Die Metropole und das Fieber

Der Luzerner Fotograf Fabian Biasio misst den Puls Istanbuls kurz vor den wegweisenden Wahlen am 24. Juni.

Porträt des Graffiti-Künstlers Ugur alias Soec auf einer Dachterrasse in Beyoglu.

Wem gehört Istanbul? Ginge es nach den Wünschen von Recep Tayyip Erdogan, müssten nur seine Anhänger, also die rechtsgerichtete, konservative, religiöse Schicht, das Sagen in der Bosporus-Metropol haben. Kürzlich nahm der Autokrat Beyoglu ins Visier. In diesem Istanbuler Viertel leben viele Künstler, Schriftsteller, Buchhändler. Für Erdogan sind sie «Randständige». Solange sie sich «anständig benehmen», sei das kein Problem, sagte er. Jene, die Druck ausüben wollten, werde man aber «am Ohr packen und rauswerfen». Wem gehört Istanbul? Uns! Das scheint die Botschaft des Sprayers Soec34 zu sein, den der Luzerner Fotograf Fabian Biasio in Istanbul begleitet hat. Soec34 bewegt sich tagtraumartig mäandernd durch die Stadt, und doch …

Unterwegs mit Graffiti-Künstler Ugur alias Soec34, Ati one (rote Trainerhosen) mit seiner Freundin Ceren und Resk (schwarze Lederjacke).

Ein Spielplatz und ein überlebensgrosses Konterfei des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Überfahrt von Üsküdar nach Eminönü. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan möchte nicht, dass Liebespaare auf den Bosporusfähren Händchen halten.

Gedenktag des Putsches vom 15. Juli bei der «Brücke der Märtyrer des 15. Juli».

Ein Polizeihubschrauber überfliegt die Istiklal-Einkaufsstrasse zur Beobachtung möglicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer des verbotenen «Istanbul Pride March 2017».

Rummelplatz mit Kinderschaukel-Automaten während des Ramadans.

Uferpromenade im Istanbuler Quartier Salacak.

Soec34 besprayt eine Mauer in Istanbul, während Ati one seine Freundin umarmt.

Liebespaar bei der U-Bahn-Station Yenikapi.

Soec34 beim Taggen.

Betende am Gedenktag des Putsches vom 15. Juli bei der «Brücke der Märtyrer des 15. Juli».

… ist er immer auf der Hut, dass seine Graffiti nicht zu politisch werden. Es sind keine einfachen Zeiten in der Türkei. Es sind düstere Zeiten. Tausende sind im Gefängnis, Hunderttausende haben ihre Jobs in der Staatsverwaltung verloren. Sie alle stehen unter Generalverdacht, vor knapp zwei Jahren den Putsch unterstützt zu haben, der glücklicherweise gescheitert ist. Am 24. Juni ruft Erdogan an die Urnen, er will Alleinherrscher werden. Wo er nicht auftreten kann, hängt sein Konterfei mit dem grimmigen Blick – selbst auf dem Spielplatz. Frauen sind für ihn vor allem Mütter, selbstverständlich mit Kopftuch. Biasios Bilder sind dank eines Stipendiums vom Verein Istanbuluzern entstanden.

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