Ein Mann für Milliarden

Yahya Jammeh, Staatschef von Gambia, winkt seinem Volk, 2001. Foto: Christine Nesbitt (Keystone)

Er kann alles: Yahya Jammeh, der hilfreichste Staatschef dieser Welt, winkt seinem Volk. Foto: Christine Nesbitt (Keystone)

Yahya Jammeh hat sich einiges vorgenommen. Er werde noch «1 Milliarde Jahre lang» regieren, gab der Präsident des westafrikanischen Kleinstaats Gambia einst in einem Interview bekannt: Zumindest, wenn Allah das erlauben werde. Nun wissen wir nicht, ob der Staatschef weiss, was 1 Milliarde ist. Denn Jammeh kam als 29-jähriger Offizier durch einen Putsch an die Macht: Vermutlich kann er besser mit Messern als mit Zahlen umgehen. Messer deshalb, weil der Präsident kürzlich bekannt gab, dass er Homosexuellen, die es in Gambia «machen» würden, eigenhändig «den Hals abschneiden» werde. Also nicht erschiessen, wie man es von einem aufrechten Soldaten erwartet hätte. Dem Präsidenten, der mit «Seine Exzellenz, Scheich, Professor, Lehrer, Doktor Yahya AJJ Jammeh» angesprochen werden will, ist das «Ungeziefer», wie er Schwule zu nennen pflegt, offenbar nicht einmal eine Kugel wert.

Gute Besserung: Jammeh behandelt einen HIV-Patienten. Foto: Candace Feit (AP)

Gute Besserung: Jammeh behandelt HIV-Patienten. Foto: Candace Feit (AP)

Den knapp zwei Millionen Gambiern müssen die 21 Jahre, die sie von Jammeh bereits regiert werden, wie 1 Milliarde Jahre vorkommen. Der Präsident behauptet zwar, der hilfreichste Staatschef dieser Welt zu sein und seine Landsleute von Aids, hohem Blutdruck, Asthma und Unfruchtbarkeit heilen zu können. Doch bisher wurden wesentlich mehr Gambier hingerichtet, als HIV-Positive nach der Behandlung durch den selbst erklärten Heiler für virenfrei erklärt werden konnten. Genauer gesagt: 1 Milliarde Mal mehr.

Wie ein solcher Mann Präsident werden kann? Wir sagten es bereits: durch Gewalt. Seitdem hat Jammeh allerdings auch vier Wahlen gewonnen, was wohl weniger über seine Popularität als über die Anfälligkeit von Urnengängen aussagt. Die letzte Abstimmung, bei der der regierende Scharlatan 72 Prozent der Stimmen bekommen haben soll, sei «betrügerisch, arglistig und grotesk» gewesen, klagte Opponent Ousainou Darboe.

«Betrügerisch, arglistig und grotesk»: Herausforderer kritisieren die Wahlsiege des Staatschefs. Foto: Rebecca Blackwell (AP)

«Betrügerisch und grotesk»: Herausforderer kritisieren Jammehs Wahlsiege. Foto: Rebecca Blackwell (AP)

Immer wieder suchen Gambier den Präsidenten auf dieselbe Weise loszuwerden, wie er an die Macht gekommen ist: Der letzte Putschversuch scheiterte Ende vergangenen Jahres. Seitdem schmoren nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 50 Verhaftete hinter Gittern: Und zwar nicht nur die angeblichen Putschisten, sondern auch deren Familienangehörige und sogar ein Kind – sie wurden bislang nicht einmal einem Haftrichter vorgeführt.

«Gambia ist ein kleines, friedliches und politisch betrachtet stabiles Land in Westafrika», heisst es in einem Reisemagazin: Mehr als 100’000 europäische Feriengäste lassen sich dort Jahr für Jahr die Sonne auf den Pelz brennen. Das ist zwar keine Milliarde, aber trotzdem viel zu viel.

