Mode-Star mit Handicap
Madeline Stuart hat das Down-Syndrom und läuft für Labels auf der ganzen Welt über den Catwalk. Ein Fotograf hat sie diesen Herbst an die Fashion Weeks in New York und London begleitet.
Präsentieren Modeschöpfer ihre neusten Kollektionen, ist sie auf Achse: Die 21-jährige Australierin Madeline Stuart nimmt nach einem Auftritt an der New York Fashion Week im Taxi Platz. (9. September 2018)
Was vor drei Jahren noch eine kleine Sensation war, ist für Madeline Stuart heute Alltag. Als Model mit Trisomie 21 präsentierte sie Anfang September bereits zum sechsten Mal Kleider an der New York Fashion Week. Sieben Designer buchten sie für Auftritte in Manhattan, sieben weitere für die darauffolgende Modewoche in London. Die 21-Jährige aus Brisbane ist eine feste Grösse im Fashion-Business.
Wenn sie von einer Modenschau zum nächsten tingelt, ist eine Person stets an ihrer Seite: Ihre Mutter Rosanne Stuart, die einst selbst modelte, zwischenzeitlich als Schreinerin und Baugutachterin gearbeitet hat und nun Madeline als Vollzeit-Managerin unterstützt.
Das Make-up darf nicht fehlen: Stuart vor ihrem Laufsteg-Einsatz für die Designerin Colleen Morris in London. (15. September 2018)
Trubel hinter der Kulissen: Eine Visagistin schminkt Stuart in New York für eine Modenschau von Lulu et Gigi. (9. September 2018)
Posieren mit zwei männlichen Models. (6. September 2018)
Betritt die junge Frau aus Brisbane den Laufsteg, ist ihr die Aufmerksamkeit der Anwesenden gewiss: Die Modenschau der Swedish School of Textiles an der London Fashion Week. (14. September 2018)
Angefangen hat alles 2015. Nach dem Besuch einer Modenschau äusserte Madeline die Absicht, einst selbst als Mannequin arbeiten zu wollen. Also organisierte die Mutter ein Fotoshooting und stellte die Bilder ins Netz. Nicht nur die Internet-Gemeinde war vom ungewöhnlichen Model begeistert, sondern auch der Modeschöpfer Hendrik Vermeulen aus Südafrika. Dieser engagierte die damals 18-Jährige für einen Auftritt in New York und brachte damit den Stein so richtig ins Rollen.
Mittlerweile ist Stuart in London, Paris und Dubai sowie in Russland, China und Uganda über den Catwalk gelaufen. Letztes Jahr lancierte sie zudem eine eigene Modekollektion.
Besprechung im Diner: Mit ihrer Mutter und Vollzeit-Managerin Rosanne Stuart geht Madeline am Abend die nächsten Termine durch. (6. September 2018)
Stets zu zweit unterwegs: Mutter und Tochter warten an der Lexington Avenue in New York auf ein Taxi. (5. September 2018)
Das Hotel als Rückzugsort: Stuart liegt im Bett und surft im Internet. Das Tablet ist ihr ständiger Begleiter, dank dem sie etwa mit ihrem Freund per Video-Chat plaudern kann. (5. September 2018)
Von einer Show zur nächsten: Hand in Hand schlendern Rosanne und Madeline Stuart durch Manhattan. (8. September 2018)
Das Styling sollte dabei natürlich möglichst intakt bleiben – auch wenn es regnet. (9. September 2018)
Geht es um ein Interview, übernimmt vor allem die Managerin das Reden: Pressebesuch bei der Huffington Post. (10. September 2018)
Gebanntes Warten hinter den Kulissen: Das junge Model beobachtet vor seinem Catwalk-Auftritt eine der Stylistinnen. (9. September 2018)
Der Gang, der mittlerweile zur Routine geworden ist: Madeline Stuart schreitet mit einem Kleid aus der nächsten Frühlingskollektion ins Scheinwerferlicht. (15. September 2018)
Bei all dem Erfolg bleiben natürlich auch die kritischen Stimmen nicht aus. So stellten unter anderem Behinderten-Organisationen öffentlich die Frage, ob die Modelkarriere wirklich Madelines Wunsch sei – und nicht etwa jener der Mutter. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters meint Rosanne Stuart dazu nur: «Menschen mit Down-Syndrom haben einen starken Willen und können sehr stur sein. Wenn Madeline all das nicht wollte, würde sie sich einfach vor den Laufsteg setzen und gar nichts tun.»
13 Kommentare zu «Mode-Star mit Handicap»
Bei dieser Aktion geht es darum, dass Menschen mit Trisomie 21 wieder etwas mehr in den Fokus gerückt werden. Es grenzt schon an eine zur Schaustellen und der Hauptprofiteur ist sicherlich der Designer, der damit sicher mehr Aufmerksamkeit erhält.
Bei der heutigen Abtreitungsrate ist es wünschenswert, dass auch aufgezeigt wird, dass ein Leben mit Down Syndrom genau gleich lebenswert ist wie jedes andere und das Schönheit im Auge des Betrachters liegt.
…“Ich frage mich, macht es ihr Spass oder nur der Mutter. Sie sieht irgendwie traurig aus“… ja muss ein Beruf immer Spass machen ? .. oder haben Menschen mit einer Behinderung auch das Recht auf traurig sein? Viele Modells in der Modebranche haben einen traurigen Blick.. Auch Menschen mit einer Beeinträchtigung stehen gerne im Mittelpunkt. Viel wichtiger und dies gilt für alle Berufstätige in dieser Branche, ist das ausserberufliche soziale Umfeld. In diesem Fall ist es die Aufgabe der Mutter, zu intervenieren, wenn ihre Tochter plötzlich zuwenig Privat leben und dadurch auch keinen Ausgleich mehr hätte. Denn Madeline ist schützenswert – und in diesem Punkt ist sie auf Hilfe angewiesen. ( wie auch viele sogenannte normale Modells diesen Schutz nötig hätten.. )
Ich frage mich, macht es ihr spass oder nur der Mutter. Sie sieht irgendwie traurig aus.
