Holzöfen
Das Bafu ist deshalb einigermassen cool mit dem Silvesterfeuerwerk, da das eigentliche Problem bei der Lufthygiene ein viel grösseres und neueres ist und es erst ein paar immer noch schüüche Verschärfungen der Luftreinhalte-Verordnung gibt, die auch nicht einholen wird, was Menschen angerichtet haben, die nicht bei Trost sein können: War früher das Baumverbrennen vor allem eine Sache von ärmeren Menschen oder üblich in Gebieten mit geringer Besiedlung, wo der nächste Nachbar nicht unmittelbar eingestaubt wurde, sind Holzöfen in den letzten Jahren auch in den Einfamilienhüsli- und Attikawohnungs-Quartieren hip geworden – die dümmste Renaissance einer Steinzeit-Heizmethode, die man sich vorstellen kann.
Das Verbrennen von Holz ist eine zutiefst dreckige Technologie, recht eigentlich die dreckigst verfügbare, wie Sie hier selbst vergleichen können (HEL steht für leichtes Heizöl):
Besonders lustig, wenn Pelletverbrenner glauben, dass sie ganz tolle Dinge tun:
Besonders peinlich beim Holzofen-Boom, der vor allem von Freitag- bis Sonntagabend die Schweiz in Stadt und Land mit lange nicht gekannten Feinstaub-Werten einsaut (halt dort, wo kaum gemessen wird), dass die Baumverbrenner oft im Ernst glauben, dass sie Umweltschützer seien. Das Gegenteil ist der Fall. Wer einen Holzofen hat, ist zur Zeit in Sachen Feinstaub das weitaus grösste Umweltproblem, auch wenn nicht – wie viele es machen – ein bitzli Müll mit verbrannt wird. Dieselben Leute, die gerne ein bitzli weinen müssen, wenn am Amazonas Bäume in Flammen aufgehen, finden es hierzulande total nachhaltig und ökologisch, wenn die Sache aus rumänischen Kahlschlägen stammt und wenn Schweizer Bäume nicht mehr CO2 absorbieren, sondern Feinstaub und viel CO2 erzeugen. Nein, Holz verbrennen ist nie CO2-neutral, auch wenn das im Baumarkt-Prospekt steht. Die Bäume fliegen nicht in den Ofen und sie wachsen auch nicht so schnell, wie sie verbrannt werden. Und wie schon gesagt: Auch mit den herzigsten Filterli ist ein Holzofen im Vergleich zu Öl und Gas immer noch eine gigantische Sauerei.
Man sieht es an den Feinstaub-Werten an Inversionstagen in Meilen wie es sich auswirkt, wenn sich wohlstandsverwahrloste Menschen, die eigentlich eine normale Zentralheizung haben, nochmal so richtig spüren wollen nach eine, anstrengenden Tag in der Bank und den tollen Holzofen anwerfen: Die Feinstaub-Peaks sprechen für sich und die Holzöfeli in den fürnehmen Quartieren produzieren so viel #Reichenfeinstaub, dass es wieder fast überall stinkt abends in der Schweiz, wie man an den herzigen Feinstaubspitzen sieht, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Verkehr zu tun haben :
Vielen Menschen ist so nach Jahrzehnten einigermassen sauberer Luft in Wohnquartieren die Freiheit genommen worden, bei offenem Fenster ein- oder auszuschlafen, weil der Nachbar sich so richtig ökologisch und nachhaltig belügen möchte und nochmal fühlen wie das war, damals als Pfadi, als der Lismer abends so schön nach Rauch stank. Es ist vor allem eine Männersache, wie man auf den Bildli in den Prospekten mit den ganzen Lügen sehen kann, wie toll Holzöfen angeblich seien. Frauen werden gebeten, auf ihre peinlichen Männer Einfluss zu nehmen und ihnen ein Infrarot-Wärmerli und eine Kaminfeuer-DVD zu schenken.
Die Wahrheit, liebe Baumverbrenner aus Langeweile: Es ist der letzte Dreck. Und peinlicherweise haben unsere Behörden verschlafen, den Dreck im Vorfeld grundsätzlich zu verhindern statt hinterher mit ein paar Filterli Aktionismus vorzutäuschen, den der Holzofen-Boom durch seinen Erfolg laufend lächerlich macht. Gemessen wird traditionell dort, wo früher die dreckigste Luft war, in der Nähe von Verkehr und Industrie. Gemessen wird kaum, wo heute die Luft am dreckigsten ist, überall dort, wo traurige Menschen, deren einzige Überraschung im Leben die Bewegung einer Flamme ist, ihre Feuerstellen errichtet haben und ihre Nachbarn krank machen. Denn niemand hält sich stundenlang an Strassenkreuzungen auf. Menschen in Wohnquartieren müssen sich ganze Abende und Nächte mit dem Holzofen-Feinstaub herumschlagen, Kinder haben die Wahl zwischen Staublunge und Schlafen bei geschlossenem Fenster. Den Holzverbrennern ist das alles wurscht, weil sie sich (sehr zu Unrecht) als Weltretter fühlen, da müssen die blöden Nachbarn halt durch.
Für die Behörden ist die Klientel der wohlstandsverwahrlosten Holzöfeler auch deshalb besonders schwierig, wenn mal wieder (viel zu selten) die Asche kontrolliert wird: Die real grössten Umweltgrüsel glauben im Ernst (der Baumarkt-Prospekt sagt es ja!), dass sie irgendwie Umweltschützer seien. Noch nie war Selbstwahrnehmung so falsch. Entsprechend darf man sich für die Kommentare unter diesem Text anschnallen. Und der Trost für 2019: Das Feuerwerk ist nicht so schlimm, der Holzofen Ihres Nachbarn ist es, der Sie am Ende krank macht.
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