In Gambias Hauptstadt Banjul lächelt der Staatschef auch mal von einem grossen Plakat. Foto: George Osodi (AP)

In Gambias Hauptstadt Banjul lächelt der Staatschef auch mal von einem grossen Plakat. Foto: George Osodi (AP)

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14 Kommentare zu «Ein Mann für Milliarden»

  • sam sagt:

    Da sieht man mal wieder, wie rückständig diese Afrikaner sind: bei uns nennt man solche Leute längst Blocher, Mörgeli oder Köppel!

  • Andreas Martin sagt:

    Die Kolonialherren haben Afrika verlassen, nun müssen die Afrikaner ihre Zukunft selber in die Hände nehmen. In Europa hat es ebenfalls Zeiträume gegeben, welche nach heutigen Massstäben keine guten Beispiele für Demokratie, Menschenrechte u.v.m. waren. Diese Umstände führten letztlich aber zu dem „System“, wie es heute existiert. Im Unterschied zum afrikanischen Kontinent hat es für Europa jedoch niemand gegeben, der „von aussen“ via Entwicklungshilfe und wohlmeinenden Ratschlägen uns zum seligmachenden „System“ leiten wollte. Bei Problemen war niemand da, der Hilfe von ausserhalb brachte und so die Probleme (vermeintlich) löste, in Tat und Wahrheit aber damit konservierte. Man konnte auch nicht einfach vor misslichen Umständen davonlaufen. Diejenigen, welche z.B. vor den Hungersnöten in Europa nach Übersee flohen, mussten sich dort unter grossen Entbehrungen eine neute Existenz aufbauen. Nicht wenige bezahlten mit ihrem Leben. Wie würde es in Europa heute aussehen, wenn auch stets die dargebotene Hand eingeschritten wäre? Aber vermutlich können wir – auch wider besseres Wissen – halt nicht aus unserer Haut heraus. Auch wenn dabei oft nur dem eigenen Gewissen gutes getan wird. Das Resultat der bisherigen Bemühungen auf dem afrikanischen Kontinent ist dementsprechend. Aber von Eigenverantwortung hat man die Afrikaner – zu deren nicht geringem Ärger – ja ebenfalls entbunden wie unmündige Kinder. Denn Schuld am Schlamassel sind grundsätzlich alle anderen.

    • John Kipkoech sagt:

      Lieber Andreas, leider ist es so einfach auch nicht mehr. Europa, Amerika und Australien stehen unter Zugzwang – wenn
      wir nichts machen wird die Flüchtlingswelle plötzlich noch zehnmal stärker bei uns hereinbranden. Ich sehe nur eine
      Lösung – in den schwierigsten Ländern müssen europäische Mächte, vielleicht mit UNO-Mandat, die Regierung übernehmen und die Länder wieder auf normales „Geleis“ führen . bis wieder ein stabiles Systems funktioniert und sich über einjahrzehnt bewährt hat – der Flüchtlingsstrom kann nur gestoppt werden wenn die Verhältnisse vor Ort stark gebessert haben.

  • Ruf sagt:

    Solche Männer wie Osodi sind schuld am afrikanischen Exodus.

    • Alex Kramer sagt:

      Vergessen Sie nicht deren Helfershelfer im freien Westen. Wenn es um Bodenschätze und Bakschisch geht, sien die immer mit dabei, auch wenn man die im Dunkeln halt nicht sieht, wenigstens nicht auf den ersten Blick.
      Die Globalisierung und deren Zusammenhänge sind ja deutlich lesbar auch noch nicht überall angekommen, wo man sich selbst aufgeklärt schimpft?

