Von Hunden und Führern

«Ich finde HC wau»: Das Foto, das Grünen-Politikerin Beck zum Hitler-Vergleich inspirierte. Foto: HCStrache/Facebook
Menschen, die Flüchtlingen den Tod wünschen, die sie zurück ins Meer jagen würden, die sich nach den Vernichtungsmethoden des NS-Regimes sehnen – mit solchen Kommentatoren hat der Chef der rechtspopulistischen Partei FPÖ, Heinz-Christian Strache, kein Problem. Ihre Postings auf seiner Facebook-Seite bleiben unkommentiert und unzensuriert. Aber wehe, jemand stellt ihn selbst in die Nähe des Nationalsozialismus. Da wird Strache zum Wutbürger, da droht er mit Klage. Dabei hatte die Wiener Grüne Sabine Beck ihn gar nicht mit Adolf Hitler verglichen. Also, irgendwie schon, aber auch wieder nicht. Sie hatte auf ihre Facebook-Seite zwei Fotos nebeneinandergestellt. Eines von Strache mit einem kurzhaarigen ungarischen Vorstehhund, der das Kinn des wie immer breit grinsenden Politikers beschnuppert. Und eines von Hitler mit seiner Schäferhündin Blondi. Titel der grünen Bildmontage: «Hunde der Zeitgeschichte». Sie habe keineswegs die Personen miteinander vergleichen wollen, sondern nur auf auffällige Parallelen in der Bildsprache hinweisen wollen, erklärt Beck.
Hitler soll seine Blondi vergöttert haben. Seine Berater wussten das propagandistisch zu verwerten. Schon 1932 ist auf dem Cover des Fotobuchs «Hitler, wie ihn keiner kennt» die Schäferhündin neben ihrem Herrchen zu sehen. Und als es zehn Jahre später im Osten für die Wehrmacht eng wurde, tauchten in den Wochenschauen Farbfilme von Hitler mit Hund in der Idylle des Obersalzbergs auf.
Strache hat selbst keinen Hund, wie er in einem Interview mit «Wuffnews» zugibt. Der ungarische Rassehund war für ein Fotoshooting geliehen und bekam ein blaues Tuch um den Hals geknüpft mit der Aufschrift «Hunde finden HC wau». Für ein Buchcover reichte das nicht, aber Strache machte daraus das Hintergrundbild seiner Facebook-Seite. Über den Vergleich mit Hitler sind seine Anhänger ausser sich: Unverschämtheit, Gemeinheit! Dabei sei doch klar: Wer Hunde liebt, der kann kein böser Mensch sein.
Apropos Ungarn. Auch der ungarische Regierungschef Viktor Orban liess sich unlängst mit einem Tier fotografieren. Was auf den ersten Blick wie ein riesiges Schaf aussieht, ist ein ungarischer Hirtenhund. Andere Rasse, ähnlicher Zweck: Das Foto wurde Ende Februar gemacht, kurz nachdem in Budapest ein paar Tausend Menschen gegen die Misshandlung von Tieren demonstriert hatten. Die Boulevardzeitung «Blikk» schrieb dazu eine herzzerreissende Geschichte: Orban soll den Hirtenhund eines Tages schwer verletzt im Garten seines Landhauses im Dorf Felcsut gefunden, ihm den Namen Narcisz (Narzisse) gegeben und ihn gesund gepflegt haben. Jetzt lebe der Hund in Felcsut und sei seinem Herrchen ein treuer Freund.
Auf Orbans Facebook-Seite steht das Foto unter einem Credo: «Wir beide, Narcisz und ich, stimmen den Zielen der Tierrechtsaktivisten zu.» So weit, so rührend. Seltsam nur, dass Orban in einem gar nicht so alten Interview zugibt, dass er selbst (so wie Strache in Österreich) keinen Hund halten könne, weil ihm die Zeit fehle. Tatsächlich, fanden Journalisten schnell heraus, gehört der Hund einem Sohn Orbans – und der lebt gar nicht auf dem Land, sondern mitten in Budapest. Orbans Anhängern war die kleine Trickserei wohl egal. Wer Hunde liebt, kann schliesslich kein böser Mensch sein.
3 Kommentare zu «Von Hunden und Führern»
Wer faschistoide Parolen duldet, muss sich nicht wundern, wenn er selber Faschist genannt wird.
Narcisz und Orban. Das muss man sich auf der Zunge vergehen lassen.
Die Methoden der Grünen Demagogen Menschen zu diffamieren, werden immer perfider.