Google lässts dauerregnen
Viele Wetterprognosen im Internet sind furchtbar falsch – besonders zum Leidwesen der Bergler in den Alpen, wo es bei Google und Apple oft schifft, wenn in Wahrheit die Sonne scheint.
Die Südtiroler wehren sich schon lange gegen den Hafechäs, den sie jeden Tag für ihren Ort bei Google sehen.
Helfen tats nicht, denn schliesslich ist Google Google. Schlanders im Vinschgau ist zwar der trockenste Ort in den Alpen, aber das kümmert die Suchmaschinisten wenig: Sie lassen es schiffen, gerne täglich. Entsprechend sah die Vorhersage für Schlanders am Dienstag dieser Woche so aus:
Am Mittwoch sollte es da sogar schneeregnen, danach täglicher Regen und kein Sonnensymbol mehr zu sehen. Das ist völliger Blödsinn und insofern unangenehm, weil das Google-Wetter auch in vielen anderen Portalen übernommen wird und auch bei Reise- und Buchungsportalen eine Rolle spielt. Dem trockensten Ort in der Schweiz geht es übrigens nicht anders:
Auch für Ackersand ist der Dauerregen ab heute Donnerstag eine freie Erfindung, wahrscheinlich bleibt es zumindest bis Samstag weitgehend sonnig bis leicht bewölkt und trocken. Warum ein Internetgigant wie Google besonders schlechte Wettervorhersagen veröffentlicht, ist für viele Menschen verwunderlich. Es ist zumindest seltsam, in diesem Bereich sparen zu wollen, da viele Menschen diese Vorhersagen ernst nehmen.
Wie schon bei Ackersand, wo es in einem Nord-Süd-Tal bei Google geheimnisvolle West- bis Nordwestwinde geben soll, die es dort nicht gibt, werden im West-Ost-gerichteten Tal am Albulapass Nordwinde vorhergesagt. Man kann nur hoffen und beten, dass Gleitschirmflieger ihre Informationen nicht von dort beziehen – abgesehen davon, dass es auf dem Albula knapp 20 Grad kälter wird als in der Google-Vorhersage. Die erwartet den Albulapass irgendwo auf einer so tiefen Meereshöhe, die es in Graubünden gar nicht gibt. Aber immerhin scheint auf den Dauerregen Verlass zu sein:
Der Grund für das Vorhersage-Elend bei Google ist die Tatsache, dass diesen Vorhersagen sehr weitmaschige Vorhersagemodelle zugrundeliegen. Das von vielen verwendete Vorhersagemodell (wir wissen nicht, welches Google nimmt, aber es kann nicht viel besser sein als das) stammt vom amerikanischen Wetterdienst. Es ist gratis und wird 15 Tage in die Zukunft gerichtet. Das Unpraktische: Das Wallis sieht für das Modell so aus:
Für Graubünden so:
Das Modell-Gitternetz ist mit mehr als 20 km Maschenweite so grob, dass es von Bergen und Tälern nichts weiss. In den Pixeln ist die Modellhöhe in Metern aufgeschrieben. Alles ist irgendwie auf den Bergen, deswegen schifft es immer, alle sind im selben Stau. Google nimmt nur noch eine Zauberformel und zählt noch ein bitzli Temperaturen dazu für die Differenz zwischen Modellhöhe und der Höhe des Ortes. Das hilft bei den Temperaturen (ein wenig), aber nicht beim Wetter und auch nicht beim Wind.
Das völlig ungeeignete Computermodell ist mit seiner Weitmaschigkeit Ursache, dass gestern um 14 Uhr in ganz Graubünden nördlicher Wind herrschen sollte, wie wir ihn in den Google- und anderen Vorhersagen finden.
Die Realität ist natürlich komplizierter, die Winde folgen weitgehend den Talrichtungen. Dafür muss man natürlich erst mal wissen, wo Berge und Täler sind. Dafür gibt es bereits seit geraumer Zeit Wettermodelle mit 1×1 km Auflösung, deren Topografie zum Vergleich für das Wallis so aussieht:
Und für Graubünden so:
Dadurch, dass Berge und Täler im Modell berücksichtigt werden, war die Windvorhersage für Mittwoch 14 Uhr gleich ganz anders:
Und die gute Nachricht für Ackersand: Mit dem 1×1 km engmaschigen Modell ist kein Dauerregen in Sicht – Google weiss viel, aber vom Wetter (noch?) wenig bis nichts.
19 Kommentare zu «Google lässts dauerregnen»
ich glaube dass „meteorologie“ eine form der philosophie ist. jeder kann darüber sprechen, keiner weiss was eintritt und am ende ist man eh‘ nass.
abschaffen.
ich schaue morgens aus dem fenster und entscheide dann was ich anziehe.
wetterprognosen sind für die füchse.
