Straight Outta Alaska

Former Alaska Governor Sarah Palin speaks during a Town Hall at the Racine Civic Centre Memorial Hall April 2, 2016. REUTERS/Kamil Krzaczynski - RTSDAQT

Wirre Raps «im besten Land auf Erden»: Sarah Palin weibelt für Donald Trump, hier am 2. April 2016 in Racine, Wisconsin. Foto: Kamil Krzaczynski (Reuters)

Sarah Palin – Sie erinnern sich? – ist aus ihrer Versenkung in der Ödnis Alaskas auferstanden. Sie ist ein Trump-Groupie und hat den Turbolader zugeschaltet. Oder den Nachbrenner. Oder sonst was. Sie hält Reden für ihr neues Idol. Ihre Rhetorik war nie so geschliffen wie die des Demosthenes oder die von Churchill. Aber sie hat sich als Rednerin neu erfunden. Sie rappt. Und raucht Chronic oder was immer Dr. Dre verschrieben hat.

Dr. Dre inspiriert den US-Wahlkampf. Foto: Dan Krauss (AP)

Dr. Dre inspiriert jetzt auch den US-Wahlkampf. Foto: Dan Krauss (AP)

Kurz vor dem Wahltag kreuzte Palin in Wisconsin auf und rappte für Donald vor den Republikanern des Kreises Milwaukee. Straight outta Alaska! «Aus dem Flugzeug raus/ sehe all das Grün und Gold und Grün und Gold/ bis ich tot und kalt bin/ überall Utensilien.» Im Ernst! Yo! Sarah! Und weiter: «Dieses irre Aufwachen/ Verlagern und Aussieben/ das Aufdecken dieses tollwütigen Bisses/ mit dem sie ihre Relevanz bewahren/ und ihre Pfründe sichern.»

So wütete sie völlig enthemmt gegen die Anti-Donald-Bonzen. Fuck tha establishment! Dann kamen die Einwanderer dran: «Verleitet und verführt mit Geschenkkörben/ komm‘ doch über die Grenze/ hier ist ein Geschenkkorb/ mit Teddybären und Fussbällen.» Wow! Fuck tha immigrants! Easy, Sarah, easy. «Um zu arbeiten/ zu produzieren/ sich zu bemühen und zu blühen/ und lebendig zu sein/ im besten Land auf Erden», rappte sie weiter, nur einmal während ihrer Achtzehn-Minuten-Show von Beifall unterbrochen.


Auch Talker David Parkman versteht nur Bahnhof. Video: David Parkman Show

Wahrscheinlich waren ihre Zuhörer erschlagen. Sie aber hiphoppte – oder triphoppte? – weiter an die Adresse der Trump-Feinde: «Unsere Wirtschaft verwüstet/ die Jobs nach Übersee/ wir zahlen die Zeche/ hängen herum mit denselben alten Politicos und Insidern.» Danach, wie bei Ice Cube, der Griff nach der Knarre: «Wir weichen nicht zurück/ wir laden nach/ wir laden nach.»

Ice Cube greift nicht lännger allein zur Knarre. Foto: Matt Sayles (AP)

Ice Cube muss nicht länger allein zur Knarre greifen. Foto: Matt Sayles (AP)

Ausserdem sollen alle «in die Trump-Eisenbahn» einsteigen. Was das Publikum in Milwaukee nicht unbedingt wollte. Betreten sass es da, derweil Palin vehement slammte. Wer will schon in einen Zug einsteigen, wenn sich der Zugführer wie ein Berserker aufführt und die Schaffnerin tönt, als habe sie mit 50 Cent eine Nacht lang Ganja geraucht?

Kein Wunder, dass Palin in Milwaukee paranoid wirkte. Die Welt ist dissin‘ Amerika. Kein Respekt! Siehe Handelsverträge: «Ein Witz rund um den Globus», rappt sie. Präsident Donald wird damit aufräumen: «Weil er der Einzige ist/ der die Kunst des Deals versteht.» Dann ist Schluss mit dem «chinesischen Plunder»! In Milwaukee verströmte Palin ihr Bewusstsein, bis den peinlich berührten Republikanern von all den wilden Assoziationen, Metaphern und poetischen Überhöhungen der Schädel brummte. Ein Instant-Klassiker, diese Rede!

Weil sie derzeit in Hochform ist, bewarb Palin die Wähler Wisconsins auch auf Facebook. Sie publizierte ein Foto von sich neben einem toten Wildschwein. Ihre silbrige Knarre ist ebenfalls im Bild. Offenbar erlegte sie das Schwein selber. Und rappte dazu: «Auf gehts Wisconsin/ der Glaube an Amerika ist mit euch/ dass ihr uns nach vorne treibt/ stark und unabhängig vom Status-quo-politischen-Establishment/ damit eure Stimmen euren Optimismus repräsentieren/ und euren Willen zu ARBEITEN.»

