puras Geburtstag war insofern speziell, da bei ihr einige Jahre zuvor ein Hirntumor diagnostiziert worden war und ihr gesagt wurde, dass sie nicht älter als 13 Jahre werden würde.

Olivia Harris

Der Preis für die beste Serie in der Kategorie «Zeitgenössische Themen» ging an die Britin Olivia Harris, die sich in ihrer Arbeit mit Irlands Kampf gegen die Anti-Abtreibungs-Gesetze befasste.

Lorenzo Tugnoli/Contrasto/«The Washington Post»

Die Serie «Krise im Jemen» des aus Italien stammenden und in Beirut lebenden Fotografen Lorenzo Tugnoli gewann den ersten Platz in der Kategorie «News». Wafa Ahmed Hathim verlor ihr linkes Bein, als eine Granate ihr Haus traf. Es lag in der strategisch wichtigen Zone des Hafens Hudaydah am Roten Meer. Am selben Tag fanden die lange ausgehandelten Friedensgespräche in Schweden statt. Nach fast vier Jahren Konflikt im Jemen leiden mindestens 8,4 Millionen Menschen an Hunger, und 22 Millionen – 75% der Bevölkerung – sind gemäss den Vereinten Nationen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

John Wessels/AFP

Der südafrikanische Fotograf John Wessels gewann mit zwei Serien aus dem Kongo, wo er seit 2017 lebt, gleich die Plätze 2 und 3 in der Kategorie «News». Mitglieder der Oppositionspartei versammeln sich vor dem Parteizentrum in Kinshasa. Ein Feuer, das Wahlmaterialien zerstört hatte, führte zu einer erneuten Verschiebung der Wahlen, die für den 23. Dezember vorgesehen waren. Die Wahlen um die Nachfolge des ehemaligen Präsidenten Joseph Kabila fanden schlussendlich am 30. Dezember statt, begleitet von Protesten. Felix Thisekedi von der Oppositionspartei UDPS gewann die Wahl. Es war die erste friedliche Machtverschiebung seit der Unabhängigkeit des Kongo 1960.

John Wessels/AFP

Ein Angestellter wartet, um sich eines unbestätigten Falles von Ebola anzunehmen. Das Behandlungszentrum liegt im kongolesischen Bunia, 200 Kilometer nördlich der Stadt Beni. Beni ist seit über 25 Jahren von Konflikten betroffen und hatte 2018 mit einer Ebola-Epidemie zu kämpfen. Gemäss Médecins Sans Frontières (MSF) handelte es sich um die zweitgrösste weltweit. Ungefähr 700 Fälle und über 460 Tote wurden seit dem 1. August vermeldet. Die hochansteckende Krankheit im Konfliktgebiet unter Kontrolle zu bekommen, war fast unmöglich. Medizinische Einsätze wurden unterbrochen, und Falschinformationen über die Krankheit waren im Umlauf.

Sarah Blesener

Sarah Blesener aus den USA gewann den ersten Platz in der Kategorie «Langzeitprojekte». Die Fotografin interessierte sich für die patriotische und vormilitärische Erziehung. Blesener besuchte zehn Jugendprogramme in den USA sowie militärische  Sommerlager in Russland. Das Ziel der Serie war es, den Fokus auf junge Menschen zu legen, um einen Dialog zu schaffen darüber, wie Ideen, wie Patriotismus zukünftigen Generationen einverleibt werden könnte, umgesetzt werden können. Auf dem Bild zu sehen sind russische Schülerinnen im Dezember 2016, kurz bevor sie an einem Sing- und Marschwettbewerb an ihrem Gymnasium teilnehmen. Putins Programm für patriotische Erziehung russischer Bürgerinnen und Bürger, das 2016 startete, führte zu einem Anstieg des Patriotismus um 8 Prozent und zu 10 Prozent mehr Einschreibungen für den Militärdienst.

