Die Palins machen Puff


An einem Abend im September beschliessen die Palins, zu einer Party zu gehen. Die Palins sind ein Clan arktischer Hillbillys aus Alaska, der im Sommer 2008 mit einem Schlag berühmt wurde, weil der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain Sarah Palin, die Matriarchin des Clans, zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin erkoren hatte. Bis heute ist unklar, ob McCain zuvor Crack geraucht oder zwei Liter Franzbranntwein getrunken hatte.

Gott sei Dank verlor er die amerikanische Präsidentschaftswahl, sodass Frau Sarah niemals ins Vorzimmer präsidialer Macht gelangte, um dort gemeingefährlich politisches Porzellan zu zertrümmern. In der Folge verdiente sie viel Geld als Impresaria diverser TV-Realityshows, bei denen crazy Leute im Hinterwald mit blossen Händen Bären jagten und auf Schneemobilen durch die Ödnis Alaskas bretterten. Oder so ähnlich.

Vergangene Woche war Frau Sarah samt Anhang mal wieder in den Schlagzeilen, nachdem die Polizei in Anchorage, dem grössten Dorf Alaskas, Mitschnitte der Geschehnisse auf der Party in jener Septembernacht veröffentlichte. Vorweg muss dazu gesagt werden: Mein lieber Mann! Denn es ging hoch her bei diesem Besäufnis im Hause eines gewissen Korey Klingenmeyer (kein Pseudonym!). Und kaum waren die Palins – Vater Todd, Sohn Track, die Schwestern Willow und Bristol sowie die Matriarchin selber – in einer riesigen Limousine erschienen, ging es noch höher her, ja so himmelhoch ging es her, dass die Polizei eingreifen musste.

Hände her: Partygäste lassen sich befragen und fotografieren. Foto: Anchorage Police Department

Hände her: Partygäste lassen sich befragen und fotografieren. Foto: Anchorage Police Department

Hier nun eine Übersicht zum besseren Verständnis der Vorgänge im Hause Klingenmeyer: Bristol und Willow sind hochgradig betrunken, Track gleichfalls, jemand beschimpft die Schwestern als «Schlampen» und … (nicht jugendfrei!), worauf Bristol zuschlägt, jedoch umgehend von Herrn Klingenmeyer pariert wird. Anschliessend gibt Bristol der Polizei Folgendes zu Protokoll: «Ich weiss nicht, wer Korey ist, aber Korey warf mich zu Boden und nahm mich an den Beinen und schleifte mich über den Rasen und beschimpfte mich als … (nicht jugendfrei!) und Schlampe».

Insgesamt bricht die Hölle los: Der völlig enthemmte und schwer alkoholisierte Track zieht kampfbereit sein Hemd aus, Mutter Sarah kreischt von irgendwoher «Wissen Sie, wer wir sind?», derweil die trunkene Schwester Willow die Anwesenden beschimpft. Als die Polizei erscheint, erklärt Track – der übrigens nicht verwandt ist mit Tick und Trick! –, er habe die Ehre seiner Schwestern retten wollen. Mit nacktem Oberkörper! Beim Verhör buchstabiert Track seinen Familiennamen sodann wie folgt: «P-A-L-I-M-O», worauf Vater Todd mahnt, dies sei «keine Zeit, um Spässe zu machen». Schliesslich ist Bristol über den Rasen geschleift worden!

Ein Augenzeuge, Matthew McKenna, sagt gegenüber der Polizei aus, «das Problem» sei gewesen, «dass Bristol und Willow und ihre Boyfriends betrunken waren» und Bristol Herrn Korey «sechsmal ins Gesicht geschlagen» habe. Daraufhin sei sie «von einer Gruppe von Ehefrauen auf ihren Hintern geworfen worden». Sagt Matthew McKenna. Willow Palin hingegen sagt der Polizei, Herr Klingenmeyer habe Bristol angegriffen und eine «ältere Frau» sie umgestossen und «Leute» hätten «Fuck the Palins» gerufen.

