Raubversuch mit Mistgabel

Schlecht improvisiert::  Jeffrey Willard Wooten versuchte ein «Waffle House» mit einer Mistgabel auszurauben. (PD)

Ungewöhnliche Methode: Jeffrey Willard Wooten versuchte ein «Waffle House» mit einer Mistgabel zu berauben. (PD)

An einem schönen Maientag in der Kleinstadt Norcross nahe Atlanta stieg ein gewisser Jeffrey Willard Wooten in seinen weissen Pick-up-Truck, um sich zu holen, was ihm fehlte: Zaster nämlich.

Womöglich lauschte er in seinem Ford F-250 liebevoll vertonten Geschichten aus dem gewaltigen Anekdotenschatz der Country Music. Oder er gab sich rhythmisch beschwingten Weisen der in und um Atlanta noch immer hoch im Kurs stehenden Allman Brothers Band hin. Ein in den Medien publiziertes Foto Herrn Jeffreys liess eine Vorliebe für Bach-Motetten oder Schönbergs Spätwerke jedenfalls unwahrscheinlich erscheinen, zumal das Bild den Verdacht schürte, Herr Jeffrey sei bereits früher einmal auf dem Radarschirm der Polizei aufgetaucht. Düster blickt er zur Seite, unrasiert, doch mit einem Schnurrbart.

Um sein Konto zu sanieren, hatte sich Herr Jeffrey ein «Waffle House» ausgesucht, eine regionale Fast-Food-Kette, die neben süssem Backwerk vor allem mit ausgeklügelten Variationen von Eierspeisen und Waffeln lockt. Serviert wird etwa ein gewaltiges Frühstücksomelett mit Steak, Toast, Maisgrütze und Waffeln, dazu tüchtig Salz und Fette. Statt seine Arterien zu verstopfen, hatte Herr Jeffrey Gesünderes im Sinn: Er wollte das «Waffle House» am Buford Highway berauben und so sein Leben positiv aufmischen.

Allerdings mutete sein Plan seltsam improvisiert an: Anstatt landesüblicher Waffen – Pistolen, abgesägte Flinten oder Sturmgewehre – führte Herr Jeffrey lediglich eine Mistgabel mit sich. Es kann nur gemutmasst werden, was den Angestellten des «Waffle House» durch die Köpfe ging, als Herr Jeffrey mit der Mistgabel in der Hand den Gastraum betrat.

Flink trieb er dort die Angestellten in ein Hinterzimmer, wobei er mit der Mistgabel drohend herumfuhrwerkte und ihre Spitzen frech auf die Opfer seiner fragwürdigen Geldbeschaffungsmassnahmen richtete. Während die Belegschaft zuwartete, begann Herr Jeffrey schon wieder zu improvisieren: Da sich die Kasse trotz wiederholter Bemühungen nicht öffnen liess, klemmte er sich die Maschine kurzerhand unter den Arm und verliess schwer bepackt das «Waffle House», um den widerspenstigen Geldspeicher später zu knacken.

Beim Weg über den Parkplatz aber entglitt ihm die Mistgabel, worauf sich das Blatt umgehend zum Negativen wendete: Die erzürnten Angestellten eilten aus der Gaststätte, bemächtigten sich Herrn Jeffreys Waffe und setzten ihm damit nach. Nur knapp rettete er sich samt Kasse in seinen Ford und fuhr davon, während ein letzter Angriff von Koch und Kellnerinnen sein Rückfenster zertrümmerte. Mit dem Improvisieren war es freilich noch nicht vorbei: Weil ihm die Polizei auf den Fersen war, verliess Herr Jeffrey den Buford Highway und bog auf den Jimmy-Carter-Boulevard ein, wo er sein Fluchtauto stehen liess und zu Fuss weiter durch den Grossraum Atlanta flüchtete.

Spätestens jetzt war klar, dass Herrn Jeffreys Planlosigkeit, sein Verzicht auf eine Schusswaffe sowie seine überhastete Flucht einen hohen Preis forderten: Der Pick-up-Truck war weg, die Kasse gleichfalls, die Mistgabel auch. Herrn Jeffrey blieb neben dem, was er auf dem Leib trug, nur der Frühlingstag sowie ein vages Gefühl des Dilettantismus.