Alejandro Cegarra

Der venezolanische Fotograf Alejandro Cegarra begann den Zerfall seines Heimatlandes 2013, nach dem Tod von Hugo Chávez, zu dokumentieren. Dies brachte ihm den dritten Platz in der Kategorie «Langzeitprojekte». Auf dem Bild sind Demonstrantinnen und Demonstranten zu sehen, die 2014 in Caracas gegen die Regierung protestierten. Unter Chávez, der das Land von 1999 bis 2013 regierte, erlebte Venezuela den grössten wirtschaftlichen Boom aller Zeiten. Die steigenden Ölpreise während der 2000er-Jahre spielten Chávez in die Hände. Er investierte Gewinne in die Wohlfahrt und in den sozialen Wohnungsbau. Als die Ölpreise 2014 sanken, führte sein Nachfolger Maduro die Sozialpolitik weiter, was zu einer Hyperinflation und Sanktionen seitens der USA führte. Politische Spannungen nahmen zu; fehlende Nahrungsmittel und mangelnder Zugang zu medizinischer Versorgung führten zu Protesten, zu einem Gewaltanstieg und zu Emigration ins Ausland.

Jasper Doest

In der Kategorie «Natur» gewann der Niederländer Jasper Doest Platz 2 für ein Einzelbild sowie für diese Serie über Flamingos. Der Flamingo Bob begleitete die Veterinärmedizinerin Odette Doest bei einem Besuch in der Albert-Schweitzer-Schule in Willemstad auf der karibischen Insel Curaçao. Das Ziel war dabei, die Kinder über Flamingos und deren Lebensraum zu informieren und zu sensibilisieren. Bob wurde von der Naturschutzorganisation FDOC gerettet, nachdem er in ein Hotelfenster geflogen war. Der Flamingo gewöhnte sich während der Rehabilitation so stark an Menschen, dass er in freier Wildbahn nicht mehr überlebensfähig gewesen wäre. So wurde er zum Botschafter für den Erhalt des Lebensraumes von Tieren auf Curaçao.

Heba Khamis

Mit diesem Bild von Jochen (71) und Mohammed (21; Namen geändert) belegte die ägyptische Fotografin Platz zwei in der Kategorie «Porträts». Die beiden Männer sitzen im Tiergarten Berlin. Jochen verliebte sich in Mohammed, der dazumal als Sex-Arbeiter im Park tätig war. Seit 19 Monaten sind sie zusammen. Mohammed arbeitet inzwischen in einer Schwulenbar und löst sich von seiner Heroinsucht. Er ist nicht schwul, doch diese Beziehung war die bessere Alternative. Deutsche Hilfswerke verzeichnen einen Anstieg von Prostitution unter jungen Migranten. Manche wählen diese Tätigkeit mangels Alternativen, andere, um ihre Heroinsucht zu finanzieren. Während sie auf ihre Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung warten, dürfen sie nicht legal arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren. Der Staat legt den Fokus auf die Unterstützung von Migrantinnen und Migranten aus Kriegsgebieten, andere Asylanträge dauern länger.

Alyona Kochetkova

Mit diesem berührenden Selbstporträt mit dem Titel «Als ich krank war» gewann die russische Fotografin Alyona Kochetkova den dritten Platz in der Kategorie «Porträts». Das Bild zeigt, wie sie nach der Chemotherapie unfähig war zu essen, obwohl die Randensuppe Borscht zu ihren Lieblingsspeisen gehört. Trotz ihres Wissens um die Wichtigkeit des Essens sei sie unfähig gewesen, Nahrung aufzunehmen. Den Prozess ihrer Krankheit fotografisch zu dokumentieren sei nicht nur ein Weg gewesen, eine persönliche Geschichte zu teilen, in der Hoffnung, anderen Betroffenen Mut zu machen. Es sei ebenfalls ein Weg gewesen, ihr Schicksal zu akzeptieren, indem sie das tat, was sie liebt – fotografieren.

