Die FDP in Liquidation

Manchmal haben auch grosse Ereignisse eine ganz profane Seite. Die deutschen Wähler haben im vergangenen Herbst die FDP aus dem Bundestag geschmissen, ein historischer Moment. Der deutsche Liberalismus liegt seither auf der Intensivstation. Bereits in Liquidation befindet sich die einst stolze Fraktion der Partei. Die Abgeordneten haben ihre Büros geräumt, die Mitarbeiter sind entlassen. Was als Aufgabe übrig bleibt: Der materielle Besitz der 93-köpfigen Parlamentsvertretung muss noch verscherbelt werden.

Wie es sich für Deutschland gehört, kümmert sich eine Behörde mit entsprechender Fachkenntnis darum, die Vebeg. Das Verwertungsunternehmen des Bundes (Selbstbezeichnung) hat diese Woche auf seiner Website Mobiliar aus dem Fundus der FDP-Fraktion versteigert. Ausgeschrieben wurden unter anderem «historische Abgeordnetenstühle aus dem Bonner Bundestag». Welcher Liberale die alten Möbel beim Umzug des Regierungssitzes nach Berlin mitgenommen hat, ist nicht überliefert. Frisch ist das Material jedenfalls nicht gewesen. Der «grüne Lederbezug weist starke Gebrauchsspuren auf, die Möbel sind restaurierungsbedürftig», hiess es in der Ausschreibung. Eine Charakterisierung übrigens, die auch auf die Partei zutrifft.

Ohnehin ist die Verkaufsaktion entwürdigend für die Liberalen. Noch vor einem Jahr sassen sie neben Angela Merkel am Kabinettstisch, inzwischen finden sich ihre Überbleibsel zwischen ausrangierten Feuerwehrautos, angejahrten Geländewagen der Bundeswehr und altertümlichen Mikrofilm-Lesegeräten. So ist das bei der Vebeg: Was der deutsche Staat nicht mehr brauchen kann, wird gnadenlos zu Geld gemacht. So ist es auch in der Politik: Wer beim Wähler nicht mehr ankommt, der ist dem Untergang näher als die rostige Fähre Bingerbrück, die das Schifffahrtsamt Köln gerade via Vebeg loszuwerden versucht.

Ebenfalls auf der Vebeg-Website ausgeschrieben gewesen ist eine Porträtbüste von Theodor Heuss. Die moderne Bronzearbeit zeigt den markanten Kopf des einstigen Bundespräsidenten und FDP-Chefs. Geschaffen hat das Werk der Künstler Gregor Dittmer im Jahr 2008, eigens für den damaligen Liberalen-Chef Guido Westerwelle. Die FDP-Fraktion bezahlte damals 7000 Euro.

Über die Versteigerung im Internet ist der Künstler erbost. «Ein Unding, dass sie die Büste einfach so verscherbeln», sagte er der «Bild»-Zeitung. Ein Trost bleibt ihm: Das Kunstwerk ist das Einzige, was vom Niedergang der FDP profitiert hat – mindestens, was den Wert betrifft. Die Büste fand an der Auktion einen Käufer für 10’000 Euro.

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