Der Fotostift und die Rockstars

Wie ein Teenager aus Zollikon mit Aufnahmen von ABBA bis Zappa viel Geld verdiente und sich mit den Mächtigen anlegte.

David Bowie, München, 1983

Timing ist wichtig im Leben. Ohne Timing verpasst der Gitarrist den Einsatz, der Fotograf den Moment und der Geschäftsmann den Trend. Dass sich mit Konzertfotografie Geld verdienen lässt, merkte der Fotostift Bruno Stettler als seine Bilder des Zürcher Clash-Konzerts unter Schulkollegen der Schwester begeisterte Abnehmer fanden. Das war 1977, das Geburtsjahr des Punk und do it yourself  schwer angesagt. Stettler inserierte mit seinem Angebot in Musikmagazinen und stand bald schon täglich stundenlang alleine im Labor um Abzüge anzufertigen. Zuerst noch über Mittag im Lehrbetrieb, später von daheim aus. Blondie lief wie blöd und …

Kiss (Paul Stanley). Basel. 28. 9. 1980

Star-Foto-Versand. 1978-1984

Krokus-Fan, London. 25. 5. 1980

Blondie (Debbie Harry). Zürich. 24. 9. 1978

Iron Maiden. Zürich. 15. 3. 1981

AC/DC. Bern. 25. 11. 1979

Bob Marley. Zürich. 30. 5. 1980

Led Zeppelin. Zürich. 29. 6. 1980

AC/DC Fantreffen. Zürich. 1980

…von ABBA-Fotos verschickte der umtriebige Rock’n’roll-Paparazzo tausende Kopien in alle Welt; ein lukratives Geschäft. Den Mitgliedern des von ihm gegründeten AC/DC-Fanclubs verkaufte er ausser seinen Fotos und Postern auch VHS-Kassetten mit zusammenkopierten Live-Schnipseln und nach Bon Scotts Tod sogar T-Shirts mit dem Original-Logo der Band. Woraufhin sich AC/DC-Manager Peter Mensch höchstpersönlich meldete und dem geschäftstüchtigen Teenager mitteilte, dass er damit sofort aufhören müsse. Doch die Stettler-Show ging weiter. Breaking the law – und nichts geschah.

ABBA. Zürich. 28. 10. 1979

Plasmatics. Zürich. 2. 2. 1981

AC/DC Fantreffen. Zürich. 1980

Pogo. SPN. Emmen. 3. 11. 1979

Nena. Zürich. 1983

Nina Hagen. Winterthur. 25. 10. 1980

Udo Lindenberg und Gianna Nannini. München. 1983

Iggy Pop. München. 1983

Nazareth. Zürich. 18. 2. 1979

Queen. Hotel Atlantis. Zürich. 4. 2. 1979

Kreischende Fans (undatiert)

Bis 1984 geschäftete und fotografierte Stettler wie ein Besessener. Von Judas Priest bis Nina Hagen, von Led Zeppelin bis Bowie. Marley, Mercury, Joan Jett; alle hat er abgelichtet, manche von ihnen auch Backstage oder in der Hotellobby. Von den tausenden Bildern der Crème de la Crème des Rock’n’Roll erscheinen nun die Besten das erste Mal in Buchform. “Als wärs das letzte Mal” ist ein wilder Mix aus grobkörnigen,  zerkratzten und unperfekten Bildern, ein grossartiges Zeitzeugnis. Ungeschliffen, roh, kraftvoll und authentisch. So wie gute Rockmusik eigentlich sein sollte und noch war, als Stettler in der vordersten Reihe stand, während Iggy Pop an seinem Reissverschluss rumfummelte.

titel

Bruno Stettler: Als wär’s das letzte Mal.
Sturm & Drang publishers 2019.
Buchvernissage 1. März, Photobastei Zürich
mit Liveauftritt von RAMS

 

31 Kommentare zu «Der Fotostift und die Rockstars»

  • Charles Bärlocher sagt:

    Lieber Bruno,
    Einfach sensationell deine Fotos. Das Buch muss ich haben. Da ich 28.10.1979 nicht am ABBA Konzert im Hallenstadion dabei sein konnte, bin ich auf der Suche nach Fotos. Verkaufst du immer noch solche Fotos? Wäre super !!!

  • Oli m. sagt:

    Cool! Die story vom teenager der sich mit den mächtigen anlegte geht ja weiter…kommt ja noch viel spannender. Wann gibts die fortsetzung?? :-)

  • Stefan Haas sagt:

    Lieber Bruno,
    Herzliche Gratulation zu Deinen eindrücklichen Bildern. Sie wecken überdies auch schöne Erinnerungen. War bei Bob Marley, Nina Hagen und Pink Floyd in Berlin auch dabei. Hast Du auch Fotos von Frank Zappa und wenn ja, von welchem Konzert? Und: kann man auch Bilder kaufen? Suchte vergeblich nach Konzertpostern der drei Konzerte. Aber vielleicht klappt es ja mit Bildern

  • Sola sagt:

    Hammer! Bitte mehr solche Bilder!