Luisa Dörr

Luisa Dörrs Serie «Falleras» belegt den dritten Platz in der Kategorie «Porträts». Weil Maria Fernandez nicht aus einer traditionellen Fallera-Familie stammt, trat sie einer Gruppe bei. Normalerweise werden Kleider und Schmuck von Generation zu Generation weitergereicht. Ein Fallera-Kleid ist sehr teuer, deshalb kaufte sich Maria Fernandez ein gebrauchtes und verzierte es nach ihrem Geschmack. Während des spanischen Festes «Fallas de Valencia» tragen Frauen und Mädchen diese Kleider, die vor Jahrhunderten von Arbeiterinnen auf Reisfeldern getragen wurden. Die Kleider wurden mit der Zeit immer extravaganter und kosten heute bis zu 1000 Euro. Auch spezielle Haarknoten, die mit Schmuck verziert werden, gehören heute zur Aufmachung einer Fallera.

Luisa Dörr

Alaei Forough

Mit ihrer Serie «Sehnsucht nach Freiheit» gewann die Iranerin Alaei Forough den ersten Platz in der Kategorie «Sport». Die 22-jährige Zeinab besucht als Mann verkleidet ein Fussballspiel im Azadi-Stadion in Teheran. Als weibliche Fotografin war es Alaei nicht erlaubt, mit einer Kamera das Stadion zu betreten. Deshalb musste auch sie sich als Mann verkleiden und mit ihrem iPhone fotografieren. Im Iran ist Fussball die beliebteste Sportart. Dennoch ist es Frauen verboten, Fussballstadien zu betreten. Nach einem Gespräch mit Fifa-Präsident Gianni Infantino wurde am 20. Juni 2018 erlaubt, dass ausgewählte Gruppen von Frauen Länderspiele besuchen dürfen. Im Oktober wurde der Entscheid jedoch wieder zurückgezogen. Als der Fifa-Präsident bei einem Spiel sehen wollte, dass Frauen anwesend sind, wurde ein paar Ausgewählten der Zugang erlaubt.

 

4 Kommentare zu «World Press Photo Award 2019»

  • Ronnie König sagt:

    In Kenia und Uganda sind ebenfalls weibliche Ranger im Einsatz und auch bewaffnet. Allerdings ohne diese Tarnung. Dass es so etwas braucht in Zimbawe war mir bis jetzt unbekannt. Aber man ist in Afrika manchmal weiter wie man hier glaubt, trotz manchem negativem Bericht. Und gelungen ist das Foto ebenso, Farbe und Licht passen sehr gut thematisch, die Schönheit der Frau ist trotzdem sehr gut zu sehen.

  • Marc sagt:

    Gerade dieses Mädchen war nämlich kein “Flüchtlingskind“, wie uns suggeriert werden sollte. Seine Mutter hatte ihren Mann, der einen guten Job als Bootsführer hat, und zwei weitere Töchter verlassen, um in den USA ihren Traum zu leben. Dazu hatte sie sich wohl ein paar tausend Dollar zusammengeliehen. Ihr Mann und die beiden anderen Töchter wussten nichts von der geplanten “Flucht”. Die Fotos aus Honduras, die seinerzeit dazu an die Öffentlichkeit gerieten, zeugen denn auch keineswegs von einer Notlage der Familie, sondern lassen vermuten, dass hier eine ausgesprochen egoistische Frau ihren Kopf durchsetzen wollte, weil sie mit ihrem Leben in Honduras (Haus, Auto, berufstätiger Mann, 3 niedliche Töchter) nicht zufrieden war.

    • Dominic Schelling sagt:

      Da gebe ich Ihnen natürlich vollständig recht. Seit man(n) den Frauen das Wahlrecht gab und sie sogar noch gesetzlich mit den Männern gleichstellte, wagen es ein paar dieser Geschöpfe, einen eigenen Kopf zu haben, anstatt sich willenlos, wie es sich für eine brave Frau ziert, ihrem Mann und Gebieter hinzugeben. Gerade Lateinamerika ist doch für seine selbstlosen und fürsorglichen Männer bekannt, die alles tun, damit sich ihre Frauen bilden und beruflich entfalten können. Aber nein, dieses egoistische Wesen, hat sich ohne Not aus ihrem familiären Paradies entfernt.

    • Urs Schmid sagt:

      Und die Quelle deiner Märchengeschichte?

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