«Bauhausmädels»
«Bauhausmädels» stellt Wegbereiterinnen der Moderne vor. Bislang nie publizierte Porträts, neu entdecktes Archivmaterial sowie biografische Informationen machen dieses Buch zu einem längst überfälligen Tribut an die oft völlig unterschätzten Mitglieder des Bauhauses.
Fotografin Ellen Auerbach ca. 1927. © Karl-Hubbuch-Stiftung, Freiburg / Photo © Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie
Als 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar seine Pforten öffnete, bewarben sich mehr junge Frauen als Männer um die Studienplätze. Die Genderpolitik am Avantgardeinstitut war allerdings keineswegs vorbildlich: Von Gropius und den meisten der lehrenden und mitstudierenden Männer argwöhnisch beäugt, bei der Entfaltung ihrer Talente nach Kräften behindert und nach Möglichkeit in die «Frauenklasse», die Weberei, abgedrängt, eroberten sie sich dennoch alle Fachbereiche, auch neue Medien wie die Fotografie und bislang als rein «männlich» begriffene Domänen wie Bildhauerei, Industriedesign oder Architektur. Marianne Brandt, Grete Stern und Ellen Auerbach, Friedl Dicker, Anni Albers, Otti Berger und viele mehr schrieben mit ihren Werken Kunst- und Designgeschichte und verkörperten tatsächlich die «Neue Frau», die in der Weimarer Republik Prototyp eines neuen Frauenbildes wurde.
Elisabeth Kadow, Textilkünstlerin, fotografiert von Annelise Kretschmer um 1929. © Museum Folkwang Essen/ARTOTHEK
Lotte Beese, die erste Frau, die in der Bauabteilung des Dessauer Bauhauses studierte und nach Abschluss des Studiums als gefragte Architektin arbeitete, fotografierte ihre Studienkolleginnen in der Textilabteilung in Dessau um 1928. © Ariane und Maurizio Stam, Krimpen, NL / Photo © Bauhaus-Archiv, Berlin
Die Textilkünstlerin Ruth Consemüller am Webstuhl, fotografiert von ihrem Mann Erich um 1931. © Stephan Consemüller / Photo © Stiftung Bauhaus Dessau
Ise Gropius, fotografiert von Herbert Bayer um 1931. © Bauhaus-Archiv, Berlin 2019
Die Textilkünstlerin Anni Albers um 1922. © 2018 The Josef and Anni Albers Foundation
Fotograf Erich Consemüller fotografierte seine zukünftige Frau Ruth Hollós (links) und Martha Erps auf dem Dach des Atelierhauses in Dessau um 1927. © Stefan Consemüller, Klassik Stiftung Weimar / Bauhaus-Museum
Die Fotografin Hilde Hubbuch im Haus der Rheinischen Heimat, Köln, 1928. © Karl-Hubbuch-Stiftung, Freiburg / Photo © Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie
Eine Meisterin ihres Fachs: Die Textildesignerin Gunta Stölzl in ihrem Studio am Bauhaus in Dessau. © Bauhaus-Archiv, Berlin
Stoffdesignerin und Weberin Otti Berger fotografiert von der ungarischen Fotografin Judith Karasz. Eine Doppelbelichtung mit der Fassade des Atelierhauses in Dessau 1931/32. © Géza Pártay / Photo © Bauhaus-Archiv, Berlin
Otti Berger (vorne) und Kollegin Lis Beyer in einem Ruderboot auf der Elbe ca. 1927. © Bauhaus-Archiv, Berlin
Wera Meyer-Waldeck ging 1927 ans Bauhaus in Dessau, wo sie Architektur und Malerei studierte und eine Lehre in der Bauhaus-Tischlerei machte, die sie 1932 als erste Frau mit der Tischlergesellenprüfung abschloss. Das Foto machte Gertrud Arndt um 1930 in der Bauhaus-Tischlerei. © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 / © Bauhaus-Archiv, Berlin
Die Textilstudentinnen am Bauhaus fotografiert von T. Lux Feininger 1927. © Estate of T. Lux Feininger / Photo© Bauhaus-Archiv, Berlin
Selbstporträt von Fotografin Lucia Moholy (spiegelverkehrt gedruckt) ca. 1930. © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 / Photo © Bauhaus-Archiv, Berlin
Dieser Band stellt mit knapp 400 Porträtfotos 87 Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen vor, von denen viele lange Zeit vergessen waren. Neue archivarische Funde vervollständigen darüber hinaus unser Bild der wenigen prominenten Bauhaus-Frauen wie Lucia Moholy, die, nach der Machtübernahme der Nazis aus Deutschland geflohen, ihr Archiv mit 650 Glasnegativen ihrer berühmten Architektur-, Objekt- und Porträtaufnahmen Gropius anvertraut hatte und später nur auf juristischem Wege ihr Urheberinnen- und Eigentumsrecht geltend machen konnte, Gertrud Arndt, die eigentlich Architektur studieren wollte, dann in der Weberei landete und sich schliesslich ganz der Fotografie zuwandte, oder Marianne Brandt, die als erste Frau in der Metallwerkstatt des Bauhauses arbeiten durfte und deren Entwürfe für Leuchten, Aschenbecher und andere Haushaltsgegenstände bis zum heutigen Tag von Alessi verwendet werden.

Ein Kommentar zu ««Bauhausmädels»»
„Bislang nie…“ Mann, ist das geschwurbelt.