Die Party kann weiter gehen

Die eingängige Melodie des Lieds klingt aus vorbeifahrenden Autos und dient als Stimmungsmacher beim Public Viewing. Für Belgiens Rote Teufel ist die Fussball-WM in Brasilien vielleicht noch lange nicht zu Ende. Der Song «Ta fête» des Rappers Stromae wird den Triumphzug der Diables rouges auch für das Publikum zu Hause auf alle Fälle bis ans Ziel begleiten.

Stromaes Song ist die offizielle WM-Hymne der belgischen Nationalmannschaft. Der Sänger und die Fussballer sind eine fast perfekte Symbiose eingegangen. Im Video zum Song tanzt, balanciert und schlägt sich ein einsamer Kämpfer mit immer neuen Gegnern, die wie aus dem Nichts auftauchen.

Der Clip erinnert an den Kinoerfolg «Die Tribute von Panem». Der einsame Kämpfer lässt Mauern zerbersten und Betonstaub in der Luft schweben. Das Spielfeld, umgeben von einem erdrückenden Gemäuer, verwandelt sich gegen Ende hin zu einem schier endlosen Labyrinth.

Das klingt martialisch, aber der neue Clip ist durchaus mit einer Prise Selbstironie zu verstehen. Über allem thront Stromae in einer Phantasieuniform. Er überwacht die Kämpfe und heizt das Publikum an. Die Message scheint klar: Damit es am Ende die grosse Party («Ta fête») gibt, müssen die Roten Teufel alles geben.

Die Allianz mit der Nationalmannschaft hatte Stromae mit einem humorvollen Video «Lektion 28» angekündigt. Dort sieht man den jungen Musiker, wie er aus einem roten Zelt auf dem Fussballrasen des Stade Roi Baudouin noch mit der Zahnbürste aufwacht, um sich auf die Suche nach den Diables rouges zu machen.

Das Video «Lektion 28»:

Er trifft auf Trainer Marc Wilmots und fragt ihn, weshalb er den Abwehrspieler Vincent Kompany nicht einmal als Stürmer einsetzt oder überhaupt seine Aufstellung einfach mal umdreht. Später redet er auf einzelne Rote Teufel unter anderem auf einem Pissoir ein. Die Koproduktion nach einem Match in einem Spielerhotel noch vor der WM soll beiden Seiten Spass gemacht haben.

Tatsächlich passen Stromae und «les diables rouges» ausgezeichnet zueinander. Nein, Belgien hat mehr zu bieten als Bier und schwarze Schokoladekreationen. Der Rapper und die Nationalmannschaft gehören zum besten, was das Land zu präsentieren hat.

Es ist ein anderes Image von Belgien, das sonst mit Affären und endlosem Streit über die Sprachgrenzen hinweg von sich reden macht. Stromae und die Roten Teufel verbinden das sonst so zerrissene Land, begeistern flämische und frankofone Belgier.

Nicht nur die Fussballspieler sind jung und mit multinationaler Herkunft. Stromae heisst mit bürgerlichem Namen Paul Van Haver und ist 1985 in Brüssel als Sohn einer Belgierin und eines ruandischen Vaters zur Welt gekommen. Heute ist der 29-Jährige quer durch Europa und sogar in den USA auf Tournee. Seine Musik ist eine Mischung aus Hiphop, Elektro, Pop und Chanson. Der 29-jährige wird bereits als neuer Jacques Brel gefeiert, einen Vergleich, den er einmal in einem Interview als «respektlos» zurück wies.

Der Künstlername kommt über ein paar vertauschten Silben von Maestro. Stromae ist in Brüssel als eines von fünf Geschwistern mit seiner Mutter aufgewachsen. Der Vater, ein Architekt, war 1994 als Tutsi während des Genozids in Ruanda ums Leben gekommen. Als schlechter Schüler schickte ihn seine Mutter mit 15 Jahren ins Internat. Dort gründete er seine erste Hip-Hop-Band.

Ab 2005 begann Stromae seine Karriere als Rapper, zuerst in einer Formation und später auf Solopfaden. Er studierte an der Brüsseler Filmhochschule und arbeitete nebenher beim Radio NRJ. Dort begeisterte ein Manager sich für seinen Song «Alors on danse», der 2009 in 15 Ländern Europas an der Spitze der Charts landete. Später folgten «Formidable» (Grossartig) und «Papa, wo bist du» (Papa où t´es), wo er die innere Suche nach seinem verlorenen Vater besingt.

Das Video zum Song «Papaoutau»:

Jaques Brel singt «Ne me quitte pas»:

Das Video zum Song «Formidable»:

Das Video zum Song «Alors on danse»:

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