An den Haaren herbeigeschrieben

«Endlich ein Kandidat, dessen Haare mehr Aufmerksamkeit als meine erregen», sagte Hillary Clinton über Donald Trump. Fotos: Reuters
Heute mal wieder extrem konspirativ aufgelegt. Nichts auf der grossen Bühne des Welttheaters ist, wie es scheint. Im Gegenteil: Von der unsichtbaren Hand des Adam Smith bis zum hegelschen Weltgeist schieben geheime Kräfte die Kulissen hin und her, bis keiner mehr weiss, was wahr und was erlogen ist.
So verhält es sich auch mit einem explosiven Artikel, der vor wenigen Tagen in der «Washington Post» erschien, einem insgesamt verlässlichen Medium im Besitz des Jeff Bezos. Dort heisst es, Bill Clinton habe mit Donald Trump telefoniert und ihn ermutigt, sich politisch zu betätigen. Moment mal. Hier ist der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump, ein Hansdampf in allen bombastischen Gassen. Und dort ist Mr. Bill, ein geschmeidiger Zauberer und Kulissenschieber, dessen Gattin sich wie Trump um die Präsidentschaft bewirbt. Nun? Verdächtig? Aber hallo!
Stiftete Mr. Bill den Milliardär zu dessen Kandidatur an? Um die Republikaner ins Chaos zu stürzen und damit den Weg für Hillary freizumachen? Und gibt es noch weitere verdeckte Beweggründe für Mr. Bills ungeheuerliche Intervention?
Dazu die «Washington Post»: «Vier Alliierte von Trump sowie ein Clinton-Mitarbeiter, die von dem Telefonat wissen, sagten alle, Clinton habe Trumps Bemühungen unterstützt, eine grössere Rolle in der Republikanischen Partei zu spielen, und ausserdem eine eigene Analyse der politischen Landschaft geliefert».
Typisch Mr. Bill: Er verführt den nichts ahnenden Donald dazu, sich dreist in die inneren Angelegenheiten der Republikaner einzumischen und alle republikanischen Berechnungen zunichtezumachen. Der Anruf ging übrigens von Mr. Bill aus und erfolgte «Ende Mai». Ende Mai! Nur wenige Wochen, bevor Trump seine Kandidatur ankündigte! Und nur Wochen, nachdem Hillary ihre Bewerbung für das Präsidentenamt publik gemacht hatte. Wie ein Puzzle fügt sich alles zusammen! Die unsichtbare Hand des Mr. Bill! Eine veritable Wundertüte der Manipulation ist dieser Mann.
Doch weiter: Mr. Bill, schreibt die «Washington Post» unter Berufung auf «Vertraute von Trump», habe «aufmerksam zugehört und dann Trumps Aussichten und dessen Wunsch analysiert, die republikanische Basis wachzurütteln».
Wow! Mr. Bill leitete Trump an, die «republikanische Basis» in einen Haufen Wutbürger zu verwandeln – damit die Basis Jeb Bush als milchgesichtigen Buben ablehnt und lieber Trump über die Klippen geradewegs in eine verheerende Wahlniederlage folgt.
Der Verstand weigert sich, eine dermassen üble Sache zu absorbieren, eine alternative Interpretation der Sachlage ist jedoch unmöglich. Zumal der sorgfältige Rechercheur auf ein zweites fragwürdiges Motiv von Mr. Bill stösst: «Donald Trump – endlich ein Kandidat, dessen Haare mehr Aufmerksamkeit als meine erregen», sagte – ja wer wohl? Hillary Clinton! Mr. Bill stiftet Trump zur Kandidatur an, um von Hillarys Frisur abzulenken. Alle reden über Trumps Haare, niemand mehr über Hillarys. Weit hergeholt? Hillary selbst gibt es ja zu! Diabolisch? Ja. Aber auch genial!
7 Kommentare zu «An den Haaren herbeigeschrieben»
Also wenn dieser Lockenkopf die unsägliche H.C. verhindert ist er mir allemal gut genug und hoffentlich auch allen Amerikanern/innen.
Dieser Mann ist nun wirklich das Allerletzte. Gerne hoffe ich, dass die Amerikaner nicht so dumm sind, ihn zu wählen, denn
dies würde ihrem Ruf mehr wie nur abträglich sein.
hillarys frisuren sind ja an sich nicht so interessant wie die tatsache, dass sie sich zeit nimmt sie ständig zu ändern!
Wenn die Geschichte stimmt, das heisst, Trump dem Ratschlag von Bill Clinton gefolgt ist, gibt es zwei mögliche Erklärungen: Trump ist ein heimlicher Anhänger, ein trojanisches Pferd der Demokraten oder er ist politisch naiv bis zum geht nicht mehr.
Trojanisches Demokratenpferd oder Naivling…glaube ich nicht.
Viel plausibler ist es, dass er mit der Rolle des Wüstlings alle negativen Eigenschaften, die den Republikaner vorgehalten werden auf seine Person vereint. Das funktioniert bisher ganz grossartig. Alle schreiben über Trump und dessen böse böse Äusserungen. Die Mitstreiter, darunter ein gewisser Jeb Bush, sehen daneben aus wie brave Messdiener, die kein Wässerchen trüben können. Keiner spricht mehr über die geopolitische Hypothek aus den vorherigen Bush-Administrationen.
Fazit: Vermutlich die Mutter aller Nebelpetarden. Gute Strategie, die voll aufgehen wird.
Jetzt muss nur noch jemand irgendwie Hillary aushebeln, damit Bernie Sanders Präsident wird, und alles wird gut.
Klingt zwar gut, ist aber wohl völlig unrealistisch.