«Wir sind Anführer, keine Sklaven!»
Junge Kongolesen wollen die Misere in ihrem Land nicht mehr hinnehmen. Der belgische Fotograf Thomas de Wouters hat sie bei ihrem Kampf begleitet.
Lucha-Aktivist Luc Nkulula singt während seiner Verhaftung in Goma ein Protestlied. (Thomas de Wouters, Dezember 2016)
Sie wollen endlich raus aus der kongolesischen Spirale aus Leid, Elend und Unmündigkeit. «Wir sind Anführer. Weder Geiseln der Vergangenheit noch Sklaven der Gegenwart noch Bettler unserer Zukunft.» Das ist der Slogan von Lucha, kurz für «Lutte pour le
changement», einer NGO, die «für den Wandel kämpft» in der Demokratischen Republik Kongo. Dieser Koloss von einem Land ist
bitterarm, obwohl er superreich sein müsste dank Bodenschätzen und üppiger Natur. Gegründet wurde Lucha von Jugendlichen in Goma. Sie hatten es satt, dass es …
Goma bei Nacht. (Thomas de Wouters, 22. April 2017)
Fischerboote auf dem Kiwusee. (Thomas de Wouters, undatiert)
Obschon Goma am Ufer des Kiwusee liegt, ist der Zugang zu Trinkwasser katastrophal und die Bewohner, meist sind es Kinder, sind gezwungen, schwere Kanister von offiziellen Abgabestellen nach Hause zu schleppen. (Thomas de Wouters, 29. Dezember 2016)
Zwei Kleinkinder und eine Betreuerin in einem Waisenhaus des Salesianer-Don-Boscos-Ordens in Ngangi. (Thomas de Wouters, 26. April 2017)
Gegen Mangelernährung: Jeden Morgen um 6.30 Uhr erhalten Kinder in Ngangi Porridge von Mitarbeitern des Salesianer-Don-Boscos-Ordens. (Thomas de Wouters, 26. April 2017)
Rebecca Kabugho und Luc Nkulula während eines gewaltfreien Protests in Goma. 19 Menschen wurden an diesem Tag verhaftet. (Thomas de Wouters, 21. Dezember 2016)
Die Aktivistin Judith Maroy in einem auf einer Müllhalde gelegenen Viertel von Bukavu in der Region Süd-Kiwu. (Thomas de Wouters, 28. April 2017)
Der Aktivist Ngalukiye setzt sich via Radio für mehr Gerechtigkeit ein. (Thomas de Wouters, 28. Dezember 2016)
Vertriebene Menschen aus Rutshuru in einem inzwischen geschlossenen Camp in Mugunga. (Thomas de Wouters, 27. April 2017)
… in ihrer Stadt keinen Strom, kein Wasser und keine Jobs gab, obwohl Präsident Joseph Kabila all das versprochen hatte. Das war 2011. Inzwischen ist Lucha in 18 Städten präsent, die etwa 1000 Mitglieder protestieren gewaltlos mit Sit-ins und Flugblättern gegen die Misere. Und gegen Kabila, der nicht von der Macht lassen will, obwohl er seit Dezember 2016 kein Mandat mehr hat. Was die Lucha-Mitglieder
immer wieder ins Gefängnis bringt. Ihr Vertrauen gewonnen hat der belgische Fotograf Thomas de Wouters (49). Er war Zeuge, als Kabilas Schergen Lucha-Proteste in Goma niederknüppelten. Berühmt wurde das Bild, das einen jungen Mann zeigt, der von Polizisten umringt ist. Dabei handelt es sich um Luc Nkulula, Jurist, Sprecher und Kopf von Lucha. Das Bild ist auch deshalb berühmt, weil Nkulula eine Geste macht, die man von Patrice Lumumba kennt. Der erste Premier des unabhängigen Kongo wurde 1961 ermordet, westliche Geheimdienste waren involviert. Auch Luc Nkulula habe sein Engagement für den Kongo mit dem Leben bezahlt, so der Verdacht: Er starb, als in seinem Haus in Goma in der Nacht auf den 10. Juni Feuer ausbrach. Die Behörden sprachen von einem Kurzschluss, nur gab es in jener Nacht – wie so oft – keinen Strom. Die Brandursache ist noch immer nicht geklärt, dabei dürfte es auch bleiben, wie Beobachter vor Ort berichten. Luc Nkulula aber werde unterdessen wie ein Held verehrt.

Der 1969 in Belgien geborene Thomas de Wouters arbeitete jahrelang als Ingenieur, bevor er sich mit über 40 das Fotografieren beibrachte. De Wouters fotografiert hauptsächlich analog und schwarzweiss. Er schätzt daran neben den ästhetischen Qualitäten besonders auch, dass er sich, limitiert durch die Anzahl Bilder eines Filmes, für jede Aufnahme mehr Zeit nehmen muss. Seine Reportagen erschienen u.a. in der «New York Times» und der «Washington Post».
Website: www.thomasdewouters.com
Instagram: www.instagram.com/thomasdewouters/
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