Wer hat mehr Leichen im Keller?

Welttheater

Gibt es noch dunkle Flecken in ihrer Biografie? Donald Trump und Hillary Clinton während Wahlkampfauftritten. Fotos: Keystone

Amerikanische Präsidentschaftswahlen sind stets auch archäologische Expeditionen. Akribisch buddeln sich die Ausgrabenden durch die Ruinen politischer Leben. Sie baggern jede Nische in der Hoffnung an, irgendwo werde sich ein süffiger Skandal finden, der den Gegner blossstellt und unwählbar macht.

Erlegte Kandidat Soundso vielleicht einen geschützten Singvogel mit einer Haubitze? Hatte er im Alkohol- und Marihuanarausch Sex mit drei Frauen in einem öffentlichen Park und schmiss seine Kondome auf einen nahen Spielplatz, wo sie ein Dreijähriger fand? Solcherart ist der Stoff, von dem die Strategen in den jeweiligen Hauptquartieren der Kandidaten träumen. Sie suchen nach etwas so Bösem und Verruchtem aus dem Leben des Widersachers, dass sich die Wähler angeekelt abwenden.

Die dazu notwendigen Ausflüge in das Vorleben der Kandidaten werden mit spezifisch amerikanischer Emsigkeit erledigt, bis kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Typisch war etwa der Versuch des TV-Senders CBS und seines Starmoderators Dan Rather, den zugegebenermassen furchtbaren Präsidenten George W. Bush vier Wochen vor dem Wahltag im November 2004 zur Strecke zu bringen.

Dokumente sollten zeigen, dass Bush als Pilot der Nationalgarde allerhand Dinge angestellt hatte. Die Unterlagen erwiesen sich leider als Fälschung, worauf Bush wiedergewählt wurde und später zusah, wie New Orleans im Golf von Mexiko versank.

Im erhitzten Wahlkampf zwischen Trump und Hillary wird besonders eifrig gebaggert. So viel Schutt wird auf der Suche nach einem Megaskandal abgetragen, dass die Kontrahenten vorzugsweise den Bucyrus 495 HR, einen kolossalen Seilbagger, einsetzen und den Schutt danach mit dem Giga-LKW T282-B der Marke Liebherr abfahren. Baggerführer de jour ist ein Mensch namens Gary Byrne. Er war einst Leibwächter im Weissen Haus des Präsidenten Bill Clinton und hat ein Buch verfasst. Über die Clintons. Darin geht es heiss her. Denn Baggerführer Byrne weiss allerlei Pikantes aus dem Boudoir der Clintons und breitet vor den geschockten Lesern jetzt sein Geheimwissen aus.

«Was ich sah, hat mich mit Abscheu erfüllt», schreibt Baggerführer Byrne. Er hörte, wie Hillary Obszönitäten schrie. Sie war «nicht kontrollierbar und zuweilen gewalttätig». Sie schlug Bill ein blaues Auge. Weil Bill mal wieder auf Abwegen gewesen war. Hillary, so das Fazit des Baggerführers, sei vom Naturell her nicht geeignet für die Präsidentschaft. Obschon der Bericht des Baggerführers Byrne erst Ende Juni ausgeliefert wird, führt er bereits die Bestsellerliste bei Amazon an. Wer möchte schon eine Präsidentin haben, die «nicht kontrollierbar und zuweilen gewalttätig» ist?

Das ist aber erst der Auftakt. Da der Wahlkampf noch fünf Monate tobt, werden sich andere Baggerführer gleichfalls zu Wort melden. Bei Trump werden gewiss Leichen im Keller gefunden. Und bei Hillary noch mehr Verwerfliches. Vielleicht packt der Diener von Trump aus. Oder das Kindermädchen der Clintons. Womöglich werden bereits Dokumente gefälscht und «Augenzeugen» präpariert.

Am Tag nach der Wahl geraten dann sämtliche Ruinen wieder in Vergessenheit. Bald überwuchert sie dichter Dschungel. Und die Bagger sind eingemottet worden bis zum nächsten Mal.

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11 Kommentare zu «Wer hat mehr Leichen im Keller?»

