Folgenschwere Eroberungen
Die Kleine Geschichte ist zurück. Jene von Martin Kilian erscheint immer sonntags online in diesem neu lancierten Blog. Am Donnerstag sind andere Auslandkorrespondenten an der Reihe. Sie bloggen über Skurriles, Alltägliches und Bemerkenswertes aus aller Welt. Viel Spass beim Lesen.

Die wütenden «Baby-Mamas» nach ihrer Verhaftung: Courtney Littlejohn und Tabitha Martin (rechts). (Fotos: Spartanburg County Sheriff’s Office)
Spartanburg ist eine gesittete und für ihr frommes Christentum bekannte Stadt im Südstaat South Carolina. Einen gewissen Rodrick Tucker, 21, hielt der gute Ruf der Stadt freilich nicht davon ab, sich auf seiner Facebook-Seite als «ausgewiesenen Sex-Spezialisten» vorzustellen. Sicherlich hoffte Herr Rodrick dank dieser Werbeaktion möglichst oft Gelegenheit zu erhalten, den Nachweis für seine Behauptung zu erbringen, und sich dadurch so manche Eroberung an die Fahne zu heften.
Weniger klug war indes, dass Herr Rodrick ebenfalls auf seiner Facebook-Seite eine «neue romantische Beziehung» vermeldete. Womöglich befanden sich unter den Lesern dieser Mitteilung in Spartanburg ehemalige Partnerinnen von Herrn Rodrick, die er brüsk entsorgt hatte, um Platz zu schaffen für die «neue romantische Beziehung». Auch hielt sein neues Glück Herr Rodrick keineswegs davon ab, bei einer Ex namens Tabitha Martin, 23, anzudocken, um lustvoll in der gemeinsamen Vergangenheit zu stochern.
Frau Tabithas Verhältnis mit Herrn Rodrick war nicht folgenlos geblieben: Sie war eine «Baby Mama», ein amerikanischer Ehrentitel, der besagt, dass sie Herrn Rodrick einen Kegel geboren hatte. Kaum aber hatte sich der «ausgewiesene Sex-Spezialist» in Frau Tabhitas Boudoir zwecks sexueller Action auf das Bett begeben, erwartete ihn eine Überraschung: Eine weitere «Baby Mama» namens Courtney Littlejohn erschien wie aus dem Nichts. Dank Facebook war Frau Courtney gleichfalls über die «neue romantische Beziehung» des «ausgewiesenen Sex-Spezialisten» informiert. Wie Frau Tabitha hatte dieser auch Frau Courtney geschwängert und damit in den Stand einer «Baby Mama» erhoben.
Völlig offen ist, ob Herr Rodrick blitzschnell die Möglichkeit einer Menage-a-trois jenseits und ausserhalb seiner «neuen romantischen Beziehung» erwog. Oder ob ihm sofort schwante, jetzt werde brutal abgerechnet. Die «Baby Mamas» schlugen jedenfalls wild auf Herrn Rodrick ein, weil der «ausgewiesene Sex-Spezialist» offenbar stark an Anziehungskraft verloren hatte. Laut dem Polizeibericht wurde er unsanft vom Bett auf den Boden geworfen, wo ihm «wiederholt ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen wurde».

Die «Baby-Mamas» Tabitha Martin und Courtney Littlejohn (rechts) einige Zeit, bevor sie verhaftet wurden. (Foto über www.thesmokinggun.co)
Ein Fluchtversuch ins Wohnzimmer endete zudem kläglich: Frau Courtney warf sich wuchtig auf Herrn Rodrick und traktierte ihn mit Schlägen, derweil Frau Tabitha ihm sogar mit einer Elektroschockpistole zu Leibe rückte. Da Herr Rodrick in Erwartung geschlechtlicher Freuden versäumt hatte, sich vor dem Besuch bei Frau Tabitha eine Aluminium-Weste mit hoher Leitfähigkeit anzulegen, stand er sofort unter Strom, befreite sich jedoch und ergriff ein im Wohnzimmer befindliches Baby wohl seines! -, das er als Schutzschild vor sich hielt.
