Elefanten im Wahlkampf

Republican U.S. presidential nominee Donald Trump holds up signs at the end of a campaign rally in Lakeland, Florida, U.S., October 12, 2016. REUTERS/Mike Segar - RTSS0BQ

Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Florida (12. Oktober 2016) Foto: Mike Segar (Reuters)

Der amerikanische Wahlkampf bietet das beste Entertainment seit Laurel und Hardy. Überall Slapstick und Anarchie. Die Partei von Recht und Ordnung, auch bekannt als Republikanische Partei, gleicht einem Verein von Chaoten. Traditionell waren eigentlich die Demokraten die Chaoten. Der berühmte Komiker Will Rogers sagte einmal, er sei «kein Mitglied einer organisierten politischen Partei, ich bin Demokrat».

Das war einmal. Bei den Law-and-Order-Fanatikern geht es dieser Tage zu wie in einem Kindergarten ohne Aufsicht. Das Maskottchen der Partei ist ein Elefant. Jetzt reitet sie einen Elefanten, der vorsorglich einen Porzellanladen mit sich führt, damit er darin herumtrampeln kann, wann immer ihm der Kopf danach steht. Trump trampelt, die Partei humpelt.

Rauf und runter

Ihren Honoratioren schwirren die Köpfe: Sie reiten den Elefanten, er wirft sie ab, sie steigen wieder auf. Wie die Senatorin Deb Fischer aus Nebraska. Nach Trumps Grapsch-Video rutschte sie wie viele andere Bonzen eiligst vom Elefanten herunter. Es wäre «klug», wenn Trump durch seinen Vize Mike Pence ersetzt würde, erklärte Fischer. Drei Tage später sass sie wieder im Elefantensattel: Für Trump zu stimmen, sei «keine harte Wahl».

Rauf. Runter. Rein. Raus. Einzahlung und Rückerstattung: Mehrere republikanische Spender wollen ihre milde Gabe an Trump inzwischen zurück. «Ergebenst verlange ich, dass mir mein Geld zurückerstattet wird», schrieb einer. In Trump zu investieren, hat sich offenbar nicht gelohnt. Was immer er anfasst: Ein Skandal bricht aus, jeder Brand ausser seinem eigenen wird ruiniert.

Tic Tac weiss davon ein Lied zu singen, jawohl Tic Tac, das eisenharte Mint im Plastikbehälter, mit dem Zecher am nächsten Morgen diskret ihren Mundgeruch verschleiern. Trump besudelte Tic Tac auf übelste Weise und zum Entsetzen der Familie Ferrero, der die Marke gehört. Er wolle schnell ein paar Tic Tac lutschen «für den Fall, dass ich sie küsse», sagte Trump im Grapsch-Video und meinte die Schauspielerin Arianne Zucker, die auf ihn wartete.

Tic Tac und Skittles wehren sich

Tic Tac fand das Gebaren des obersten republikanischen Elefanten anstössig und verwahrte sich per Twitter gegen den trumpschen Missbrauch ihrer Ware als Mittel zur Anmache: «Tic Tac respektiert alle Frauen; wir finden die kürzlichen Bemerkungen und das kürzliche Verhalten völlig unangemessen und nicht akzeptabel.» Schon zuvor war Donald Trump Jr., der Sohn des Elefanten, beim Süssigkeiten-Giganten Mars angeeckt. Diesmal waren Skittles dran, die farbenfrohen Kaudragees «mit dem Geschmack des Regenbogens».

«Wenn ich eine Schale Skittles hätte und dir sagen würde, dass drei davon dich umbringen, würdest du eine Handvoll nehmen?», fragte der Junior-Elefant und meinte damit syrische Flüchtlinge. Denn in einer Schale syrischer Flüchtlinge befänden sich gewiss drei Terroristen. Die Public-Relations-Abteilung von Mars war schockiert: «Skittles sind Süssigkeiten, Flüchtlinge sind Menschen», belehrte sie Trump Junior.

Ob Süssigkeiten, Frauen, Latinos oder die Republikanische Partei: Unweigerlich führt die Einmischung der Trumps zu einem Mega-Desaster sowie totaler Anarchie. Nur Richard Nixon könnte der Partei aus der Trump-Patsche helfen. Aber leider ist er weiterhin tot. Die Lage ist deshalb ausweglos.

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5 Kommentare zu «Elefanten im Wahlkampf»

  • Benni Aschwanden sagt:

    Ich empfehle zu diesem Thema auch die sarkastischen und sehr treffenden Kommentare von John Oliver in seiner Last Week Tonight Show (auf Youtube). Zum Beispiel das „Rosinen“-Video (Scandals).

  • irene feldmann sagt:

    Ich finde es erschuetternd wer die kandidaten sind und wie diese kampagne gefuehrt wird. Sich daran zu amuesieren zeigt wie wenig weitblick und abschaetzung deren konsequenzen man versteht. Was ist nun trauriger? Ich hoffe inmer noch auf ein wunder, auch wenn dies vom outer space sein wuerde….

    • Benni Aschwanden sagt:

      Man kann aber nichts anderes mehr tun als müde und ungläubig zu lächeln ob dieses ganzen Affentheaters das sich Wahl nennt, Galgenhumor sozusagen. Die Hände tun schon weh vom über-dem-Kopf-zusammenschlagen, der Nacken ist schon steif vom Kopf-schütteln, und der Magen ist auch schon leer. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass diese (Q)Wahl bald vorüber ist und die internationale Gemeinschaft vom Resultat keine bleibenden Schäden davontragen wird. Was die Amerikaner betrifft, sind sie dann selber schuld. Sie müssen ab 2017 mit der Suppe leben, die sie sich eingebrockt haben.

      • Markus Schneider sagt:

        Mindestens ebenso erschütternd finde ich, wer die Kommentatoren sind. Zwar haben die USA über 300 Millionen Einwohner, auch die Schweiz hat etwa acht. Und trotzdem, so richtig Bescheid weiss offenbar nur ein einziger. Soll der doch Präsident werden. – Eine seriöse Zeitung dürfte sich ruhig noch einen anderen Kommentatoren leisten, der denselben seit Monaten wiederholten Dreck auch über Frau Clinton ausleert. Auch über sie könnte man kübelweise schreiben.

        • Benni Aschwanden sagt:

          Es gibt aber nun mal nur diese 2 Kandidaten. Keiner davon ist ideal (nennen Sie mir mal einen idealen US-Präsidenten der letzten Jahrzehnte). Welcher davon mehr politische Erfahrung und Know-how hat und welchen der zwei man sich in höchsten diplomatischen Kreisen besser vorstellen kann ist wohl jedem aufgeschlossenen vorurteilsfreien Beobachter klar. Daher bringt dieses „sie hat aber auch…“ gar nichts. Es geht nicht darum, die Kandidaten noch madiger zu machen als sie sind. Es geht darum einen US-Präsidenten/-in zu bekommen, der die KOMPETENZ hat für dieses Amt und der nicht mehr Schaden anrichtet als Nutzen.

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