Verschleierte Normalität
Rolf Neeser fängt in seinen Bildern verhüllte Frauen in der Schweizer Bergidylle ein – scheinbar beiläufig.
Die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» kam im Herbst 2017 zustande, aktuell befindet sich der indirekte Gegenvorschlag des Bundesrates in der Vernehmlassung. In Teilen der Bevölkerung regt sich Unbehagen. Man sorgt sich um Werte. Unbeirrt von der aktuellen Debatte geht im Ferienparadies Interlaken alles seinen gewohnten Gang. Dunkle verhüllte Gestalten schlendern durch die Strassen und geniessen den Blick auf die malerische Bergwelt. Die Bilder von Rolf Neeser wirken wie beiläufig entstanden. Der Betrachter wird zum Vorbeigehenden, sieht Szenen eines Urlaubs. Heben sich die verhüllten Frauen von der Umgebung ab, oder fügen sie sich in sie ein? Die Fotos werten und bewerten nicht…
Eine verschleierte Frau posiert mit einer Frau in Tracht für ein Selfie. Jeder entscheidet selbst, wer oder was das Exotische ist, und entscheidet, wessen Sehnsüchte er am Himmel zu entdecken glaubt – seine eigenen oder diejenigen der Frauen in Kopftüchern, die mit dem Betrachter zusammen von einer Bank aus zu einem Gleitschirmflieger hochblicken.
Ist Interlaken auch anderswo in der Schweiz möglich? Wenn ja, sind es Orte, bei denen die Einnahmen aus dem Tourismus einige um Tradition und Heimat besorgte Gemüter den Schleier vergessen lassen? Und auch wenn kein Geld im Spiel ist, stellen die Bilder die Frage, was wir als Normalität empfinden. So bieten die unaufgeregten Szenen viel Raum zum Nachdenken.
Der Stammtisch hat sich derweil bereits in dieser Angelegenheit entschieden. «Ja zum Verhüllungsverbot» steht weiss auf rotem Grund. Doch der innere Dialog geht weiter zur Frage nach der Symbolik, welche bei gewissen Formen der Verhüllung mitschwingt und bei anderen nicht.
Genauso wenig wie von der politischen Diskussion lassen sich die fotografierten Frauen vom Betrachter beirren, scheint es. Für sie zählt Interlaken. Was zählt für uns?
20 Kommentare zu «Verschleierte Normalität»
Bis auf das zweiten Bild sind die Fotos von, naja , bescheidener Qualität. Das Reizthema reicht, den Fotos Aufmerksamkeit zu verschaffen, aber umgekehrt eröffnen die Bilder keinen auch nur irgendwie interessanten Aspekt am Thema Verschleierung, Tourismus etc. jenseits stereotyper Bilder.
Die Fotos werten und bewerten. Sie suggerieren eine heile Welt der Vermummten und redet die komplexe Problematik schön. Die Linken sind im Zwiespalt weil sie gegen ein Vermummungsvebot sind: So schützen sie sich als Krawallanten bei den rituellen Saubannerzügen durch Schweizer Städte vor Identifizierung und Strafverfolgung. Andrerseits steht die religiös bedingte Verschleierung von Frauen für deren Unterdrückung, Ausbeutung und Entrechtung. Oder: Einerseits erzwängten die Linken ein Kreuz-Verbot in Schulen und öffentlichen Räumen mit dem Verweis auf Trennung von Staat und Kirche. Andrerseits unterstützen sie verschleierte Frauen im Staatsbetrieb aufgrund der Gleichbereichtigung.
Diese Fotos machen Stimmung und sind Fake News. Der Tagi publiziert sie. Absichtlich. Vorsätzlich.
Die (Voll-)Verschleierung ist die Konsequenz eines Menschenbildes, dass der Mann seinem sexuellen Trieb nicht gewachsen ist und die Frau von Natur aus sündig ist (Beispiel ein Handith: Ich sah in die Hölle hinein und sah, dass die meisten Bewohner Frauen sind), und dass durch diese Stoffgefängnisse der ach so arme Mann davor bewahrt wird, seinem sexuellen Automatismus zu erliegen. Diese Lesart stört mich gewaltig, ich kann eine solche mit unseren humanistischen Errungenschaften nicht in Einklang bringen. Wenn wir die Vollverschleierung fraglos tolerieren, akzeptieren wir ein Menschenbild, das als längst überholt gelten sollte. Komisch, dass immer wieder auch linke Frauen (ehemals Kämpferinnen für Frauenrechte) für das Recht plädieren, Burkas zu tragen. Bin ich im falschen Film?
