Diese E-Mail scheint ihm irgendwie verdächtig zu sein. Es ist nicht die Absenderadresse, die beim Webflaneur die Alarmglocken schrillen lässt: Er kennt die Anschrift gut; sie gehört einer Professorin, die er während des langen Auslandaufenthalts in seiner Jugend kennen gelernt hat. Auch der Betreff – «Frohes Fest!» – klingt harmlos. Genauso wie der Text: «Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünsch ich dir.»
Der Webflaneur wundert sich vielmehr über den Anhang. Der E-Mail liegt nicht etwa ein Bild oder ein Text bei, sondern eine Datei namens Winmail.dat. «Ein Virus?», fragt er sich. Besser, er lässt die Finger davon und wirft stattdessen zuerst die Suchmaschine an. Kurz darauf ist der Webflaneur schlauer: Bei der angehängten Datei handelt es sich um Inhalte, die mit Microsofts Programm Outlook im firmeneigenen «Transport Neutral Encapsulation Format» verschickt worden sind. Zwar kommen viele E-Mail-Programme damit zurecht. Aber offensichtlich nicht alle: In den Hilfsforen ist Winmail.dat jedenfalls seit Jahren immer wieder ein Thema.
Nun will es der Webflaneur genau wissen. Zuerst versucht er die E-Mail im Webmail zu öffnen. Dann leitet er sie an seinen Geschäftsaccount weiter, um sie mit Outlook anzusehen. Doch auch das bringt nichts. Bevor er nun eine Spezialsoftware wie den Winmail Opener von Eolsoft (Windows) oder TNEF’s Enough (Mac und Linux) bemüht, versucht er es mit dem Webdienst Winmaildat.com. Es klappt. In der Datei liegt eine Kopie des eingangs erwähnten Textes, flankiert von einigen Familienfotos der Bekannten.
Apropos: Per Zufall öffnet der Webflaneur die E-Mail wenig später nochmals im Webmail. Nun ist Winmail.dat plötzlich weg. Stattdessen ist die Glückwunschkarte zu sehen. Es geschehen wahrlich noch Wunder.