  • Urs Keller sagt:

    Nun, ganz offensichtlich ist es Hillary Clinton, die wesentlich mehr Leichen im Keller hat. einige hat man schon gefunden, Cattlegate, Whitwatter, Clinton Care, Bengazi, Der Clinton Fond und das E-Mail Desaster, das sind nur einige ihrer unlauteren Machenschaften. Dazu hat sie vor 4 Tagen an eine PK ausgesprochen, dass in der Ukraine mit einem Krieg aufgeräumt werden müsse, und da ist Russland angesprochen.Wie auch immer, ein Krieg in Europa muss mit allen Mitteln vermieden werden. Trump mag ein Büffel sein, aber warum bringen unsere MSM nicht was Trump sagt. Er will keine Kriege und will auch mit Putin China und N Korea reden und Lösungen suchen er will Einwanderung Ja, aber nur legal

  • Sophie Clerc sagt:

    Vielleicht hat man diesen unmöglichen Trump aufgebaut damit alle sich auf Clinton stürzen um sich zu retten. Sie ist die grosse Verfechterin des Establishments, von demokratisch im ursprünglichen Sinn keine Spur. Dumm nur für sie dass sie vermutlich angeklagt wird. Wer bleibt dann im Rennen? Trump den niemand will, und Bernie Sanders. Mit Obama. Könnte ganz interessant werden.

  • Ulrich Suter sagt:

    Der Contest wer wohl mehr Leichen im Keller hat wird klar von Trump gewonnen – da dieser, sollte er denn noch nicht genug davon haben, jeden Tag neue davon produziert. Sei es dass nun alle Mexikaner und Muslime unfaehig sind in den USA gerecht zu entscheiden (Richter zu sein), dass jeder welcher Indianische Vorfahren hat als Pocahontas verschriehen wird und dass koerperlich behinderte eh zu Witzfiguren gemacht werden.

    Die Doppelmoral der Rep. dass es egal war als Colin Powell oder Condi Rice private Computer fuer ihre emails brauchten, es jedoch kriminell ist wenn die Cliton tut, koennte sich jedoch auszahlen da Benghazi wieder einmal nicht mehr als eine Hexenjagt ohne Inhalt war.

    • maxi sagt:

      Es geht bei HRC nicht nur um den privaten Email-Server der gleichzeitig von der Clinton Stiftung benutzt wurde,
      die nun als Kriminelle Organisation untersucht wird bei der FBI, Miliarden Schmiergelder, Geldwäscherei, Waffenhandel…
      Die Frage ist, ob Hillary über dem Gesetz steht?

      • Ulrich Suter sagt:

        @Maxi – „Clinton Stiftung….die nun als Kriminelle Organisation untersucht wird bei der FBI, Miliarden Schmiergelder, Geldwäscherei, Waffenhandel…“

        oh wow, dann wissen Sie mehr als wir hier in Boston. Wo haben Sie diese Informationen ueber eine FBI Untersuchung her dass die Clinton Stiftung in Milliarden Schmiergelder und Waffenhandel verstrickt sei?

    • Urs Keller sagt:

      Sie verdrehen die Tatsachen, denn Hillary Clinten war offensichtlich nicht in der Lage auf einem Desk Top ein Mail einzugeben und hat alle ihre, auch geheime Korrespondenz auf dem Handy abgewickelt und den „save Server“ umgangen, was strafbar ist. Und so wird der FBI wohl eine Klage anstreben. Bengazy eine Hexenjagt ? wenn Clinton sagt *what dos it mather“ wenn einige der GI’s dabei ums Leben gekommen sind.Diese Frau ist eine Hexe, das scheint der Mehrheit der US Bürger inzwischen bekannt zu sein und so glauben 63 % der Wähler dass sie lügt, was ja schon durch die Erklärung des State Departementes offenkundig wurde. Informieren sie sich bitte besser..

  • Michael sagt:

    Tolle Fotos – wer die wohl ausgesucht hat ! Trump mit einer Waffe in der Hand und Hilary als Frau… Da muss Mann nicht viel Phantasie aufwenden.

    • Hans Hegetschweiler sagt:

      Wo sehen Sie eine Wafe, das ist ein Mikrophon, fragen Sie sich vor allem, warum Sie eine Waffe sehen (Rorschach-Test)

      • David sagt:

        Genau für solche wie sie die es nicht sehen (wollen?) ist es ja gedacht und wirkt anscheinend!

  • Robert Freudenmann sagt:

    Ich habe Martin Kilians süffigen Stil in der Aera Bush geniessen gelernt. Dann wurde es mangels eines durchgeknallten Präsidenten ruhig um ihn. Ich hoffe nun auf Trump. Er dürfte Kilian zu Höchtleistungen bringen…

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