Danke herr berner.
sie sprechen mir aus dem herzen. ich bin öfters in der tourismusregion Interlaken unterwegs und kann dann jeweils die arabischen touristen beobachten. wie die frau (mit mindestens kopftuch) immer ein paar schritte hinter ihrem mann hergeht. ich fliege gleitschirm und manchmal she ich sie an den start und landeplätzen. die frauen warten oft auf ihren mann der n tandemflug macht. ich frage mich dann jeweils was durch ihre köpfe geht wenn sie mich sehen. erkennen, dass andere frauen ein leben in freiheit geniessen. kurze hosen tragen und sportarten wie das fliegen ausüben. sie, die sie evtl aus einem land kommen in dem sie nicht mal autofahren dürfen…. sie tun mir dann immer unendlich leid weil sie irgendwann zurück müssen. in ihre welt mit all den regeln und zwängen.
Noch in meiner Kinderzeit in der Schweiz (ich bin heute 52 Jahre) durfte ein Schweizer Mann seine Ehefrau praktisch vergewaltigen wenn Sie keine Lust auf Sex hatte. Denn die Frau hatte laut Schweizer Gesetz kein recht dazu, sich dem eigenen Mann sexuell zu verweigern. Ein Schweizer Frau hatte in den 70er Jahren auch Kein Anrecht auf ein eigenes Bankkonto. Vor ca. 2 Jahren erzähle mir eine ältere Dame die ich seit fast 40 Jahren kenne, aus Ihrer Kindheiz. So verkaufte Ihr Ehemann ohne Ihre Zustimmung das Haus welches die Frau erbte. Zu dieser Zeit war es durfte eine ehrbare Frau in der Schweiz weder Velo oder Auto fuhren oder Hosen tragen. Bevor wir die arabische Welt für etwas verurteilen, dass bei unsere Grosseltern noch ganz normal war, sollten wir uns selbst im Spiegel betrachten.
hä? klar, es ist schrecklich, dass solche dinge noch normal waren für unsere grosseltern. als ich geboren wurde durften frauen noch nicht mal überall in der schweiz abstimmen.
doch zum glück sind wir nun einen schritt weiter. zum glück dürfen frauen nun bei uns in freiheit leben. anziehen was sie wollen. unterwegs sein mit wem sie wollen. tun und lassen was sie wollen. auch wenn die gleichstellung noch nicht 100% erreicht ist, so bin ich doch glücklich in einer welt aufgewachsen zu sein in der es für mich als mädchen die gleichen möglichkeiten gab wie für meinen bruder.
ich finde wir sind den frauen auf der ganzen welt verpflichdet für ihre freiheit zu kämpfen. dass ein mädchen in afganistan oder Saudi-Arabien ebenso die möglichkeit hat mit kurzen hosen aus dem haus zu gehen wie ich!
Die Bilder und die Texte dazu suggerieren – genau wie die unsägliche Initiative – dass es hunderte, tausende vollverschleierte Frauen in der Schweiz gibt.
DEM IST NICHT SO!
Die Vollverschleierten (die im Übrigen niemandem etwas tun) sind fast ausschliesslich Touristinnen, von denen die Schweizer Tourismusindustrie profitiert. Diesen durch ein Burkaverbot den Besuch in der Schweiz zu vermiesen, wäre nicht nur aus rechtlicher Sicht ein Armutszeugnis für die Schweiz, in der Religionsfreiheit herrscht. Es wäre auch wirtschaftlich ein vollkommen unnötiger Schuss ins eigene Knie.
In den 1960/70ern waren Kopftuch und Niqab – zumindest in den Städten – auch die Ausnahme in den meisten arabischen Staaten.
Wie sieht’s heute aus?
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass Frauen soviel Masochismus aufbringen, patriarchalischen Frauenhass zu verteidigen – sofern es nicht von weissen, alten Männern propagiert wird.
Männer (und Frauen), die ein weibliches Gesicht – und meist auch die dazugehörigen Hände – mit primären oder sekundären Geschlechtsteilen verwechseln, haben hier nichts verloren.
Ist einem eigentlich schon aufgefallen, wie faschistoid die arabisch-islamische Kultur ist? Dort wird alles abgelehnt, was nicht männlich, arabisch, heterosexuell und natürlich islamisch ist.
Die Juden sind weg, die Christen werden drangsaliert, die Jesiden, Berber, Kurden und andere Minderheiten werden ebenso schikaniert von der arabischen Mehrheit, die Frauen sind müssen zugepackt werden. Wie schlecht muss es um das Ego des arabischen Mannes stehen, dass alles „Fremde“ weg muss?
Die Welt wird bunter – nur Arabien wird grauer, respektive schwarzer.
Ich will diese Leute nicht hier haben.