Ist jetzt aber nicht wirklich neues. Wenn man mal unterwegs ist, merkt man schnell wie unterschiedlich Wetterprognosen sein können. Darum nehme ich immer lokale Dienste, beispielsweise Meteoschweiz oder Meteo3B für Italien. Das hat für Samstag 17-19 Uhr schon am Tag davor starker Regen mit Warnung vorhergesagt. Dann glücklich das Unwetter aus dem Trockenen verfolgt.
Meine Standard Wetter App ist Meteoblue. Damit habe ich sowohl in der Schweiz wie auch in Spanien seit mehreten Jahren gute Erfahrungen gemacht…mit den üblichen Ausnahmen…
Google-Wetter für Europa? Das ist etwa so, wie mit dem Englisch-Wörterbuch ins Muotathal oder Oberwallis zu reisen, weil die Sprache ja so ähnlich tönt.
Für Südtirol ist stol.it ganz gut, für die Schweiz Meteoswiss.
Es ist sinnvoll, die Isobaren-Karten lesen zu können, da kommt man manchmal auch auf erstaunliche Unterschiede zum „offiziellen Bildchenwetter“ und dem, was dann da draussen vor der Tür passiert, was dann oft eher zur Isobarenkarte passte.
Ob Kachelmanns Prognosen im Netz besser wären, kann ich nicht beurteilen weil seine Seite nicht auf das Tracking mit Cookies verzichten mag. Schade!
Was glauben Sie, wie er den Bezug der Modelldaten, die er ihnen zeigt, bezahlt? Richtig, mit Werbegeld. Und dafür braucht er halt Cookies. Sie können bei ihm aber auch ein Abo kaufen. Dann geht’s wohl ohne Guetzli. Aber für einen service zu bezahlen ist wohl auch nicht Ihres nehm ich an.
Nein, auch das Abo funktioniert nicht ohne Cookies, was meine Ansicht bestätigt, dass es in seiner Firma mit Internet-Kompetenz nicht so weit her ist.
Inwiefern ist ein Cookie ein Problem, wenn man auf einer Seite ein Abo hat und mit Account angemeldet ist?
Interessante Ausführungen. SRF Meteo und MeteoSchweiz sind gelegentlich auch komplett daneben. Voraussagen Regen und dann scheint trotzdem die Sonne, – und umgekehrt. Mehrfach erlebt an Wochenenden diesen Winter;L dabei Bucheli & Co „verfl…“ Mein Vertrauen in die Meteorologen ist eher gering… Meteoblue scheint noch ganz passabel zu sein.
Vielen Dank für die sachliche Darstellung der Faktenlage. Es gilt halt auch hier: Qualität hat seinen Preis.
Meteoblue ist auch ein Schweizer System. Und das liefert weltweit Wetter in hervorragender Auflösung.
Für die Schweiz macht es manchmal Sinn, sich beides anzuschauen.
Nunja, beim Datenerfinden auch vorne mit dabei.
https://twitter.com/Kofelheini/status/1129108976090669058
Warum sollte man
– fürs Wetter die Seiten einer/mehrerer Meteostationen aufsuchen?
– für ein bestimmtes Hotel die entsprechende Webseite aufsuchen
– für den Blick die Seite blick.ch direkt aufrufen ?
Weil man sich ja bloss google.ch merken muss, die liefern ja dann alles gratis (haha) frei Haus.
die Menschheit ist am verblöden
Was hat das wieder mit der Menschheit zu tun?Hat ja niemand Google gefragt es zu tun. Die machen es einfach ungefragt und pushen es auf den Markt…
Ich denke, Sie gehören auch zur Menschheit. Oder etwa nicht?
Danke für die Aufklärung. Die meisten Konsumenten dürften geglaubt haben, Google beziehe die Daten aus den bestmöglichen Quellen. Stattdessen verbreitet der Konzern Fake News, so wie wohl viele US-Amerikanische Medien derzeit 😉
@Rolf Rothacher: Das sind nicht Fake-News! Es sind die Grundlagen, die untauglich sind, irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen. Lesen bildet 😉
Meier: Hauptsache der Rothacher konnte uns sein undifferenziertes sterotypes Weltbild wieder mal kundtun, welches man meteorologisch in etwa der Systematik der Goolge Wetterprognosen gleichsetzen könnte mit Prognosen, die des öfteren mal daneben sind.
Ich benutze in der Regel die App von SRF Meteo für Prognosen in der Schweiz und das Google-Wetter für eine erste Annäherung an das, was mich im Ausland – wo ich oft bin – erwartet. Und da erfüllt die Suchmaschine ihren Job ganz passabel. Man sollte ja als Benutzer solcher Prognosen, der/die meistens Wetterlaie ist, auch noch etwas mitdenken. Und dann hilft mir zum Beispiel das graue Wölkchen mit Regenstrichen von Google, das übrigens mit (vereinzelte) Regenschauer unf nicht mit Dauerregen umschrieben wird. Wenn man bedenkt, dass man solche Prognosen für die ganze Welt abrufen kann, ist das schon ziemlich beeindruckend. Aber natürlich nie so beeindruckend wie das Schweizer System (Ironie), wo man offenbar sogar das Wetter in ein ganz enges Korsett zwängt.