Wolkenkinder
Ab den 30er-Jahren waren immer mehr Kinder an Bord von Flugzeugen, oft auch allein.
Zwei Kinder stehen vor einer Douglas DC-3 der Swissair. (aufgenommen zwischen 1947 und 1948)
In den 30er-Jahren erfreuten sich die sogenannten «Keuchhustenflüge» der Swissair grosser Beliebtheit. Später wurde auch das Fliegen unbegleiteter Minderjähriger immer häufiger. Betreuungspersonen spielten mit den Kindern, es gab etwas zu essen, und es war viel mehr Platz vorhanden als in den heutigen Flugzeugen. Damals wurden Kinder auf Flügen verwöhnt, heute werden sie oft als lärmiger Störfaktor gesehen.
Die «UM (unaccompanied minors)» sind erkennbar an der Umhängetasche. Es handelte sich dabei um max. 12-jährige Kinder, die ganz allein durch die Welt reisten und lediglich am Abflug- und Destinationsflughafen von einer Betreuungsperson übernommen wurden. (aufgenommen zwischen 1956 und 1962)
Zeitgenössische Bildbeschreibung des Swissair-Marketings: «Keuchhustenflüge: werden von der Swissair vom Flugplatz Dübendorf aus durchgeführt. Die Kinder werden bei offenen Kabinenfenstern bis in eine Höhe von ca. 3000 m geführt, wo während längerer Zeit gekreist wird. Die Flugdauer beträgt ca. 1 Stunde. Bei einer Beteiligung von 6 Personen kommt ein Flugpreis von 50 Fr. pro Passagier zur Anwendung, bei mindestens 8 Personen von 40 Fr. oder mit einem 2-plätzigen Maschinentyp 45 Fr. pro Person und Stunde. Die Flüge finden nur bei günstiger Witterung statt. Nach ärztlicher Statistik konnte in 80% der Fälle eine merkliche Besserung oder Heilung des Keuchhustens nach dem Höhenflug festgestellt werden.» (aufgenommen zwischen 1939 und 1944)
Eine Frau mit Kindern besteigt eine Maschine der Swissair in Dübendorf. (aufgenommen zwischen 1935 und 1948)
Die Swissair-Marketingabteilung beschreibt die Aufnahme wie folgt: «Die beiden kleinen Schwestern reisten weder mit Eltern noch mit einer Nurse von England in die Schweiz und nach einiger Zeit wieder zurück. Unter der treuen Obhut der Stewardess verlassen sie das Flugzeug und werden im nächsten Moment von der Pflegerin abgeholt.» (aufgenommen zwischen 1937 und 1948)
«DC-8-32 / JT4A engines»-Passagiertour für zwei Kinder am Flughafen Zürich-Kloten. (aufgenommen ca. 1960)
Swissair-Passagiertour für zwei Kinder auf dem Rollfeld des Flughafens Zürich-Kloten. (aufgenommen ca. 1960)
Eine Stewardess betreut ein Kind an Bord einer Swissair-Maschine. (aufgenommen zwischen 1950 und 1960)
Die Kinderbetreuung an Bord der Douglas DC-6B der Swissair ist sichergestellt. Dem Kind scheint es zu gefallen. (aufgenommen zwischen 1951 und 1962)
Wie die Swissair die Keuchhustenflüge anpries: «Die Flüge werden von der Swissair vom Flugplatz Dübendorf aus durchgeführt. Die Kinder werden bei offenen Kabinenfenstern bis in eine Höhe von ca. 3000 m geführt, wo während längerer Zeit gekreist wird. Die Flugdauer beträgt ca. 1 Stunde. Bei einer Beteiligung von 6 Personen kommt ein Flugpreis von 50 Fr. pro Passagier zur Anwendung, bei mindestens 8 Personen von 40 Fr. oder mit einem 2-plätzigen Maschinentyp 45 Fr. pro Person und Stunde. Die Flüge finden nur bei günstiger Witterung statt. Nach ärztlicher Statistik konnte in 80% der Fälle eine merkliche Besserung oder Heilung des Keuchhustens nach dem Höhenflug festgestellt werden.» (aufgenommen ca. 1935)
Zwei Kinder stehen kurz vor Antritt des Flugs vor einer Douglas DC-3 der Swissair. (aufgenommen zwischen 1947 und 1948)
Alleinreisende Kinder als Passagiere vor einer «Douglas DC-2» der Swissair in Dübendorf. (aufgenommen zwischen 1932 und 1948)
4 Kommentare zu «Wolkenkinder»
Es ist eine Tragödie das eine Marke wie die Swissair nicht gerettet wurde.
Dabei wäre es ein leichtes gewesen wenn die Schweiz den besten Werbeträger für den Staat Schweiz gerettet hätte. Es ist bitter das ausgerechnet die UBS die Swissair zu Fall brachte,dann selber vom Staat gerettet werden musste.
Ein toller Artikel. Ich habe bis heute nichts davon gewusst, dass es diese Kinderflüge gegen Keuchhusten gab. Es wäre noch sehr interessant von noch lebenden Menschen zu erfahren, wie sie es damals erlebt haben. Die späteren Flüge, bei der Kinder und Jugendliche begleitet wurden, waren wohl nur für solche, die aus wohlhabenden Familien kamen. Auch hier wäre eine Nachforschung interessant um zu erfahren was der Eindruck für sie war bzw. auch für noch lebende BegleiterInnen. Gibt es ev. auch Radio oder Fernsehberichte von damals? All dies wäre kulturhistorisch sehr wertvoll.
Die zwei Kinder auf dem letzten Foto sind nicht einfach „alleinreisende Kinder“. Wie man auf der Foto sieht, handelt es sich um Russland-Schweizer-Kinder, die in die Schweiz zurückkehrten. Ich denke, das sind Kinder aus dem damaligen Tilsit, heute Sovetsk in Russland (Oblast Kaliningrad).
Es gab auch während des Krieges vereinzelte Keuchhustenflüge. Ueber einen solchen erzählte mein Vater, damals als Flugplatz-Kommandant, dass der Luftraum über Payern frei gemacht wurde extra für einen solchen Flug. Nach der Landung sagte mein Vater: Tousse voir. Der Knabe antwortete: Je ne peux plus.