100-jährige Farbfotos aus Russland

Sergei Prokudin-Gorski bereiste zwischen 1909 und 1915 das Zarenreich und schoss die ersten Farbbilder.

Bauernmädchen stehen in Kirillow vor ihrer Izba und offerieren den Besuchern Beeren. (1909, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Zwischen 1909 und 1915 reiste der Chemiker und Fotograf Sergei Prokudin-Gorski quer durch das russische Reich. Unterstützt von Zar Nikolaus II. wollte er, unterwegs auf einem Triebwagen und ausgerüstet mit einer mobilen Dunkelkammer, eine visuelle Studie des riesigen Imperiums erstellen. Vom Emir bis zum Häftling, vom Bauernmädchen bis zum Fabrikarbeiter – Prokudin-Gorski porträtierte Menschen in den hintersten Winkeln des Zarenreichs und erlaubt uns so einen Einblick in den russischen Alltag am Rande des Ersten Weltkrieges und der Russischen Revolution. Dank seiner von ihm entwickelten Methode sogar in Farbe.

Der letzte Emir von Bukhara, Mohammed Alim Khan, auf einer Aufnahme von 1911. Alim Khan flüchtete 1920 beim Einmarsch der Roten Armee nach Afghanistan, wo er 1944 starb. (Fine Art Images/Heritage Images/Getty Images)

Verkäufer auf einem Fruchtmarkt in Samarkand (Usbekistan). (1910 Universal History Archive/UIG via Getty Images)

Sergei Prokudin-Gorski (sitzend rechts aussen) zusammen mit Eisenbahnarbeitern ausserhalb von Petrosawodsk.  (1915, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Eine Gruppe jüdischer Schüler und ihr Lehrer in Samarkand, Usbekistan, das damals zum russischen Zarenreich gehörte. (1910, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Arbeiter in einer Gusseisenfabrik im Ural. (1910, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Ein Sunnite posiert in Dagestan im Nordkaukasus in traditioneller Kleidung. (1910, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Die Kirche Erzengel Michael neben der Mariä-Entschlafens-Kathedrale. (1912, UIG via Getty Images)

Zwei in Ketten gelegte russische Häftlinge. (1910, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Zusammenfluss von Irtisch und Tobol im sibirischen Tobolsk. (1912, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Häftlinge und ein bewaffneter Wärter in russischer Uniform. (1910, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Ein russischer Stoffhändler vor seinem Laden. (1912, 12/UIG via Getty Images)

Eine Familie bei der Arbeit in einer Eisenmine im Ural. (1910, 12/UIG via Getty Images)

Ein Paar posiert in Dagestan (Nordkaukasus) in traditioneller Kleidung. (1910, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

Zwei Männer und zwei Jungs in traditioneller Kleidung in Samarkand (Usbekistan). (1910, Sergei Prokudin-Gorski/Galerie Bilderwelt/Getty Images)

31 Kommentare zu «100-jährige Farbfotos aus Russland»

  • Francesco Sinibaldi sagt:

    In the purity of a dream.
    ( other version )

    Modest and
    eminent virtue,
    when the sun
    goes away
    and a yellowing
    leaf touches the
    ground with a
    delicate movement
    I can hear, in the
    forest, the timid
    attraction to the
    light of your fate.

    Francesco Sinibaldi

  • Michael Schatzmann sagt:

    Die Qualität der Bilder ist ja unglaublich gut. Sie scheinen der allgemeinen Entwicklung Jahrzehnte voraus.

  • Roniger sagt:

    Sehr schöne Bilder in eine vergangene Zeit,danke

  • Martin Krohs sagt:

    Schön, einmal wieder Prokudin-Gorski im Netz zu sehen! Da hier der Wunsch nach mehr Informationen laut wurde, erlaube ich mir mal, einen eigenen kurzen Text zur ergänzenden Lektüre vorzuschlagen:

    https://www.dekoder.org/de/article/dezember-prokudin-gorski

  • Esther Villa sagt:

    Alles tief unglücklich aussehende Leute. Dies ist das wichtigste Element dieser Fotos.

    • Stefan Baum sagt:

      Achtung Verwechslungsgefahr. Ich sehe ernste und stolze Gesichter, das ist ein Unterschied. Nur die Häftlinge scheinen unglücklich zu sein.

    • Ina sagt:

      Wieso unglücklich? Sie sehen „steif“ aus und posieren für die Kamera. Damals wohl ein seltsames Ding

      • Michael Strässle sagt:

        Auch waren die Belichtungszeiten noch sehr lange. Und für Farbe musste man sogar 3 Aufnahmen machen. Was heisst mehrere Minuten stillhalten.

      • Pjotr Müller sagt:

        Wären sie nicht steif gestanden, hätte es Farbverschiebungen gegeben, da die drei Farben kurz hintereinander aufgenommen wurden. Es gibt Bilder von fliessendem Wasser, wo man dies gut sieht und sogar solche von Menschengruppen, wo einzelne Personen sich doch bewegt haben, wo man dies ebenfalls gut erkennt.

  • Willy Abderhalden sagt:

    Sehr schöne und eindrückliche Bilder von diesem grossen Russland. Es wäre schön, würde zukünftig mehr und possitiver über dieses Land und seinen Präsidenten berichtet. Es gäbe vieles, positives, bei objektiver Betrachtung, dass über Land und Bevölkerung berichtet werden könnte.

