Ich bin anders, das ist doch normal

Der Fotograf Kostas Maros hat für seine Serie «Inklusion» Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnwerks in Basel porträtiert.

Rico Bagutti, 29 Jahre alt, fotografiert in der Kantine des Wohnwerks.

Daniel liebt Helikopter und Flugzeuge. Seit er im Simulator einmal von Basel nach Zürich geflogen ist, träumt er davon, Pilot zu werden. Daniel ist 45 Jahre alt und lebt im WohnWerk in Basel, wie die anderen neun Porträtierten der Fotoserie «Inklusion» von Kostas Maros, die nun, pünktlich zum 100-Jahr-Jubiläum der Stiftung WohnWerk, als Buch erschienen ist. Den Titel «Inklusion» habe man gewählt, schreibt WohnWerk-Stiftungspräsidentin Barbara Thiévent-Gloor, weil er ausdrücke, …

Beatrice Eichenberger, 66 Jahre, fotografiert im Café des Wohnwerks Basel.

Therese Abegglen, 66 Jahre alt, fotografiert vor dem Tinguely-Brunnen in Basel.

Daniel Daverio, fotografiert in seinem Zimmer mit Modellflugzeugen.

Esther Zehr, 72 Jahre alt, vor ihrer Wohnungstür mit dem Hansi-Hinterseer-Poster.

«dass jeder Mensch gleichberechtigt und selbstbestimmt an der Gesellschaft teilhat». Das WohnWerk, hervorgegangen aus der vor 100 Jahren gegründeten Webstube, hilft Personen mit geistiger Behinderung dabei, solch ein selbstgestimmtes Leben zu führen. Etwa, indem sie dort einer Erwerbstätigkeit nachgehen und sich so einen Teil ihrer Wünsche selber erfüllen können. Bei Daniel sind das Flugzeugmodelle, bei Edith der Besuch eines Hansi-Hinterseer-Konzerts, und bei Thomas gelegentlich mal ein Bier im Braunen Mutz am Barfüsserplatz.
Bis er mit Kostas Maros wird anstossen können, der mit «Inklusion» nun den dritten Platz in der Kategorie «Editorial» beim Swiss Photo Award geholt hat, muss er sich allerdings etwas gedulden: Der 37-jährige Basler Fotograf befindet sich derzeit im Oman, «in Ferien, die ich schon ganz lange gebucht habe», erklärt er am Telefon lachend. Den Preis wird er später abholen – aber schliesslich hat er auch später als viele Berufskollegen zur Fotografie gefunden. Früher war Maros mal Anwalt. Das passt: Auch bei ihm ist Anderssein irgendwie normal.

Inklusion_3d_Web

Die Bilder sind in der Publikation zum 100-Jahr-Jubiläum der Stiftung Wohnwerk im Christoph-Merian-Verlag erschienen. Diese und weitere prämierte Arbeiten werden an der Ausstellung Swiss Photo Award in der Photobastei vom 22. März bis 15. April gezeigt.

8 Kommentare zu «Ich bin anders, das ist doch normal»

  • Christoph sagt:

    Als Bruder von Beatrice wurde ich darauf angesprochen dass im „Bund“ ein nicht sehr vorteilhaftes Bild von ihr publiziert worden sei. In der Tat zeigt es Beatrice in einer nicht typischen Mimik, und der Ausdruck ist mir ziemlich fremd. Im Artikel wird auf eine Publikation des WohnWerkes verwiesen. Darin gibt es vom gleichen Photograph ein Bild, das Beatrice viel typischer und ansprechender zeigt. Ich frage mich warum man zum Thema Inklusion ausgerechnet dieses Bild veröffentlicht hat. Ist es Effekthascherei?
    Und warum man die abgebildete Person nicht gefragt hat welches Photo sie gerne veröffentlicht haben möchte? Verschiedene mir bekannte Personen, die täglich das Thema Inklusion mit Behinderten praktizieren haben leider bei dieser Photographie nur den Kopf geschüttelt.

    • Boris Müller sagt:

      anmerkung der red.: die thematik ist wichtig und soll und darf hier diskutiert werden. herr eichenberger hat von uns eine persönliche mail erhalten. zusammengefasst: wir von der bildredaktion erhielten pro heimbewohnerIn jeweils ein porträt ; hatten also nicht die wahl zwischen verschiedenen aufnahmen. zudem gingen wir davon aus, dass die porträtierten das ok zur publikation gegeben hatten.

  • karin sagt:

    hey Beat „vertieft die Falten“, so Dein Kommentar.Wär schön wenn die Leute vor der Kamera wahrgenommen würden und nicht die Belichtung.Wie wūrden wir uns sehen wenn wir nicht „normal“ wären, resp wie sehen die Porträtierten uns ?
    Einfacher wenn wir nicht anders sind, logo.Niemand gafft uns so an, doch wer ist authentischer und normaler?

    • Miriam sagt:

      An die Macht würde ich sie trotzdem nicht lassen, Karin, trotz ihrer Normalität, wenn Sie es so wollen.
      Denn dann würde ich wahrscheinlich vor Angst sterben. Aber ich finde es schön, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, sie fotografiert, macht Ausflüge und ermöglicht ihnen ein geschützes würdevolles Leben.

  • Beat sagt:

    Schöne Idee, recht ordentlich fotografiert aber miserabel und effekthascherisch bearbeitet. Der exzessive Einsatz von Shadow/Highlight verdirbt den gesündesten Teint, vertieft Falten und wirkt schlicht schlimm unnatürlich.

    Weniger ist mehr. Sujetadäquater Einsatz zeigt das Fingerspitzengefühl eines Fotografen. Bei einem Schwinger oder Soldaten wäre das OK, hier ist es unangebracht.

  • Martin Rüger sagt:

    schön, dass man Ihnen hilft.
    Lustig ist, dass diese Leute das Leben wahrscheinlich mehr geniessen als die „gesunden“ Menschen.
    War einige Jahre auf der Strecke von Oerlikon nach Rappi unterwegs wo es kurz for Rappi eine Behindertenwerkstatt hat, das war jedesmal ein Gaudi wenn sie am morgen eingestiegen sind, gut drauf spässchen machend und immer wieder mal ein grosses Gelächter, da ging einem die Seele auf und machte einen manchmal auch nachdenklich wieso wir immer so griesgrämig sind, geniesst das Leben es ist Euer einziges.

    • Peter Meier sagt:

      Diese Menschen müssen keine Verantwortung tragen, haben keine finanzielle Probleme, werden nicht unter Druck gesetzt alles unter einen Hut zu bringen, so können sie unbeschwert lachen und träumen und in Rahmen ihrer Möglichkeiten und Kompetenzen doch ein selbstbestimmtes Leben führen. Es sollte auch gewährleistet werde, dass sie keinen grossen emotionaken Schwankungen ausgesetzt sind. Dann können sie das Leben schön empfinden. Ist ok.

  • Karl-Heinz sagt:

    Tolle Fotos und sicher auch ganz tolle Leute.

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