1 Kind, 20 Mahlzeiten

Der Fotograf Gregg Segal hat weltweit Kinder porträtiert – zusammen mit dem Essen, das sie in einer Woche zu sich nehmen.

 

Kawakanih

Haben Sie sich schon mal überlegt, was Sie in einer Woche so alles verspeisen? Ja, klar, wahrscheinlich das eine oder andere Brötchen, mehrere Portionen Gemüse, Nudeln oder Reis, wie die meisten. Fleisch auch, falls Sie noch nicht ins vegetarische Lager gewechselt haben. Womöglich das eine oder andere Dessert. Zwischendurch Früchte.

Nur Zarah Alia Nabila

Beryl Oh Jynn

Altaf Rabbal Dlove

Würde man all diese Lebensmittel um Sie herum drapieren, könnte ein aussenstehender Betrachter erkennen, dass Sie in der Schweiz zu Hause sind? Gut möglich, wenn da Birchermüsli, Aromat, Bretzeli von Kambly und Gipfeli dabei wären. Oder vielleicht Rösti, Raclette und, natürlich, Zweifel-Chips.

Greta Moeller

Chetan

Yusuf

Für das Projekt «Daily Bread» hat der US-amerikanische Fotograf Gregg Segal Buben und Mädchen aus aller Herren Länder mit ihrem wöchentlichen Essen inszeniert – jeweils also mit rund 20 Mahlzeiten pro Porträt. Die Idee dazu hatte er während seiner vorherigen Fotoserie, bei der er Menschen mit dem Müll porträtiert hat, den sie in derselben Zeitspanne produzieren.

Anchal Sahni

Meissa

Thayla dos Reis Oliveira

Isaiah Dedrick

Alexandra und Jessica Lewis

Die Bilder mit dem «täglich Brot» sind aus drei Meter Höhe aus der Vogelperspektive aufgenommen. Sie wirken detailreich und aufgrund bunter Tischtücher als Hintergrund zugleich plakativ. «Ich hatte jeweils gut eine Stunde Zeit pro Bild», sagt Gregg Segal, «dann liess die Konzentration der Kinder nach.» Verdientermassen war er mit seinem Projekt Finalist bei den Magnum Photography Awards 2017; zurzeit sind seine eindrücklichen Fotos im Zürcher Museum Kulturama im Rahmen der Ausstellung «Wer is(s)t denn da?» zu sehen.

Was Gregg Segal bei seiner Arbeit festgestellt hat? Dass in ärmeren Regionen offenbar häufig gesünder gegessen wird als in den reicheren Gebieten. Als Besucher der Ausstellung staunt man aber auch über vieles andere: Dass Kawakanih aus Brasilien sich fast nur von Fisch und Früchten ernährt. Mit Schmunzeln stellt man fest, dass Isaiah aus Los Angeles nicht nur Fast Food, sondern auch Maissalat mag. Und zwar dreimal pro Woche.

Man denkt sich, dass Meissa aus dem senegalesischen Dakar vielleicht die eine oder andere Baguette pro Woche weniger zu sich nehmen könnte. Und nimmt überrascht zur Kenntnis, dass im malayischen Kuala Lumpur offenbar oft Kartoffelchips gegessen werden. Und in manchen Gegenden Indiens, das ist vielleicht ja auch eine Erkenntnis, wird offenbar mehr Fladenbrot als Reis verspeist. Zu sehen auf dem Porträt der festlich bekleideten Anchal, die in Mumbai lebt.

Kulturama, Englischviertelstrasse 9 in Zürich, Di bis So 13–17 Uhr. Noch bis 4. August.

10 Kommentare zu «1 Kind, 20 Mahlzeiten»

  • Markus Cordey sagt:

    Kawakanih, ist das ein Junge oder ein Mädchen? Ich würde auf Mädchen tippen, wegen der Haare und dem Halsschmuck. Bin mir aber nicht sicher.

  • Peter Hinterhofer sagt:

    @terepe
    Nein, das ist kein Reis, sondern aus Maniokmehl zubereiteter Fladen, der als Speiseunterlage, Tunkmittel etc. gleich mitverspiesen wird. Reis gibts bei der indigenen Bevölkerung des Amazonas-Einzugsgebiets eigentlich keinen zu essen, vor allem dann nicht, wenn sie relativ unabhängig von „westlich geprägten“ Nachbargesellschaften leben.

  • Emil Eugster sagt:

    Gute Idee und sehr schöne Fotos.

  • beato basso sagt:

    Hammer Dok, wie seinerzeit auch im Geo die Foto’s mit den Hausständen draussen.
    Sehr aufschlussreich, hier kann man angewandte Ernährungslehre erkennen….
    Toll, dankeschön.

  • terepe sagt:

    „Dass Kawakanih aus Brasilien sich fast nur von Fisch und Früchten ernährt.“ Und Reis; viel Reis.

    • Peter Hinterhofer sagt:

      Nö, das ist allermeistens nicht Reis, sondern aus Maniokmehl produziertes „Fladenbrot“, eine Art „Teller“, der auch gleich verspiesen wird.

  • Marianne Steiner sagt:

    Top! Kreativ, informativ und inspirierend.
    Ich als Mutter gehe wieder mal über die Bücher und werde – inspiriert von den Bildern – meinen Kindern mal was ganz anderes auftischen.
    Gratulation zur gelungenen Serie!

  • Michael K. sagt:

    Vielen Dank für das Zeigen dieser spannenden Serie. Eine gute Idee wundervoll umgesetzt. Als Schweizer frage ich mich natürlich wie mein oder der Speiseplan meiner Kinder so dargestellt aussehen würde.

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