Kaum vorstellbar, was die Palins im Weissen Haus angerichtet hätten: Randale beim Staatsbesuch des Papstes und schwere Sachbeschädigung in Lincolns Schlafzimmer, während im Lafayette Park vor dem Weissen Haus Hunderttausende Amerikaner «Fuck the Palins» geschrien hätten. Der Papst wäre sicherlich schockiert gewesen! Was sich McCain damals wohl gedacht hat? Crack? Franzbranntwein? Nein? Vielleicht doch?

«Wissen Sie, wer wir sind?» Sarah Palin, im Bild mit Bristol und Ehemann Todd an einer Motorradfahrt zu Ehren von US-Veteranen 2011, setzte auf ihren Namen. Foto: Reuters

«Wissen Sie, wer wir sind?» Sarah Palin, im Bild mit Bristol und Ehemann Todd an einer Motorradfahrt zu Ehren von US-Veteranen 2011, setzte auf ihren Namen. Foto: Reuters

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21 Kommentare zu «Die Palins machen Puff»

  • Hanspeter Zürcher sagt:

    Die Linken sind natürlich nie betrunken; nur die Rechten machen das immer. Aber vielleicht hat Kilian selbst, bevor er diesen Bericht abfasste, den Garmischer St. Martins Tropfen konsumiert.

    • Mike Cadell sagt:

      Nach Bekanntgabe der Senatswahlresultate Alaskas heute Nachmittag hat sich Martin K wohl einen extragrossen Schluck gegönnt damit der Schmerz weggeht. +1 für die GOP und sein geliebter Führ…sorry Präsi ist nun eine extralahme Ente

  • Peter Chylewski sagt:

    Sehr schön geschrieben danke! Nicht auszudenken, wenn es Palin bis nach Washington geschafft hätte! Der Gedanke macht mich frösteln…

    • Fredi Kriftner sagt:

      Nicht auszudenken, wenn wir uns in den USA mit Frauen wie Somaruga oder wie heisst sie noch genau, die Schlumpf aus dem Bündnerland herumschlagen müssten! HOLY SHITT!!

      • Franz Vontobel sagt:

        Kriftner! Old Scatterbrain! Immer noch kein korrektes Englisch gelernt? Das braune Worts schreibt sich mit bloss einem „t“!

        Ansonsten: verbreiten sie weiterhin gute Laune mit ihren döselig-absurden Tiraden!

        Gruss nach Redneck Country! 😀

  • Renato Edwards sagt:

    Sarah Palin for President !
    Höchste Zeit für die erste Frau als Präsidentin der USA !
    Höchste Zeit, dass 2016 mit Sarah Palin endlich Stil und Anstand einzieht ins Weisse Haus !

  • Lahor Jakrlin sagt:

    Kilian wird allen linken Klischees gerecht. ICH mag Sarah Palin, denn ich stehe eher auf der republikanischen als auf der Obama-Seite, und Palins Wertvorstellungen entsprechen bürgerlichliberalen Werten.
    Gleichzeitig frage ich mich, weshalb das Feudalverhalten einer Michelle Obama nicht auch auf die spitze Feder Kilians trifft.

    • Mike Cadell sagt:

      Ganz einfach: Die Partei, die Partei, hat immer recht.
      Und Kilians wird niemals einen Demokraten kritisieren, solange der sich nicht mit seinem Messias anlegt.

  • Hans Glauser sagt:

    Was Martin Kilian hier schreibt ist nicht unbedingt genau.
    Ich bin oft nicht einig mit Sarah Palin, aber diese Frau hat viel geleisted als Alaskas Governor, (hier ist ein link Governor Palin’s Accomplishments .)
    Die Frau weiss wie man mit einem Gewehr umgeht, und die Sprache der Maenner spricht. Muss mit Kilian einig sein, Gott sei Dank ist McCain nicht President geworden, (ich lebe in Arizona), auf der andern Seite, schau mal Kilian, was fuer ein Distaster von President wir haben.

