Trumps beste Adresse

Weltberühmte Aussicht: Presidential Suite im Trump International Hotel in Washington. Fotos: PD

Weltberühmte Aussicht: Presidential Suite im Trump International Hotel in Washington. Fotos: PD

Trump segelt enorm im Aufwind, mit jedem Tag rückt das Weisse Haus näher. Wer sich in seinem Erfolg sonnen und ihm spirituell nahe sein möchte, marschiert die berühmte Pennsylvania Avenue in Washington hinunter bis zum alten Postgebäude. Seit letztem Montag befindet sich in dem historischen Bau das brandneue Trump International Hotel. Nur ein paar Minuten zu Fuss vom Weissen Haus hat sich Trump vorsorglich eingerichtet.

Zur Eröffnung des Hotels reiste er persönlich an, im Schlepptau seinen Kammerdiener, den ehemaligen New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani. Wer bei Trump übernachten will, muss kräftig blechen. «Erleben Sie das Luxushotel, auf das Washington gewartet hat», lockt die Website des Hotels und wirbt mit dem «grössten Luxusballsaal», der «grössten Präsidentensuite» und überhaupt einer Mega-Erfahrung für alle, die «mutig genug sind, gross zu denken».

Wein im Löffel

Gross zu denken aber kostet: Die billigste Bude in Trumps Tempel der grossen Denker («Deluxe Zimmer») kostet pro Nacht 680 Dollar plus Steuern und Gebühren. Für die «Deluxe Suite» wird der Kunde 1400 Dollar los, 3300 kostet die «Pennsylvania Suite» und 4400 die «Postmeister Suite». Damit will Trump («ich liebe die Ungebildeten!») offenbar verhindern, dass Ungebildete und Proleten in seiner neuen Luxusherberge aufkreuzen und den exklusiven Lifestyle seiner Klientel besudeln.

Die «grössten Präsidentensuite» – was sonst?

Ein Tisch fürs Schattenkabinett?

An der Bar von Trumps Herberge geht es nicht weniger vornehm zu als beim Wohnraum. «Hipsterfritten» mit Parmesan und Shishito-Chilischoten für 16 Dollar kosten zwar mehr als Prolofritten von McDonald’s, sind insgesamt aber ein Schnäppchen. Denn wer wirklich auf die Pauke hauen möchte, verkostet erlesene Weine im Löffel. Nicht im Glas, wohlgemerkt. In speziellen Löffeln werden jeweils 30 Milliliter Wein serviert. Zum Auftakt gab es drei Tokajer aus Ungarn. Ist das Zufall? Oder fühlt Trump sich Viktor Orban verbunden? Man wird völlig paranoid.

Statt gross denkt Trump klein

Jedenfalls darf einen 2008 Royal Tokaj von Trumps Löffeln schlürfen, wer 15 Dollar für 30 Milliliter löhnt. Jahrgang 2009 erfordert 20 Dollar pro Löffel, indes der 2007 Royal Tokaj Essencia 140 Dollar kostet – im Vergleich zu einem Porsche 911 Turbo S mit Sonderfarbe Miami Blue enorm preisgünstig. Royal Tokaj beschreibt Essencia als «wahrsten dem Menschen bekannten Ausdruck von Terroir». 140 Dollar pro Löffel ist mithin ein super Deal. Als Nächstes kommt das Steak im Fingerhut. Statt gross denkt Trump klein. Hätten Sie mir mal einen Brösel Räucherlachs? Ein Gramm Hipsterfritten?

Ein Saal für alle Bälle.

Ein Saal für alle Bälle.

Wer der Degustation im Löffel nicht traut, kann sich einen Essencia im Hause Trump für 350 Dollar pro Glas bestellen. Der Hausherr selber trinkt bekanntlich keinen Alkohol, weshalb er gegen ungarische Versuchungen gefeit ist. Ist auch besser so: «Reichen Sie mir mal zehn Löffel Essencia, please!» – und schon sind 1400 Dollar futsch.

Womöglich belegt Trump die Präsidentensuite in seinem Luxusschuppen, falls er die Wahl verliert. Er wäre nahe beim Weissen Haus, müsste aber nicht regieren. Das neue Hotel könnte sogar Heimat eines trumpschen «Schattenkabinetts» werden. Und abends gibt es in geselliger Runde löffelweise Tokajer aus dem «wahrsten Terroir» für die Minister. Mit einem Brösel Hipsterfritten.

Die Cortile Bar (links) überstrahlt die Grand Lobby.

Die Cortile Bar (links) überstrahlt die Grand Lobby.

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5 Kommentare zu «Trumps beste Adresse»

  • Jens Egger sagt:

    Was sollen eigentlich all diese Bashing-Artikel über Trump? Dass der TAG diese auch noch veröffentlicht und sein OK dazu gibt zeigt auf, auf welch hohes Niveau die Zeitung inzwischen erklommen hat.

    Martin Kilian ist feuriger Clintonfan, bekannt seit 25 Jahren. Wäre aber gut und sehr empfehlenswert, wenn er in seinen Kommentaren etwas neutraler, distanzierter schreiben würde.
    Ironie und Sarkasmus in Ehren (ich liebe beide sehr) aber bitte nicht so. Kilias disqualifiziert sich mit seinem neuesten Geschreibe erneut.

  • Th. Lindner sagt:

    Das hat der Tokajer nun wahrlich nicht verdient.
    Die ungarischen Weine kämpfen sowieso gegen ihr früher berechtigtes, heute völlig falsches, schlechtes Image an. Ungarn, insbesondere die Region Tokaj hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte bei der Qualität der Weine gemacht. Im Süssweinbereich ist das Preis/ Qualitätsverhältnis der Toakjer kaum zu schlagen. In jedem Fall ist man mit einem Toakjer heute deutlich besser bedient als mit manchem hochgelobten Sautern-Wein. Spannende trockene/ halbtrockene Furmint Weine kommen, dank eines priffigen Marketings(www.furmintusa.com) langsam auch in den USA nach vorne. Es wäre schön, wenn die Amerikaner merken würden, dass man Tokajer auch sehr günstig im handel erhält und deshalb nicht zu DD ins Hotel muss.

  • Reto Rangier sagt:

    Kilian ist ein Clinton supporter und verschleiert seine politische agenda, es kommt jedoch duch mit seinen leichten Angriffen auf Trump.
    Viele male hat er nicht die Wahrheit geschrieben und alles wa zu Gusten der Clinton.
    Der Tagesanzeiger wuerde mehr un-biased sein ohne Killian.
    Sucht Euch einen besseren Reporter.

  • Rolf Zach sagt:

    Nach dem Hotelführer in Washington D.C. kostet im Four Season, welches wahrlich die beste Adresse dort ist für Luxushotels eine Übernachtung 600 Dollar, um ein Achtel billiger als bei Trump. Sein Hotel entspricht genau seiner Persönlichkeit, bombastischer Luxus, an dem der Gast nichts hat, anstatt ein Service höchster Qualität, wie das Four Season es bietet. Make America great again ist sein Wahlspruch. Nun für uns kann es ja gleichgültig sein, wen die Amerikaner wählen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass unsere Nationalbank den Hals nicht genug voller Dollar-Papiere kriegen kann, mit Hillary wird sie noch überschaubare Verluste erleiden, mit Trump kann sie diese Papiere als Tapeten-Muster verwenden. Leider bleibt nicht mal dies von einem Bankrotteur im Computer-Zeitalter übrig.

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