Man klatscht halt, weil man klatschen muss, ansonsten als Unmensch gilt. Aber eigentlich sind solche Auftritte – egal ob von adipösen oder behinderten Models – weder ein Zeichen von Toleranz, noch von echtem Engagement – bloss eine Marketingaktion, eine unwürdige Freak Show für alle Beteiligten. Die Mutter wäre besser besorgt, dass Madeline die im Rahmen ihrer Fähigkeiten bestmögliche Ausbildung (auch zur Selbständigkeit) erhält.
Vielleicht hat die bestmögliche Ausbildung. Das wissen Sie nicht. Manche haben bestmögliche Ausbildungen und gehen doch noch zum Theater. Oder wechseln sonst in eine andere Branche. Aus welchen Gründen auch immer.
Aber es gibt auch umgekehrt Fälle. Jemand anfängt beim Theater oder Film, weil dort bekannten oder Angehörige sind, aber dann geht man doch zur Bank. Als Banker.
@Riengger: mir ging es offengestanden ebenso: die Freakshow von früher; dann habe ich etwas gegoogelt und ein Interview mit ihrer Mutter gefunden: anscheinend wurde Madeline bereits mit 8 Wochen am offenen Herzen operiert, ihre Überlebenschancen waren 13%, sie sei eine Kämpferin gewesen und immer gern im Mittelpunkt gestanden. Anlässlich einer Fashion-Show hätte sie den Wunsch geäussert und war auch bereit, einige Kilos abzunehmen. So weit, so gut, trotzdem liess mich der Gedanke nicht los, dass die Mutter zwar ihre Tochter unterstützen will , die Fashion Shows aber den „Freak“ sehen, so gibt es auch ein anderes Modell mit einer seltenen Erbkrankheit, das gebucht wird. Für mich ist Madeline eine besonders schützenswerte Person, weshalb ich das Ganze nicht optimal finde.
Sie ist eine von unzähligen schützenswerten Personen auf dieser Erde und sie hat das Glück bei Ihrer Mutter zu sein. Wissen Sie wieviele Kinder sind von Eltern gezwungen worden vielleicht ein Musikunterricht zu absolvieren und waren unglücklich dabei gehen zu müssen und dann üben und üben und zwanzig Jahre später waren sie dafür dankbar? Und wieviele leiden an Krankheiten, unheilbare Krankheiten, chronische Krankheiten etc. und müssen lernen sich damit im Leben irgendwie arrangieren? Ihrer Mutter wird sicher nicht geholfen damit, dass man es in den Medien Kritisiert. Einerseits wollen sich Menschen mit Downs nicht behindern lassen andererseit soll man sie wie es nur geht unterstützen. Es gibt proffesionelle Organisationen die das etwas bewerten können. Letztes Wort sollen die beide haben
Super.
Das vierte Bild stellt Männer als Sexobjekte dar. Wo ist jetzt der Aufschrei?! #Metoomen
Es ist sicher besser wenn die Mutter ihre Madeline in diese Richtung führt. Ihr Glück, dass sie dabei noch Geld verdienen kann. Ich glaube Menschen mit Downs. lassen sich steuern und manipulieren. Besser so als wären sie zu bösen Taten angestiftet oder sonst irgendwie unwürdig missbraucht. Sie können es nicht unterscheiden was gut und was böse ist. Ich kann mir vorstellen, sie tun die Dinge was ihnen Vertrauensperson sagt und müssen sich dabei natürlich auch wohl fühlen um nicht zu trotzen. Aber da bin ich ein Laie. Ich persönlich bin ich mir nicht sicher ob ich würde mit meinem mit Downs. Kind an Modeshow gehen oder resp. es aktiv mitgestalten und mitmachen. Aber jedem das seine. Mich störts irgendwie nicht. Das ist noch relativ kleiner Übel auf der Welt, was die Kritik angeht.
Wissen sie alle Menschen mit Down Syndrom sind induvidien wie wir auch. Nicht bei allen wirkt sich das gesitige Handicap gleich aus. Manche können sehr wohl entscheiden was gut ist und was nicht. Manche sind fleissig, mache faul, mache sind sozial,manche sind introvertiert, manche sind egoistisch und was es noch für Charaktereigenschaften gibt aber ich denke was sie alle haben ist Empthie.
Ja das kann sein. Ich hab geschrieben ich bin ein Laie aber definitiv sind sie verstand- und intelligenzmässig nicht auf dem Niveau eines gesunden Erwachsenen. Sie brauchen die Begleitung. Man kann nicht sagen sie müssen sich selber entscheiden. Sie brauchen die Unterstützung und Halt. Das ist meine Meinung. Und sie werden sicher von Erwachsenen in irgendeine Richtung geführt. Und mehr will ich und kann ich dazu nichts mehr sagen. Ich bin ja da kein Experte. Aber Menschen mit geistiger Behinderung sei es fix oder sei es nur vorübergehend kann man nicht alleine lassen. Die Mutter von Madeline hat sich jetzt so entschieden. Vielleicht wird sie dann einsehen sie könnten beide etwas anderes machen später. Sie werden beide ihre Erfahrungen auch machen aber so lange sie beide wohllauf sind…