    • Pjotr Müller sagt:

      Putin schlägt alle! Seine Wirkung reicht sogar bis tief in die Vergangenheit. Wir sind beeindruckt von seinen Wundertaten!

  • Barbara Flückiger sagt:

    Wir haben ein umfassendes Projekt zu Filmfarbe mit vielen Hinweisen auf Farbfotografie aus der Vorgeschichte und Frühgeschichte des Films, alles dokumentiert auf der Timeline of Historical Film Colors:

    http://zauberklang.ch/filmcolors/

    Es ist in der Öffentlichkeit leider wenig bekannt, dass Film seit Beginn auch und zwar sogar vorwiegend farbig war.

    2019 wird es eine Ausstellung und Filmprogramme geben, mehr dazu später in einer Pressemitteilung.

  • Adriano Maranta sagt:

    In Farbe scheint das Uralte plötzlich so heutig!

  • Eva Manikova aus Bernbiet sagt:

    Meine beste Freundin hat einmal so ausgesehen wie der bewaffnete Wärter. Genau so die rote Hose, schwarze Stiefel und dieser kurze Mantel aber sie hatte es in Weiss und es war Pelz. Und wenn mein Vater sie gesehen hat dann hat er gemeint,
    sie sieht sehr chic aus, noch Gewehr und dann kann sie Winterpalast angreifen. Ja, das ist schon alles weg.

  • Pjotr sagt:

    «Dank seiner von ihm entwickelten Methode sogar in Farbe.»
    Schade erfahren wir nichts über diese Methode. Jedenfalls sind die Farben erstaunlich gut gelungen.

    • Pjotr Müller sagt:

      Ich habe etwas nachgeforscht: Offenbar wurden mittels prismatischer Filter praktisch gleichzeitig 3 Aufnahmen gemacht, welche dem heutigen Stand des RGB-Farbraums entsprechen. Da die Kamera nur geringfügige Verzerrungen aufweist, ergeben sich erst gegen die Ränder geringfügige Farbverschiebungen und gelegentlich sind solche auch bei bewegten Objekten auszumachen. Wo die drei Farbkanäle gut aufeinander passen ergibt sich ein Farbraum, der sich auch vor heutigen Farbaufnahmen nicht verstecken muss.
      Auf der weiter oben genannten Website findet man unter dem Suchbegriff des Fotografen zahlreiche weitere Bilder inkl. der einzelnen Farbkanäle.
      Die Wiedergabe war zur Zeit der Entstehung wohl nur durch Drucktechnik oder Projektion möglich. Papierkopien von Farbfotos gab es m.W. noch nicht.

  • Nadeszda Blaser sagt:

    So lange gerundet trotzdem zeitnah für eine Russin aus dem ländlichen Westsibiriens…

  • Stefan Bischoff sagt:

    Die Besitzerin dieser Aufnahmen ist die Library of Congress, siehe hier
    http://www.loc.gov/pictures/collection/prok/about.html

  • Jessas Neiau sagt:

    Die Bilder sind sehr sehenswert. Aber von einem lesenswerten Artikel kann hier ja nicht die Rede sein. Dabei wäre zusätzliche Information gewünscht. Vor allem: Wo gibt es weitere Bilder dieses Fotografen? Gut, man kann im Internet nach „Sergei Prokudin-Gorski“ suchen. Aber wofür ein Artikel, wenn nicht um Information zu bieten?

  • Olivier Fuchs sagt:

    Mit Ausnahme des Emirs und des Sunniten werden alle Personen ‚Russen‘ genannt. Auch wenn man meint, ein Vielvoelkerstaat habe nur als Sowjetunion bestanden, war das der Fall noch unter dem Zaren. Trotzdem handelt es sich bei vielen Abgebildeten nicht um ethnische Russen, sondern im Fall bspw. des Tuchhaendlers wohl um einen Tataren, die als etwa 10%-Minoritaet auch um Tobolsk lebten.

    • MIRKO BABIC sagt:

      Dass ist mir auch aufgefallen. Ethnische Russen sind traditionell Christen resp. Orthodoxe Christen und haben keine Gemeinsamkeiten mit Mohamedannern weder geschichtlich gesehen noch kulturell.

      • Dinu Marsson sagt:

        Was für eine rassistische Weltanschauung, Herr Babic! Ich fürchte, da gibt es mehr Gemeinsamkeiten, insbesondere auch bei den Nationalisten aller Seiten.

  • Wumpe sagt:

    Sehr schön. Erinnert mich an das Projekt von Albert Kahn, der etwa zur gleichen Zeit die gesamte Welt dokumentieren wollte und Fotografen rund um den Globus sandte.
    Als Tip: „The Wonderful World of Albert Kahn: Colour Photographs from a Lost Age.“ Ein faszinierendes Buch, das unsere schwarz-weisse Vorstellung der Welt von vor 100 Jahren korrigiert.

  • Tobias schropp sagt:

    Unglaublich, wie ein Zeitfenster in die Vergangenheit!

  • Daniel Spörri sagt:

    Äußerst intereßant. Kann man sich diese Bilder irgendwo ansehen und wenn ja, wo.

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