Gibson-Götter
Über der Traditionsmarke Gibson kreist der Pleitegeier. Das liegt auch daran, weil es kaum noch Gitarrenhelden gibt.
Hut ab: Slash gehört wohl zu den berühmtesten Les-Paul-Spielern überhaupt und bringt die Menge auch rauchend zum Kochen. (23. Juni 1992, Rotterdam, Gie Knaeps/Getty Images)
Jüngst wurde bekannt, dass die Firma Gibson, die 1902 mit dem Bau von Mandolinen und anderen Saiteninstrumenten begonnen hatte, heute vor dem Bankrott steht; ein neuer Finanzchef soll den Betrieb retten. Für das vergangene Jahr musste er Schulden in der Höhe von 375 Millionen Dollar melden. Lesen sie hier die ganze Hintergrundgeschichte von Jean-Martin Büttner.
Top-Look: Albert King mit einer Fyling V. (undatiert, Getty Images)
Keith Richards, bekannt als Telecaster-Mann, mag auch den Sound von Gibson-Gitarren. Hier spielt er eine Les Paul Junior. (Fin Costello/Redferns)
Auch Jimmy ging manchmal fremd: Der Stratocaster-Virtuose spielte zwischendurch auch auf Gibson Flying Vs. (Odile Noel/Redferns)
Die erste Geige von Led Zeppelin: Jimmy Page bearbeitet im Londoner Earl’s Court seine Les Paul mit einem Bogen. (23. März 1975, Michael Putland/Getty Images)
Chuck Berry in den 1970ern mit einer ES-355 oder ES-350 … Nerds helft mir. Wobei, who gives a fuck? (Jeffrey Mayer/WireImage)
Sah vor allem gut aus mit Gitarre: Johnny Thunders & The Heartbreakers im Camden Palace, London. Gitarre: Les Paul Junior Doublecut. (undatiert, Echenberg/Redferns)
No Guitar, no cry: Bob Marley im Rainbow Theatre. (undatiert, Estate Of Keith Morris/Redferns)
Giftgrün: Die eine Hälfte der Toxic-Twins, Joe Perry von Aerosmith, mit Les Paul und Zigarette. (1975 Ron Pownall/Corbis via Getty Images)
Mehr Lehrmeister als Schulbub: Angus Young mit einer SG auf England-Tournee 1980. (Michael Putland/Getty Images)
Der König sieht doppelt: Elvis Presley (1935–1977) mit einer zweihalsigen SG, Mitte 50er-Jahre. (Photo by Hulton Archive/Getty Images)
Neil Young im Hammersmith Odeon, London. (28. März 1976, Michael Putland/Getty Images)
15 Kommentare zu «Gibson-Götter»
Man muss nicht gerade so weit wie Asien gehen, um hervorragend gefertigte, viel lebhafter als Gibson klingende E-Gitarren zu finden. Duesenberg, z.B., ist eine kleine, deutsche Boutique mit Gitarren, die noch viel plastischer und definierter ansprechen als die zwar berühmten, aber in Akkorden doch eher verwaschen und undefiniert klingenden Bretter von Gibson.
Bob Marley und Elvis sind neuerdings also Gitarrengötter, echt jetzt? Dafür habt ihr Billy Gibbons aussen vor gelassen; obwohl es damals er war, der Hendrix als einen der besten Gitarristen bezeichnet hat.
Leider scheint mir der Niedergang zeittypisch zu sein. So hatten wir in meiner Jugend keine Probleme eine komplette Band auf die Beine zu stellen. Aber welcher Jugendliche spielt heute noch ein Instrument ? Ich spiele eine J-160E und die klingt verdammt gut…
Tja jammerschade eigentlich. Doch ich denke meine modifizierte Epiphone Les Paul Ltd. (1992 Korea), besteht aus den besseren Hölzern als eine 2018er Gibson Les Paul und ist auch noch besser verarbeitet.
