Unerhörte Augenblicke
Kongos neuer Präsident Joseph Kasavabu und der belgische König Baudouin
Es war der Tag, an dem der Kongo von Belgien unabhängig wurde. Grosser Moment, grosse Staatsaktion, aber dem jungen Fotografen aus Deutschland soll, so wird berichtet, ein Dessert wichtiger gewesen sein. So kam er zu spät. Schliesslich aber doch genau richtig. Und zwar als Einziger. Auf jeden Fall fand sich Robert Lebeck nicht wie die Kollegen vor, sondern hinter der Limousine wieder, die die zwei Staatsoberhäupter durch die Hauptstadt Léopoldville chauffierte; also Kongos neuen Präsidenten Joseph Kasavabu (links) und den belgischen König Baudouin. Von hier aus wäre kaum etwas Rechtes zu fotografieren gewesen. Wäre da nicht plötzlich jener Kongolose aufgetaucht, der sich den Ehrendegen Baudouins vom Rücksitz schnappte und mit ihm nach hinten türmte – dem Reporter direkt vor die Kamera. Das Foto mit dem Degendieb, am 29. Juni 1960 von Lebeck aufgenommen, ging um die Welt. Es wurde zum …
Romy Schneider
Joseph Beuys
Jean-Luc Godard
Willy Brandt in Bonn. (©Aufgenommen 1974, Robert Lebeck/Agentur Focus)
Elvis Presley
Klaus Kinski
Konrad Adenauer
Diana Rigg und Curd Jürgens.
Friedrich Dürrenmatt
Jayne Mansfield
Jackie Kennedy
Alfred Hitchcock
… Sinnbild der Entkolonisierung, zum Zeichen einer neuen Ära Afrikas. Den Fotografen machte es auf einen Schlag berühmt. Und es sollte typisch für diesen Lebeck werden – der einmal auf die Frage, welche Überlegungen dem Betätigen des Auslösers vorausgehen, diese Antwort gab: «Überhaupt keine.» Statt dessen hat Robert Lebeck, geboren 1929, gestorben 2014, ans Glück geglaubt. Und das unverblümter, als man es ohnehin tut in diesem Metier, das von Vor- und Zufällen, von und mit entscheidenden Momenten handelt. «Ohne Glück kannst du nichts werden», sagte Lebeck auch. Er hatte damit gleichermassen Recht wie Unrecht; das macht auch das Best-of seiner Porträts und Reportagen klar, das die Photobastei nun zeigt. Recht, weil da einer das Glück tatsächlich immer wieder auf seiner Seite hatte. Und Unrecht, weil er mit einem Riecher dafür ausgestattet war, wenn nicht einem sechsten Sinn. Und weil Glück alleine natürlich nicht genügt für jenes Lebenswerk, mit dem Lebeck das Bildgedächtnis eines halben Jahrhunderts prägte; zumal in der Bundesrepublik, als Starfotograf des «Stern». Zum Beispiel die Kennedy-Schwestern am Sarg Roberts in einer New Yorker Kirche (1968), der Ulk mit Jayne Mansfield an einer Gala in Berlin (1961), Hitchcock in Hamburg (1960) – es geht da auch um Dinge wie Genauigkeit und Geduld. Vor allem aber um die wundersame Gabe, neben Momenten auch Charaktere so zu erfassen, dass sie in einen Rahmen passen. Und dabei trotzdem jenen Routinen zu entgehen, die nicht nur den Auftritt von Prominenten prägen. Sondern auch den eines Reporters.
«Robert Lebeck: Vis-à-vis»: bis 15. Juli in der Zürcher Photobastei
Ein Kommentar zu «Unerhörte Augenblicke»
ich wusste nicht, dass john f kennedy mit seiner sister verheiratet war.