Rap-Poesie im wilden Web. Slam. Dunk. Baby. Her mit mehr Chronic! Straight outta your mind, no?

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9 Kommentare zu «Straight Outta Alaska»

  • Karl Knaus sagt:

    Vor acht Jahren etwa, da haben die Medien über einen Messias gejubelt. Wer dem nicht zustimmte war ein Ketzer, ein Aussätziger; dies in den USA als auch in Europa; in Europa sogar noch ausgeprägter. Heute ist fast die ganze Medienwelt gegenteilig gestrickt. Ich würde mir mehrere weniger einseitige Berichte und Beurteilungen wünschen.

  • Tanja Gassner sagt:

    ..zudem wäre sie gern energieministerin unter trump? um gotteswillen-nein! man kann sich gut vorstellen, was die aus den Bodenschätzen Alaskas anstellt und wohin die meisten Gelder fliessen würden. das ist kein zufall, dass sie sich dermassen anbiedert und sich das „Pöstchen“ unter den nagel reissen will. Alaska ist ein an Bodenschätzen wervolles land und sehr sehr fragil. sie hat überhaupt keinen Skrupel, dieses land zu plündern und es auszusaugen.

  • Tanja Gassner sagt:

    palin ist sowas von unglaubwürdig. in Alaska kann sie ihr selbstüchtiges Gedankengut gut verbreiten. ihre Politik dient allen dazu, die Geschäfte ihres Mannes durchzuboxen. wie war das noch mit überfischen der Meere vor Alaskas küsten? ihr mann ist selber Besitzer einer fischerbootflotte und den rest könnt ihr selber denken…seit jahren kämpft man dort, um in den flüssen wieder ein Gleichgewicht der lachse zu erreichen. Resultat: der königslachs ist nahezu ausgelöscht (seit jahren nicht mehr zu fischen..) da er als Beifang der Fischerboote zu tausenden getötet wird. alles ein werk dieser selbstinszenierung und Geldgier palins.

  • Alain sagt:

    Sarah Palin ist absolut irelevant, Trump hat in Wisconsin hoch verloren und weiter so wird auch Donald bald sinken.

  • Philip sagt:

    Danke für den Tip, diese „Rede“ von Sarah ist wirklich „hörenswert“. Gangsta Rap meets Loonie Speech! N.W.A. wären wohl nicht allzu erfreut über die Gemeinsamkeiten! 🙂

  • Urs Keller sagt:

    Donald Trump vertritt Positionen die durchaus Sinn machen.
    Erstens sagt er, Immigration Ja, aber nur legal, wir haben Grenzen und Gesetze die einzuhalten sind.
    Zweitens sagt er dass er keine Kriege mehr im Ausland will und sich aus den Kriegen verabschieden und sich mit Putin absprechen will. Um Kriege zu verhindern.
    Drittens sagt er dass er die USA wieder auf Vordermann bringen und die Infrastrukturen die im argen liegen optimieren will.
    Viertens will er die Produktionen wieder nach den USA zurückholen um Arbeitsplätze zurückzugewinnen,…. macht auch Sinn.
    Fünftens genügt ihm 1 $ pro Jahr als Lohn…. 🙂

  • Luca sagt:

    Die US Amerikaner leisten sich mit desem Dream Team Trump-Palin politische Realsatire Unterhaltung der Extraklasse. Wenn es nicht zum Weinen wäre, wäre es zum Brüllen komisch.

  • Max Blatter sagt:

    Aha – jetzt weiss ich, warum mir Rap schon immer unsympathisch war! Ich dachte schon, ich sei so konservativ geworden wie meine Grossmutter in den frühen 1970er Jahren, als sie meine zeitweise schulterlangen Haare mit den Worten kommentierte: „Du siehst ja aus wie ein Beatles!“ (In ihrer Jugend gab es noch kein Englisch in der Schule.) Aber offensichtlich passt Rap zu extrem rechtslastiger Politik – und damit definitiv nicht zu mir.

  • Urs Keller sagt:

    Es ist ruhig geworden um Trump in unseren Medien, die Würfel scheinen gefallen, seit Ben Carsen an der Seite von Trump steht und Hillary Clinten in der Washington Time bei eine Umfrage der Leser mit 90 % Amtsunfähigkeit votierten. In den USA überrollt die Trump Show das Land und alle Beschuldigungen perlen an ihm ab wie bei Teflon. Cruz hat seine eigenen Probleme mit seiner Frau und der Vergangenheit., und Bernie ist out of reach. Ben Carsen sagt ; das Establishment versucht Trump zu verhindern, weil sie keinen Präsidenten wollen, den sie nicht kontrollieren können. Das scheint der Wahrheit sehr nahe zu kommen.

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