Hier entlud sich das perfekte Gewitter

Eine Frau trotzt dem Regen und geht mit ihrem Hund am Ufer des Thunersees spazieren. Foto: Peter Schneider (Keystone)
Am Sonntagabend war es wieder so weit, fast eine alljährliche Tradition: ein Unwetter in Thun, viele volle Keller. Manche Gewitter in Thun erinnern mich an diese Folge der «Simpsons», in der der Tornado mit Hartnäckigkeit immer wieder dieselbe Stelle trifft:
Thun liegt in einem topografischen Trichter, der besonders anfällig für Konvergenzen ist – Winde, die aufeinander zufliessen, mit dem Ergebnis, dass die Luft nur in die Höhe kann, Wolken- und Gewitterbildung inklusive.
Das Schweizer Modell hatte gestern Vormittag eine solche Konvergenz für die Region Thun vorhergesagt mit dem Ergebnis, dass sich verschiedene Luftmassen aus unterschiedlichen Richtungen über der Region Thun treffen würden:

Entsprechend hat das Modell im Umfeld dieser Konvergenz kräftige Gewitter für die Region berechnet – wir erinnern uns: Vorhersagemodelle können nicht lokale Dinge wie Schauer und Gewitter ortsgenau berechnen, aber Anhaltspunkte geben, in welchen Grossregionen Gewitter wahrscheinlicher sind:

Beobachtet man den Ablauf der Ereignisse am Sonntagabend, sieht man, wie «privilegiert» Thun für besonderes Wetter ist. Alles begann um 18.50 Uhr mit einem schüüchen Regenguss östlich des Stockhorns:

10 Minuten später hat sich das Ganze schon zu einem anständigen Sommerschauer entwickelt. Dann ging alles explosionsartig mit einem Hagelgewitter südlich von Thun um 19.30 Uhr:

Und nun kommt langsam der Thun-Effekt. Bis 20.30 Uhr zog der ganze Gewitterkomplex langsam von Süd nach Nord über die Region hinweg, und eigentlich konnte man meinen, dass es gleich vorbei sein würde, denn Thun liegt am Südrand des Gewitters:

Nicht in Thun. Nun kommen die Stunden, in denen Thun immer wieder eine neue Aufwindzone genau über der Stadt erleben kann, mit entsprechenden Folgen. Bereits um 20.45 Uhr hat sich nämlich ein neues Extremgewitter genau über der Stadt gebildet:

Dieses neue Gewitter bleibt eine Dreiviertelstunde mit sehr grossen Regenmengen über der Stadt aktiv, bevor das Unwetter langsam unter Abschwächung nach Osten abzog. Die gefallenen Regenmengen waren sehr gross, die radargestützte Berechnung ergab vereinzelt über 130 Liter/qm – man sieht deutlich, wie eng begrenzt solche Unwettergebiete sind, Spiez blieb praktisch trocken:

Die Regenmengen triggerten den ersten Sturzflut-Hinweis für Heimberg und Uttigen um 20.35 Uhr. Um 20.50 Uhr bestand dann bereits eine grosse Überflutungsgefahr für ein deutlich grösseres Gebiet aufgrund der gefallenen Regenmengen.
Die Problematik des wärmer werdenden Klimas liegt für uns in der Schweiz vor allem in den signifikant gestiegenen Taupunkten, die ein Mass für die Feuchtigkeit in der Luft sind. Es steht mehr «stürzbares Wasser» zur Verfügung. Das wird neue Herausforderungen für die Planung der Kanalisation und Wasserableitung allgemein bedeuten.
Was bei Sturzfluten wichtig ist
- Nie in überschwemmte Strassenabschnitte fahren. Ihr Auto schwimmt früher, als Sie denken. Die Türe öffnen geht nicht mehr, sobald das Wasser etwas tiefer wird. Oder auch die Fenster elektrisch runter zu lassen, weil mit der nassen Batterie schnell nichts mehr passiert.
- Nicht in den Keller nachschauen gehen, ob es schon reinregnet.
- Nicht in Tiefgaragen fahren.
- Wenn Sie in einem Heimetli an einem Bach leben, einen Plan haben, wie Sie sich in Sicherheit bringen können. Nachts nicht schlafen, wenn Sie ein heftiges Gewitter hören. Selbst wenn es bei Ihnen nicht regnet, kann das 10 Kilometer entfernte Gewitter bei Ihnen für ein extremes Hochwasser sorgen.
6 Kommentare zu «Hier entlud sich das perfekte Gewitter»
ich denke hier spricht jemand der mehr ahnung hat von vielfachbeziehungen als von metereologie, jedenfalls gibt es KEINEN Klimawandel
dieser ist eine lüge von linken medien und pseudowissenschafern.
fake news mit dem ziel das volk umzuerziehen und geld herauszupressen für prestigeprojekte.
nichts aber auch gar nichts und nochmals nichts von nichts ist hier bewiesen.
schlicht eine Lüge.
Die „Klimawandel-gibt-es-nicht“ Trolle sind heute so leise. Warum wohl? Wenn sogar Hr. Kachelmann schreibt: „Die Problematik des wärmer werdenden Klimas liegt für uns in der Schweiz vor allem in den signifikant gestiegenen Taupunkten, die ein Mass für die Feuchtigkeit in der Luft sind.“
Signifikant gestiegener Taupunkt. Sie haben genau recht.
Das Geschrei war hier im Blog aber schon grösser (Kimawandel gibt es nicht…früher schon ma da…Erfindung der Chinesen…ist mir doch egal…kann man nicht messen … etc).
Heute stille.
Herr Thomas, wie in jeder Religion kann man auch bei der Klima-Frage die Anhänger der jeweils anderen Konfession nicht dazu bewegen kritische Fragen zu dulden. Meist fehlt den Gläubigen das Wissen um die Zusammenhänge.
Das Klima war immer im Wandel. Fluktuationen des Wetters werden über lange Frist in ihrem Mittelwert als „Klima“ zusammen gerechnet. Kann es sein, dass „Klima“ hier eigentlich der falsche Ausdruck ist?
In dieser Auseinandersetzung werden viele kritische Fragen ignoriert und bleiben offen. Jene, die sie stellen, werden abgekanzelt. Kriegerische Rhetorik weist immer auf einen Mangel an sachlicher Kompetenz und an Übung im Dialog mit Mitmenschen hin, die eine andere Meinung vertreten.
Wenn heute ein Klima heute wirklich verrückt spielt, dann das zwischenmenschliche.
Erinnert mich stark an die Situation in Genua im Oktober 2015 mit Dauergewittern und immensen Regenmengen… Oder ist dort die Situation ganz anders gelagert?
als ortsansässiger kann ich Hr. Kachelmann zur akutraten Beschreibung nur gratulieren – quasi wie eine zeitverzögerte Stimme aus dem off zum Geschehen am Sonntag. War herrlich zu beobachten, wie via Simmental und dann vom Gurnigelpass her die Regenwolken trieben.
Besten Dank für den Artikel