Auf den Dächern von Paris

Egal ob Tourist oder Einwohner: Diese Perspektiven auf die Hauptstadt Frankreichs bleiben den meisten verwehrt.

Rue de Chartres, 75018 Paris

Wenn der Himmel dunkel wird und die Strassenlaternen Paris in warmem Licht erstrahlen lassen, ist die Zeit von Alain Cornu gekommen. Dann kraxelt der Fotograf mit seiner 4×5-Grossformatkamera hoch zu den Schornsteinen und Antennen, von wo aus er einen richtiggehend exklusiven Blick auf seine Stadt hat. Denn dort rauf kommt sehr selten, wer nicht irgendwas zu reparieren oder reinigen hat.

Seit 2010 lichtet Cornu die Dächerwelten in verschiedenen Arrondissements für seine Serie «Sur Paris» ab. Die Atmosphäre, die während eines solchen nächtlichen Shootings herrscht, vergleicht der 52-Jährige mit jener beim Bergsteigen – alles sei so ruhig und harmonisch.

Rue Louis Blanc, 75010 Paris

Rue Poissonnière, 75010 Paris

Rue de Chartres, 75018 Paris

Rue Poissonnière, 75010 Paris

Dass Paris hoch oben einen ganz anderen Charme versprüht, merkte Cornu bereits in den Achtzigerjahren. Damals in seiner Studienzeit lebte er in einem Mansardenzimmer und konnte viele der mit Zinkblech beschlagenen Dächer überblicken. Dass er bei seinem jetzigen Projekt immer bei Nacht fotografiert, hat unter anderem mit dem Fotokünstler Brassaï zu tun, dessen berühmter Fotoband «Paris de Nuit» Cornu stark beeinflusst hat.

Rue du Faubourg Saint-Antoine, 75011 Paris

Rue de la Verrerie, 75004 Paris

Rue de la Liberté, 75019 Paris

Rue de Charenton, 75012 Paris

Keine Angaben zum Standort. Das blau leuchtende Gebäude im Hintergrund ist der Tour Montparnasse.

Avenue de la République, 75011 Paris

Rue Princesse, 75006 Paris

Doch wie findet Cornu all diese Aussichten, wenn doch nur die wenigsten Dächer frei zugänglich sind? Vieles sei Mundpropaganda, meint er. «Kontakte sind das A und O, man muss jemanden im Haus kennen.» Bevor der Fotograf selbst zur Tat schreitet, prüft sein Assistent den jeweiligen Ort auf Ästhetik und Sicherheit. «Dann warten wir auf passendes Wetter und melden uns bei der Person vor Ort.»

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Alain Cornu ist 1966 in Decize, Frankreich, geboren. Er studierte am Gobelins-Fotografieinstitut und schloss 1988 als Klassenbester ab. Danach etablierte sich Cornu als Fotograf für Stillleben sowie Porträts und arbeitete für Werbekunden wie Renault oder PNB Paribas. Daneben gewann er mit seinen Landschaftsbildern die Preise des Kodak Talent Grant und des Montpellier Festival.

Die Bilder aus der Serie «Sur Paris» sind im gleichnamigen, limitierten Fotoband vereint, der direkt über den Fotografen bezogen werden kann. Weiteres von und über Alain Cornu finden Sie auf seiner Website und Instagram.

4 Kommentare zu «Auf den Dächern von Paris»

  • Rolf Wittwer sagt:

    Auch in unseren schweizerischen Städten sind irgendwo gewiss ähnliche Silhouetten zu entdecken. Vergleichsaufnahmen wären wohl interessant.
    Die Romantik, wie sie in früheren div. bildlichen (Filme, Bücher) Darstellungen zum Ausdruck kamen, gibt es nur noch vereinzelt.
    Im berühmten Film „Irma la couce“ hat diese Romantik noch einen, jedoch von den U.S.A. inspirierten Touch, der immer mehr am verbleichen ist.
    Dommage!

  • Stefan Aeschlimann sagt:

    Amüsant die Hochhäusergruppe auf einer Foto in der BAZ zu sehen, wo ich als Auslandschweizer lebe.
    Gruss aus Paris, 19eme Arondissement

  • Samuel Flatu sagt:

    immer wieder wunderbar dieser alain cornu (bild no.10 ist am chemin de le pet im 12. arrondissement)

  • Gisela Hoffmann sagt:

    Die Pariser Bilder sind ein visuelles Vergnügen, sie gefallen mit sehr gut. Am schönsten finde ich Rue de Charenton 75012, wegen der vielen Kamine und der Leiter übr die Fassade zum Dach und auch die Rue Louis Blanc, 75010, mit dem Gegenüber, weil sie mich an den Hinterhof meiner Berliner Grosseltern erinnert, bevor das Viertel eine Ruine war.
    Danke Alain Cornu!
    Gisela Hoffmann

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