    • Peter Frick sagt:

      Viel geleistet. Komm drauf an was. War da nicht auch ein Verfahren wegen Amtsmissbrauch?

      • Mike Cadell sagt:

        Und interessanterweise wurden alle Verfahren abgeschmettert. Noch interessanterweise kamen alle von Demokraten und ihr wurde nun wirklich alles mögliche und unmögliche unterstellt. Wohl wissend, dass sie Anwaltskosten gemäss Gesetz in AK selbst berappen musste. Es ging ausschliesslich darum sie finanziell zu runieren. Und dass Kilian hier DNC/MNSBC/Huffpuff/DU/Mother Jones Propaganda 1:1 übernimmt sollte eigentlich bekannt sein. Neutraler Journalismus? Ach iwo, Hauptsache man unterstützt die Partei, dann muss man es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Gell, Martin?

        • Mike Cadell sagt:

          Ach ja. Die Meisten der Amtsmissbrauchsvorwürfe kamen von Demokraten ausserhalb Alaskas. Warum war das wohl so?

  • Fredi Kriftner sagt:

    Anhand der Lesermeinungen ist es für mich eine Bestätigung, dass ausserordentlich viel Leute jeden Mist glauben, was dieser Kilian alles schreibt. Hauptsache es passt ins Cliché. Offensichtlich hinterfragt niemand die einseitige Gesinnung des Schreiberlings. Kilian hat sich wohl vorgenommen, alles was rechts von “ Nobama“ ist schlecht zu machen. Das nennt man dann Desinformation und Manipulation und sollte einer renommierten Zeitung unwürdig sein!

    • Mike Cadell sagt:

      Stimmt, die Amerikaner sind saudumm weil sie soviele Clichees über uns Europäer glauben. Und wir sind so schlaue Sieche, weil die Amerikaner alles hillbillies, cowboys und rednecks sind. Und Palin ist ja soooo dumm, ganz im Gegensatz zum smarten Joe „get a shotgun“ Biden.
      Wer die Ironie gefunden hat, darf sie behalten. Schade merken die Wenigsten, wieviel Hass und vor allem Propaganda Kilian hier so speit.

  • Roland Wyss sagt:

    Ich gehe politisch mit Sarah Palin nicht einig. Jedoch muss ich zugeben, dass ich eine gewisse Sympathie für diese spinnerte Frau und ihren lebhaften Clan habe. Die Palins fordern ihre Umgebung heraus. Dies tut gut – und vielleicht hätte eine gewisse politische Unkorrektheit und zwischendurch undiplomatisches Auftreten im Vorzimmer der Macht Interessantes bewirkt …

  • P. Buchegger sagt:

    Viel gefährlicher ist ein republikanischer Präsidentschafts-Kandidat wie John McCaine, der aus rein opportunistischen Überlegungen (Teaparty ins Boot holen) eine solch gefährliche Figur wie Sarah Palin als Vice-Präsidentin vorschlägt. Das hat ihm – unter anderem – die Wahl gekostet. Zum Glück für Amerika und die Welt.

  • Isi Huber sagt:

    Ja, gut geschrieben, in der Tat. Dass hier in der Schweiz eine ganze Armada von Leuten damals Palin/Mc Cain unterstützten (die Weltwoche im Besonderen) habe wir natürlich bereits läääängstens vergessen… 😉

  • René Huber sagt:

    Aber US-Familien sind doch so. Das sieht man schon bei den Dokumentationen von Al Bundy and Co. Und die sind nicht einmal aus Alaska. Schon bei den Kennedys gab es ständig Skandale …

    • Sue sagt:

      Bitte nicht sofort alle in den gleichen Topf werfen! Ich lebte etliche Jahre in den USA und habe viele nette und anständige Familien kennengelernt.

  • Irene feldmann sagt:

    Erstaunt mich eigendlich nicht und wirklich toll geschrieben!!!! Thumbs up!!!

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