Die Pandaverschwörung

Lassen Sie sich bitte nicht täuschen! Pandas sind gar nicht knuddelig und gesellig. Ach, es ist alles bloss ein Schwindel. Foto: Reuters
Heute mal was Ernstes. Der grosse Pandaschwindel. Vergessen Sie Wikileaks und Panama Papers, wir sind hier etwas wahrhaft Düsterem auf der Spur.
Neulich war ich in einem Teehaus in Sichuan, als kurz hintereinander zwei Pandabären hinter dem Bambusvorhang neben uns Platz nahmen. So weit nichts Ungewöhnliches. Sie begannen mit dem üblichen Pandagejauchze («So süüüss!» – «Und duuu erst!»), sodann legten sie, wie unter Pandabären Usus, ihre schwarzen Augenbinden an. «Die Augenbinden erst ermöglichen Pandabären untereinander ein nicht von Knuddelattacken unterbrochenes Gespräch und werden oft als ringförmige Fellzeichnung missinterpretiert.» (Pandapedia) Das «Killekille» erstarb, und die beiden kamen schnell zur Sache: nämlich, wie sie am besten ihren Pfleger um die Ecke bringen könnten. Ich hielt den Atem an.
«Wir könnten ihn zuscheissen», schlug der eine vor. «Hä?» – «Pass mal auf. Ein erwachsener Panda scheisst bis zu 40 Mal am Tag.» – «Du vielleicht.» Indigniertes Grunzen. «Im Ernst! Zehn Kilo Kot am Tag …» – «Wo hast du das denn her?» – «Pandapedia.» – «Ach, du weisst genau, dass sie uns den Kot gleich wegnehmen für diesen neumodischen Tee.» Grimmiges Seufzen. «Stimmt.» – «Schweinesystem.» – «Ha! Menschensystem!» Der Tee kam. Der eine nahm kurz die Binde ab und blickte sein Gegenüber verzückt an. «Himmel!», brach es aus ihm heraus. «Ich könnt dich abknutschen.» Sein Komplize schnaufte genervt. «Setz das Ding wieder auf.» Kurz darauf entfuhr ihm ein Quieken. «Ich habs!» Er flüsterte jetzt. «Wir fesseln ihn und zeigen ihm 24 Stunden am Stück Pandavideos. Die harten, die supersüssen. Hehehe.» Der andere quietschte erschrocken. «Das Snuff-Zeug aus dem Tresor?» Auf einen Moment entsetzter Stille folgte das dreckigste Pandalachen, das mir jemals untergekommen war. Mir lief es kalt den Rücken hinunter.
Der Panda und das englische Königshaus
Als Pekingkorrespondent hat man einige Unbill zu erdulden. Die grösste Geisel des Chinajournalismus aber ist die Pandaberichterstattung. Der Panda ist für uns das, was für die Kollegen in London das Königshaus ist: eine zum Aussterben verurteilte pelztragende Spezies, deren überlebende Exemplare den Tag verbringen mit Essen, Schlafen und Sich-Fortpflanzen und deren zur Schau gestellte unbeholfene Akte der Brutpflege dem Publikum Ausrufe des Entzückens entlocken.
Jetzt verrate ich Ihnen etwas: Das Ganze ist ein gigantischer Schwindel im Dienste des herrschenden Systems. Pandas sind gar nicht nett. Pandas können ziemlich fies sein. Es gibt ein Video des Staatssenders CCTV aus dem Jahr 2014, da sieht man randalierende Pandas durch Sydney ziehen: Die einen sprühen Graffiti auf Uferpalmen, die anderen pinkeln ungeniert von der Hafenbrücke. Das Video war nur kurz online, bevor es verschwand. CCTV erklärte hernach, die Szenen seien gestellt gewesen, man habe mit dem Clip chinesische Touristen erziehen wollen. Aber wissen Sie, was? Mir hat eine Quelle gesteckt, dass das in Wirklichkeit ein Ausschnitt aus einer investigativen Doku war. «Die grosse Pandaverschwörung». Gelöscht!! Der Filmer? Spurlos verschwunden!!!!
Es kommt noch besser. Soeben wurde der Panda von der Liste der gefährdeten Tierarten gestrichen. Ha! Der Panda war nie gefährdet. Der Panda ist kein normales Tier. Er ist – behalten Sie das bitte erst einmal für sich – eine Erfindung der KP Chinas. Fortsetzung folgt.
2 Kommentare zu «Die Pandaverschwörung»
Wer in Luzern wohnt kann von diesem Video nur angetan sein. Es fehlt nur noch in der Gruppe über die Strasse bummeln bei Rot.
Ich war beim letzten Beitrag auch versucht, Gleiches zu kommentieren. China hat tausende interessante Themen im Angebot. Warum immer derart Nebensächliches? Man könnte den Eindruck gewinnen, der Autor scheut sich vor politischen Themen. Aber es gibt nichts Erwähnenswertes ausser Politik.