Ihnen ist aber schon klar, dass Sie das, was Sie diesen Menschen einfach mal so aus dem Bauch heraus vorwerfen selbst machen. Ich mache es Ihnen mal nach: Ich will keine Menschen in meinem Land haben, die wie im Mittelalter den Frauen Kleidervorschriften machen wollen und Ihnen verbieten wollen, sich zu verhüllen. Also Herr Tanner, ich will Sie nicht hier haben.
Frau Burgherr,
Wenn ich Frauen wie Sie höre, frage ich mich ernsthaft, ob Gleichberechtigung in Ihrem Falle sinnvoll ist.
Sehnen Sie sich nach einem harten Typen zurück, der Ihnen mit dem Gürtel erklärt, wo „Gott hockt“?
Einem Typen, der Sie als sein Privatbesitz betrachtet und selbst Ihr Gesicht und Ihre Hand nicht der Umwelt „gönnt“?
Werden Sie erwachsen.
Oder ziehen Sie dorthin, wo die echten Männer hausen – in Ihrem Falle in die arabische Welt…
Ganz einfach: Nicht hier. Klar, es gibt auch hier Leute, denen es nicht passt, dass die Stimmberechtigtren Macht ausüben und nicht alles zulassen. Kommentare wie von Frau Burgherr muss man erdulden. Entweder steckt Geld dahinter oder ein riesiger Frust.
Eindrückliche Bilder. Komplettverschleierung sollte in der ganzen Schweiz verboten sein. Sie ist grotesk, vor allem im Vergleich zu den Ehemännern, die mit kurzen Ärmeln daneben stehen und nichts dabei finden.
Grossartige beklemmende Bilder.
Im Tessin besteht ja ein Vermummungsverbot. Die Hotels wurden mit mehrsprachigen Flyern darauf vorbereitet und informiert. Dort geht es! Warum nicht anderswo? Mich stört es, wenn ich ein Gesicht nicht sehe, aber es stört mich auch, wenn ich statt Augen nur schwarze Brillengläser sehe.
Bin in Miment in Dubai und das nicht zum ersten mal. Hier haben die total verschleierten Frauen drastisch zugenommen, sogar beim Frühstück in unseren Hotel Waldorf Astoria. All die extra Wünsche und das furchtbare Benehmen ist nicht nachzuvollziehen.. Auch der obligate Muhezingesang in den Malls ist richtig störend laut geworden, alles verglichen mit Jahren davor. Aber das ist Arabiya Welt, ich muss ja nicht da sein, in Gegenteil, Interlaken ist meine Welt und da gehen wir schon lange nicht mehr hin, genau aus diesem Grund. Schade. Ein Kontingent bei den Hotels, wieviel des verschleierten Tourismus uns gut tut, wäre sicher nicht falsch. Die Hotels werden von weniger extremen Touristen sicher auch gefühlt. Man sollte mehr Rücksicht auf eigene Bevölkerung nehmen, die anderen tun es auch.
Wirklich gute, sehr beklemmende Bilder. Alle verschleierten Frauen wirken dabei wie Schemen ein und der selben nur im Ansatz erahnten Frau auf mich. Es ist dieses völlig unpersönliche, ja versachlichende, unheimliche Element, das sich wie ein Schatten durch diese grossartig komponierten Fotographien zieht. Das Dunkel einer archaischen, patriarchalen, religiös-ideologischen Welt bestimmt die Atmosphäre des Momentes und lastet auf dem Blick des Betrachters; hinterlässt Irritation und Befremdung im sonst so Vertrauten. Genau das wird mit diesen Niqabs ja auch bezweckt. Der Fotograph Rolf Nesser hat dies meisterhaft erfasst und dargestellt.
Rolf Neeser, sorry.
Perfekt beschrieben, danke.
Diese schwarzen Kreaturen sind echt abschreckend, das gehört nicht in die Schweiz. Kürzlich wurde eine Doku im Fernsehen gesendet, es handelte sich um einen kranken Säugling. Das Ziel war, man sollte erbarmen haben, weil für den Säugling keine OP möglich war. In Wirklichkeit tat mir der Säugling jedoch leid, dass er nur von schwarzen Kreaturen betreut wurde. Man stelle sich das, diese Säuglinge bekommen keinen Gesichtskontakt, keine Menschlichkeit, keinen Körperkontakt. Als Schweizerin würde man verurteilt wegen Kindsmissbrauch und Widerhandlung gegen Menschenrechte! Selbst wäre ich auch nicht darauf gekommen, hätte ich es nicht selbst gesehen. Das darf doch einfach nicht sein, bei uns in der Schweiz! Stop, sofort!