  • Markus Lindenmann sagt:

    . . . WHOLE LOTTA‘ ROSIE . . . a very long time ago . . . ac/dc FOREVER

  • Bruno Stettler sagt:

    Ja nena und Nina hagen leben noch. Und angus young. Und Igbo pop. Und alle wie Bon Scott im Herzen. Gruß bruno. ?

  • Roberto Furter sagt:

    Hiess die Schwester von Bruno Stettler Fränzi? Also Franziska …
    p.s.: Ist ja auch schon lange her. gem. BAP „Verdamp‘ lang her“. Fränzi war grosser Fan von Nina Hagen, und mochte auch Brombeermarmalade. Ihr damaliger Freund grosser Fan von Frank Zappa (eine guter Freund/ Kumpel von mir).

  • Oliver van der Waerden sagt:

    Anhand dieser Fotos sehne ich mich nicht in diese Zeit und Umgebung. DIe Abgebildeten sehen ziemlich kaputt aus. Weitgehend.

    • Daniel Ulrich sagt:

      Das war Rock n Roll gespielt von Musikern mit richtigen Instrumenten und echten Emotionen! Das spielte sich weit vom politisch korrekten, austauschbaren Durchschnittsbrei heutiger Tage ab. Das alles war echt und nicht kaputt!

  • Marcel Graf sagt:

    Kann mich erinnern Bruno Stettler vor einem Konzert Ende der Siebziger, ich glaube von Santana, angesprochen zu haben. Mein Kollege und ich verteilten dann vor dem Hallenstadion seine Flyer und konnten uns dafür ein paar seiner Fotos aussuchen. Die Fotos (Pink Floyd und Genesis) habe ich heute leider nicht mehr.

    • Bruno Stettler sagt:

      Du darfst dich freuen.
      Pink Floyd habe Ich leider nicht fotografiert.
      Nur gesehen. 1990. vor dem Reichstag berlin.
      Phil Collins ist im foto Buch mit fuck off. Finger zusehen.

    • Marcel Graf sagt:

      Entschuldige, der Zahn der Zeit nagt dann wohl an meinem Gedächtnis. Zeit diese tollen Erinnerungen wieder aufzufrischen, in Bild und Ton.

  • Turgil sagt:

    Super Bilder und ganz schöne idea,
    Jetzt auspacken mit originelle photos wo nie gesehen worden, wenn man dieser Zeiten miterlebt hatte, spürt man die Originalität und sogar die Stimmung dort

    • Bruno Stettler sagt:

      Oh Yes. Und wie du diese Zeit spürt im foto Buch. Freue dich. Das ist ganz viel Energy in den Fotos. Gruß bruno.

  • Marcel sagt:

    Bob Marley. Zürich. 30. 5. 1980 – an jenem sonnigen Freitagabend gings allerdings vor dem Opernhaus so richtig ab, ganz nach der Bob Marley Devise:
    Get up, stand up, stand up for your rights
    Get up, stand up, don’t give up the fight
    Get up, stand up, stand up for your rights
    Get up, stand up, don’t give up the fight

  • Erwin Adler sagt:

    Der AC/DC Fan sieht aus wie junge Madonna:-)

  • Urs 1961 sagt:

    Sensationell, immer noch!

  • Roland K. Moser sagt:

    Ich habe von ihm noch diverse Fotos von AC/DC-Konzerten.

  • Peter Basel sagt:

    Geile Fotos! Geile Musik! Geile Zeit!

  • Urs von Felten sagt:

    Ist das Gianna Naninni neben Udo Lindenbert?

  • Jürg Marquard sagt:

    Bild Nr.5 „Blondie. Zürich. 24. 9. 1978“ ist nicht richtig. Erkennbar ist Debbie Harry, aber sie allein war nicht Blondie. Blondie war eine Band, nicht eine einzelne Person.

    • Boris Müller sagt:

      das stimmt, der titel resp. die legende bezieht sich aber jeweils auf das konzert. es steht ja auch iron maiden, obwohl fans zu sehen sind und keine musiker der band. es steht jetzt in klammer (debbie harry)

    • Roberto Furter sagt:

      Aber Debbie Harry fuhr zusammen mit Meat Loaf (aka – Marvin/ Michael Lee Aday) im Truck ‚on the road‘ (à la Jack Kerouac) – und besuchten unter anderem den ‚Philosophen‘ Alice Cooper (aka Vincent Damon Furnier). – ‚On the road again‘ war von diesen heissen, luftigen Dosen (Canned Heat).

    • Daniel Ulrich sagt:

      Haarspalterei. . . natürlich ist das Debbie Harry. Sie war nun einmal das Gesicht an der Front. Wie schon jemand erwähnt hat werden bei allen Bildern die Band genannt!

  • Dave Beck sagt:

    All diese grossen Musiker/innen… die meisten gibt es nicht mehr… und Heute? Heute haben wir Einheitsbrei und tot langweilige Künstler und noch tot langweiligere Musik. Schön war’s mal früher……

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.