Ein Vorbild von Robby Krieger (u.a. „Light my Fire“) war Chuck Berry. Robby kam urspr. vom Flamenco her. So schoss er wohl auf Europa-Tour (mit TV-Granada; Spanish Caravan; The Unknown Soldier) mit einer Gibson SG (nach der ES-335) auf Leadsänger Jim Morrison: „The war is over“. Ev. via Fender Twin Reverb und/oder -Distortion-Pedal.
p.s.: Ray Manzarek kündigte ihn manchal als unsern „Roberto“ an: Aha, the Doors are open ;-)
Wer mit Gitarrenspielen beginnt, steht vor der Wahl, ob er lieber Gibson oder Fender-Fan sein will. Das ist wie mit Beatles oder Stones, Adidas oder Puma, Apple oder Samsung. Diese beide Gitarrenmarken teilen sich 90% des historischen Marktes auf, auf dem alle alten Gitarrenhelden und Vorbilder zu finden waren. Aber wenn man dann Erfahrung hat, merkt man, dass Gibson nicht hält, was versprochen wird. All die schönen, ikonischen, historisch bedeutenden Instrumente von Gibson werden heute überteuert, aber qualitativ weitaus schlechter gemacht, als unbekanntere Gitarren aus Asien. Echte Musiker merken das, nur manche „Traditions-Fans“ merken es nie. Darum ist es okay, wenn Gibson pleite geht und dann mit neuem Boss und neuer Qualität neu anfängt, denn der Name wird nicht unter gehen.
Es gibt noch jede Menge Gitarrenhelden – auch für junge Leute, dies aber nur in Nischenmärkten. Vor allem, wo es heftiger, tiefer und aggressiver rockt, sind postmoderne Gitarrengötter Kult. Sie spielen 7- oder 8-saitige Gitarren mit Bariton-Mensur (Mensur = Länge der Saite. Über 65cm werden dickere Saiten und tiefere Stimmung des Instruments ermöglicht, also ein „böserer“ Klang.) Gibson hat diesen Trend verschlafen und wegen der unfassbaren Qualitätsmängel beim Traditionshersteller auch keine Glaubwürdigkeit mehr. Andere Marken haben den Markt unter sich aufgeteilt. Wer eine sehr, sehr gute US-Gitarre will, kauft nicht Gibson, sondern PRS. Ansonsten kauft man lieber gleich Waren aus Japan, Korea, China und Indonesien, die z.T. billiger sind als Gibson und immer besser verarbeitet.
Es liegt nicht an fehlenden Gitarrenhelden sondern am dämlichen Gibson Managemend! Warum baut Gibson keine zahlbaren Signature Modelle von Slash, Billy Gibbons und Co.? Die Jungen Gitarristen spielen sehr wohl noch AC/DC, Black Sabath. Sie kennen Joe Perry und Slash. Sie finden Bonamassa cool – aber eben: Sie wollen, wenn sie eine Gibson kaufen, das was ihre Helden spielen. Keine Starwars Flying V, keine Robotuner oder Messingsättel.
B.B.King ? (Lucille)
Zappa? (SG)
Santana? (LP, Woodstock)
Jerry Garcia
Ich weiss auch nicht, wer bei Gibson auf die dämliche Idee kam, die Unterhaltungelektroniksparte von Philips zu kaufen. Im Gegensatz zu einer langlebigen Qualitätsgitarre ein schnelllebiges Billiggeschäft. Und dann geht der Trend bei Gitarren auch in Richtung Vintage: alte eingespielte Instrumente sind eher gefragt als neue Industrieware. Wahrscheinlich haben auch die eingebauten automatischen Stimmgeräte dem Ruf der Marke geschadet. Was ein „echter“ Gitarrist ist, stimmt sein Instrument selber. Ist eben alles noch Handarbeit und man muss ein paar mal Úben um dabei zu sein, es gibt keine App die einem das abnimmt … also völlig unmodern und gerade deshalb nach wie vor faszinierend.