Diese ungeheuerliche Tat enragierte die «Baby Mamas» erst recht, worauf sie, so der Bericht der Polizei von Spartanburg, «weiterhin auf ihn einschlugen, bis er das Baby an Ms. Martin übergab». Der Tumult im Leben des «ausgewiesenen Sex-Spezialisten» dürfte exakt in jenem Moment einen Höhepunkt erreicht haben: Seine Bekleidung war zerrissen, ein Taser auf ihn angesetzt worden, Babys brüllten in Frau Tabithas Wohnzimmer, desgleichen die «Baby Mamas», die Herrn Rodrick gewiss wüste Beschimpfungen entgegenschleuderten, darunter überaus hässliche Wörter, die auf Herrn Rodricks Verhältnis zu seiner Mutter anspielten und dem Vokabular des Gangsta-Rap entlehnt waren.
Nachdem er endlich entkommen war, ging Herr Rodrick schnurstracks zur Polizei und erstattete Anzeige gegen die «Baby Mamas». Man habe ihm wohl verübelt, dass er eine «neue romantische Beziehung» eingegangen sei, sagte er.
Auch auf Youtube kursiert eine Animation der Attacke:
17 Kommentare zu «Folgenschwere Eroberungen»
wir sind ja gleichberechtig, und wenn es um gewalt geht, dann ist sie an Männern immer berechtigt.
Frauen werden vom Gesetz her wie Kinder behandelt, „is ja nicht so schlimm“, manchen sollte da ein Licht aufgehen.
Ich lese sehr gerne diese Art von Text wo man eine eigentlich belanglose oder sogar tragische Geschichte allein durch die überkorrekte Wortwahl karikiert.
Wohl deshalb erinnert mich dieser Beitrag stark an Will Greenlees Blog „Off the beat“ welches ich auch sehr gerne lese… war das jetzt eine Kopie oder ist Martin Kilian von selbst draufgekommen?
Es ist noch interessant zu sehen, dass man in den USA neben Geschlecht auch die Rasse angeben muss (vgl. @1:05). Ob das „B“ für black steht? Was gibt es wohl sonst noch so für Rassen?
Ich bin mir sicher in der Schweiz oder anderen Ländern in Europa würde dies hohe Wellen schlagen.
Naja, Geschmack hat der „Sex-Spezialist“ schon, aber die Frauen….
Sehr gut getroffen.
Es ist erstaunlich und selbst in Harz4 Haushälten wahrscheinlich kaum vorstellbar, aber solche Geschehnisse sind hier (USA)doch tag täglich vorzufinden.
Da ich den Eindruck habe in einer der kalifornischen ‚Baby-Mama‘ Hochburgen (Lancaster,CA) zu leben, sind mir solche Ereignisse sehr leicht vorstellbar.
Was diese Geschichte aber erwähnenswert macht ist die absolut (naja, vielleicht doch nicht) unvorstellbare Einstellung des ‚werten‘ Herrn Rodrick Tucker, daß ihm da Unrecht geschah !
naja – wenn ich mal eine Dame verprügle, die mich sitzen gelassen hat – sollte die dann auch ein Unrechtsbewusstsein entwickeln?
Oder vielleicht der/die; die/der Gewalt anwendet?
Ach, geschah ihm denn Recht? Komische Einstellung, die Sie da haben.
Wo ist die Relevanz dieser Boulevardstory für mich?
ich glaube der Sinn von „Boulvard“ ist nicht die Relevanz..
Könnte man diese belanglose Geschichte nicht noch ein bisschen schwülstiger und verschwurbelter formulieren?
Den ganzen Artikel gelesen in Erwartung einer Pointe oder irgendwelche Folgen dieser Geschichte…
Danke, Rudolf Steiner.
Ein Land – politisch, moralisch und finanziell bankrott.
Wobei es nicht notwendig ist, sich darüber noch lustig zu machen.
Ich dachte immer, es bräuchte zwei dafür.
Tja, hier scheint es sich nicht nur um eine „Zweierkiste“ zu handeln, oder?
braucht zwar immer zwei dafür …aber schwanger und mutter wird nur einer der beiden…weiss zwar nicht ob die Prügel die künftige alleinerziehende Mutter entschädigt haben aber vielleicht hat der Sugar Daddy oder Sex-Spezialist auch was bleibendes bekommen..
Haha, Gewalt an Männern, wie lustig. Ist aber selten so lustig wie Gewalt an Frauen, insbesondere wenn gleich mehrere Männer eine liederliche Frau versorgen. Haha.