  • Ronnie König sagt:

    Und er ist nicht der einzige Knaller von diesem Format! Leider oft die Ursache weiterer Übel. Sah man auch nach Mandela in Südafrika. Also kein gambisches Problem allein. Mit Entwicklungshilfe nicht abzuschaffen. Kein Wunder also, dass viele in einer Flucht gen Norden den Ausweg suchen, ist das Problem ähnlich gleich bei den Nachbarn, nach einem Umsturz einfach die gleichen Probleme mit neuen Gesichtern. Gambia muslimisch? Ja, aber auch Voodoo und Hokuspokus. Das wohl noch viel grössere Problem als der Rest an Problemen. Und dem kommt man leider nicht so schnell bei! Selbst jene die was verändern wollen, scheitern dabei und sind selbst anfällig dafür.

  • Kemo Kinteh sagt:

    stimmt zu, dass es die Gambier sind die ihm an die Macht geholfen haben zum Teil auf die Hoffnung er wäre besser geeignet dem Grössen Bruder Senegal den Stirn zu bitten und Casamance aus der Misere zu befreien (Kaabu Empire : Casamance und Guinea Bissau, sind Historisch die spirituelle Quelle für die herrschende Ethnien in Gambia). Das alles ist nicht eingetroffen. Senegal ist stärker und vernetzter geworden als wir und Casamance ist ruckständig geblieben. Jetzt merken alle, dass wir auf verloren posten sind und nun versuchen ihn loszuwerden.
    Weil er die Ethnien mit kaum erkennbaren Differenzen gegeneinander aufgehetzt hat, ihm loszuwerden ist mit einem Bürgerkrieg Risiko verbunden. Viele wollen das nicht und bevorzugen lieber auf einen Milliarde Jahr zu warten! Entgegen was die US Präsidenten zur Letterman’s Pensionierung gesagt haben: Gambia’s worst nightmare continues!

  • Markus Schneider sagt:

    Alle Nachteile dieses Putschisten aufzuzählen ist absolut nicht hilfreich – soll er etwa gestürzt und durch einen nächsten Islamischen Staat ersetzt werden? Seien wir froh, dass es noch einige Staaten mit Kontinuität gibt – alleine hat er ja nicht geputscht, und niemand erwartet von Afrika eine parlamentarische Demokratie mit all dem Firlefanz, der dazugehört. Irgendjemanden schlecht machen kann jeder – aber letztlich liegt das Problem bei den Gambiern selber, die auf derart niedrigem kuulturellem und bildungsmässigem Niveau vegetieren, dass ein solcher Staatschef offensichtlich genau das richtige für sie ist.

    • Luca Giovannini sagt:

      Richtig Herr Schneider! Die Welt hatte einfach keinen „Plan B“ als sie die Beseitigung versch. afrikanischen und arabischen Diktatoren unterstützte. Diese Despoten mögen alle Wahnsinnige und korrupte Kriminelle gewesen sein, aber sie hatten doch ihr Volk einigermaßen unter Kontrolle. Das heute Chaos in diesen Staaten beweist dass ihre Völker nicht in der Lage sind sich selbst auch nur annähernd diplomatisch zu führen. Da ist mir ein Spinner, (welcher noch eine Milliarde Jahre regiert), lieber als ein neuer Ansturm desillusionierter Flüchtlinge, welche durch den Horror der vermutlich anschließend folgenden fundamentalen „Gottes-Regierung“ um ihr Leben fürchten. ‚Jedes Volk hat die Regierung welche es verdient‘, lassen wir die Gambier ihr Problem selber lösen. Es wird keine Milliarde Jahre mehr dauern!

  • Rita sagt:

    und das Land ist wohl eine der grossen Demokratien in Afrika? Wieviele Miliarden hat er wohl auf seinem CH Konto?

    • Willy.G.Braun sagt:

      Es muessen mehrere sein sonst haette die UBS nicht so viel Gewinn vorweisen koennen!!!!

  • Oskar Brunner sagt:

    Typen wie er sind die Ursache für das Flüchtlingschaos am Mittelmeer. Aber inzwischen kennen
    wir den Effekt, wenn solche Typen entfernt werden! Es wird nur noch schlimmer.

  • max müller sagt:

    schön dass man mal was liest von einem Land das nicht gerade Mode am TV.

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