@ Vogt. In der Welt der Manager gibt es Moden. Alle paar Jahre sagen alle Gurus, man solle „Diversifizieren“ und „Expandieren“. Dann kaufen die neue Firmen und Sparten hinzu. So auch Gibson. Dann wieder heisst es, man solle sich auf das Kerngeschäft konzentrieren und dann stösst man alles wieder ab. Bei Gibson ist das Hauptproblem aber die Führung, die nicht begreift, dass die Instrumente seit Jahrzehnten massive Qualitätsprobleme haben, die andere Hersteller (PRS, ESP, Ibanez, Fender) nicht haben. Ausserdem macht Gibson seine Händler angeblich mit Knebelverträgen fertig. Auch wenn der Artikel hier es nahelegt: Die Gitarre ist nicht tot, nur Gibson macht schlapp und jeder, der sich auskennt, weiss genau warum: Die Dinger sind zu teuer und zu schlecht, auch wenn sie super cool aussehen.
Es ist leider wahr, dass es immer weniger junge „Gitarrengötter“ für ein junges Publikum gibt (John Mayer mag eine Ausnahme sein). Immer weniger junge Leute spielen heute noch Gitarre. Man singt allenfalls oder meint, Rapp, Sampling oder DJ-ing wären vollwertige Arten Musik zu machen. Die Leute haben auch kaum mehr ein Gehör für Musikqualität, denn von klein auf hören sie die nur aus erbärmlichen Handy-Lautsprechern oder über schlechte Kopfhörer. Was aber die glorreiche Firma Gibson und ihre Gitarren angeht, so hat die Misere einen anderen Grund: Die Qualitätsschwankungen bei Gibson sind leider legendär und die Firma hat mit miesen, aber teureren Produkten ihr Vertrauen bei den Gitarristen total verspielt und zieht nur noch Spott auf sich. Zeit für einen Neuanfang.
So ist es mit den Qualitätsschwankungen. Das hat mich dazu bewogen eine Ibanez JSM100 anstatt eine Gibson ES-335 zu kaufen. Ist billiger, absolut traumhaft verarbeitet (da kann Gibson nur davon träumen), und klingt besser als eine ES-335 gleicher Preisklasse.
Ich besitze eine ’69er Les Paul Deluxe. Eine Traum-Gitarre. So was gibts heute nicht mehr. Warum nicht? Die Hölzer wurden damals jahrelang gelagert, nicht künstlich getrocknet. Die Pickups wurden von Hand gewickelt, nicht mit Computer gesteuerten Maschinen.
Die Bünde wurden von Hand abgerundet und nicht mit diesem dämlichen PLEK-System. Diese Gitarren hatten eine andere Ausstrahlung als heute und klangen ganz einfach vieeeel besser.
Bezüglich der Gitarre, die Chuck Berry spielt: Es ist eine Gibson ES-355. Dies ist das edelste Modell der ES-Serie. (ES = „Electric Spanish“). Man erkennt`s an den vergoldeten Metallteilen, die bei billigeren Modellen nur vernickelt sind, und am dunklen Griffbrett aus Ebenholz mit den grossen rechteckigen „Block Inlays“, den Perlmut-Intarsien. Billigere ES-Gitarren haben Palisander-Griffbretter mit einfacheren Punkt-Intarsien. Der Kopf zeigt eine „Split Diamond“-Intarsie, die ebenfalls nur teurern Gibson-Modellen vorbehalten ist und ist mit einem mehrlagigen weissen „Binding“ eingefasst. Zuletzt gibt es noch einen gold-umrandeten Ton-Filter-Drehschalter, den „Varitone-Switch“, den auch nur diese edleren Modelle haben. Die Farbe heisst Cherry Red und Chuck ist einfach der Grösste.
@Jean …alles richtig! Das nächst billigere Modell mit einer niedrigeren Typenbezeichnung, die Gibson ES-345 spielt Michael J. Fox alias Marty McFly im Filmklassiker „Back to the Future“. Sie ist weitestgehend baugleich, hat aber gesplittete Parallelogramm-intarsien im Palsander Griffbrett und eine einfachere Kofplatte ohne den „split diamond“ und das Binding. Der Witz ist, dass der Film 1955 spielt, aber das Gitarrenmodell erst 1958 auf den Markt kam… Ein lustiger Regiefehler. Marty spielt darauf fetzigen Rock`n`Roll am Schulball und der Bandleader, der das hört, ruft seinen Cousin Chuck Berry an und lässt ihn via Telefon zuhören. So bringt Marty auf der Zeitreise also Chuck all das bei, was Marty jahrzehnte später von Chuck gelernt hat (zwinker!).