Inzwischen sitzt Herr Jeffrey in Haft – in Knox County (Tennessee), wo er bei einem weiteren Überfall, diesmal mit einer Waffe, einen Mann erschoss und mit einem gestohlenen Geländewagen flüchtete. Bei der Flucht vor der Polizei baute er aber einen Unfall und konnte festgenommen werden. Der Räuber mit der Mistgabel ist nun auch wegen Mordes angeklagt.

Gewollt, aber nicht gekonnt: Jeffrey Willard Wooten konnte nach zwei raubüberfällen und Mord agefasst werden. (PD)

Gefasster Mistgabelräuber: Jeffrey Willard Wooten wird nun auch wegen Mordes angeklagt. (PD)

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6 Kommentare zu «Raubversuch mit Mistgabel»

  • Markus Schneider sagt:

    Nein, das kommt davon, wenn heute jeder eine Tastatur rumstehen hat. Herr Kilian wäre mit Hut besser bedient, den sollte er endlich nehmen.

    • Beat Reuteler sagt:

      Nein, nein. Zum Glück haben wir noch Leute wie Hr. Kilian, die mit einem Augenzwinkern die seltsamsten Dinge im Alltag aufspüren und uns zugänglich machen.

  • Walter Roth sagt:

    Tja Herr Killian.

    Das kommt davon wenn heutzutage jeder eine Gabel im Garten-Haus stehen hat.
    Also sie sollten sich nun mal überlegen wie man die gabeln gesetzlich einschränken könnte und vergessen si dabei nicht die Drohungen gegen die Ehefrauen, Kinder und die Suizide.

    Ich denke wir werden den Garten zukünftig nur noch mit Chemischen Mitteln kurz halten können und die Bauern die wegen der Nahrungsproduktion auf Bio nicht dürfen, die müssen einen psychologischen Eignungstest absolvierten. Zudem müssen wir die Polizisten sensibilisieren damit sie eventuell illegale Gabeln besser aufspüren können.

    Und wenn wir mit den Gabeln fertig sind, was nehme wir dann an die Hand, die Experten die uns den Mist geführt haben…………….((((-:

  • loulou55 sagt:

    … und was genau ist die Moral der Geschichte?
    Richtig: Waffen sind heilig im „gelobten Land“, also muss man ernsthaft darüber diskutieren, für Mistgabeln ein Verbot oder mindestens ein strenge Lizenzierungsregel einzuführen. Das gleiche gilt für Pick-Up Fahrzeuge.
    Übrigens: hätte nur ein einziger Mitarbeiter im Wafflehouse eine Knarre zur Selbstverteidigung gehabt, hätte die Geschichte ganz anders enden können.
    NB. Habe kürzlich im TV einen Bericht gesehen, wie US-Eltern ihre Kids schon ab 1. Schuljahr in den Schiessstand mitnehmen…! Hilfe zur Selbstverteidigung gegen Amokläufer in Schulen. God bless America….

    • Franz Vontobel sagt:

      „Übrigens: hätte nur ein einziger Mitarbeiter im Wafflehouse eine Knarre zur Selbstverteidigung gehabt, hätte die Geschichte ganz anders enden können.“ – Mit einer wilden Schiesserei und 4 Toten und 3 Schwerverletzten, zum Beispiel?

      „Habe kürzlich im TV einen Bericht gesehen, wie US-Eltern ihre Kids schon ab 1. Schuljahr in den Schiessstand mitnehmen…! Hilfe zur Selbstverteidigung gegen Amokläufer in Schulen.“ – Oder Ausbildung zukünftiger Amokläufer in Schulen?

      • the_Brain sagt:

        Wer halbwegs eine Ahnung von Schusswaffen hat, weiss, dass nur der reine Besitz/das Tragen einer Waffe keineswegs ausreicht, um sich in einer Überfallsituation schützen zu können. Dafür braucht es Technik, theoretisches und juristisches Wissen und Übung, d.h. die regelmässige Simulation entsprechender Situationen. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass die wenigsten, die eine Waffe tragen, über dieses Wissen und Training verfügen. Und damit fehlt ihnen auch das Verantwortungsgefühl, das man haben sollte, wenn man eine Waffe am Gürtel trägt (ich weiss, wovon ich spreche). Es ist befremdlich, wie die Amis mit Schusswaffen umgehen, noch befremdlicher finde ich es allerdings, wenn ich solche Voten lesen muss…

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