Archiv für die Kategorie ‘Technisches’

Decodiert

Webflaneur am Montag den 22. Dezember 2014

Diese E-Mail scheint ihm irgendwie verdächtig zu sein. Es ist nicht die Absenderadresse, die beim Webflaneur die Alarmglocken schrillen lässt: Er kennt die Anschrift gut; sie gehört einer Professorin, die er während des langen Auslandaufenthalts in seiner Jugend kennen gelernt hat. Auch der Betreff  – «Frohes Fest!» – klingt harmlos. Genauso wie der Text: «Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünsch ich dir.»

Der Webflaneur wundert sich vielmehr über den Anhang. Der E-Mail liegt nicht etwa ein Bild oder ein Text bei, sondern eine Datei namens Winmail.dat. «Ein Virus?», fragt er sich. Besser, er lässt die Finger davon und wirft stattdessen zuerst die Suchmaschine an. Kurz darauf ist der Webflaneur schlauer: Bei der angehängten Datei handelt es sich um Inhalte, die mit Microsofts Programm Outlook im firmeneigenen «Transport Neutral Encapsulation Format» verschickt worden sind. Zwar kommen viele E-Mail-Programme damit zurecht. Aber offensichtlich nicht alle: In den Hilfsforen ist Winmail.dat jedenfalls seit Jahren immer wieder ein Thema.

Nun will es der Webflaneur genau wissen. Zuerst versucht er die E-Mail im Webmail zu öffnen. Dann leitet er sie an seinen Geschäftsaccount weiter, um sie mit Outlook anzusehen. Doch auch das bringt nichts. Bevor er nun eine Spezialsoftware wie den Winmail Opener von Eolsoft (Windows) oder TNEF’s Enough (Mac und Linux) bemüht, versucht er es mit dem Webdienst Winmaildat.com. Es klappt. In der Datei liegt eine Kopie des eingangs erwähnten Textes, flankiert von einigen Familienfotos der Bekannten.

Apropos: Per Zufall öffnet der Webflaneur die E-Mail wenig später nochmals im Webmail. Nun ist Winmail.dat plötzlich weg. Stattdessen ist die Glückwunschkarte zu sehen. Es geschehen wahrlich noch Wunder.

Der Kniff

Webflaneur am Freitag den 14. November 2014

Er sei konsterniert, sagt der Kollege. Vor zwei Jahren habe er sich ein sündhaft teures Smartphone geleistet. «Doch nun geht diesem bereits der interne Speicher aus.» Und dies, obwohl er alle überflüssigen Apps gelöscht und die anderen, wenn möglich, auf die Speicherkarte verbannt habe. Nicht einmal mehr SMS könne er empfangen, und neue Apps liessen sich schon gar nicht installieren. «Ich muss mir wohl ein neues Smartphone kaufen», klagt er, «obwohl ich mit meinem eigentlich zufrieden bin.»

«Samsung-Smartphone unter Android?», fragt der Webflaneur. Der Kollege nickt. Er kenne das Problem allzu gut, sagt der Webflaneur: Unnütze Logs füllen den Speicher. Mehrere Abende lang habe er gegen das Problem angekämpft.  Schliesslich habe er zur Radikallösung gegriffen: Er hat Android neu aufgespielt.

«Dann kaufe ich mir besser ein neues Smartphone?», fragt der Kollege. «Nein», sagt der Webflaneur. Wie er mittlerweile herausgefunden habe, gebe es einen ganz einfachen Kniff.
Der Webflaneur ergreift das Smartphone. Er öffnet die Telefon-App. «Willst du jemanden anrufen?», fragt der Kollege. Nein, er wolle niemanden anrufen, brummelt der Webflaneur, sondern etwas aufrufen: einen sogenannten MMI-Code.

Dort, wo normalerweise die Telefonnummer hingeschrieben wird, fügt er folgende Zeichen ein: *#9900#. Dann drückt er die Anruftaste. Tatsächlich: Auf dem Bildschirm erscheint ein Menü mit kryptischen Optionen. Einige davon bekommt der normale Nutzer mit gutem Grund nicht zu Gesicht. In diesem Menü ist die Option «Delete dumpstate/logcat» zu finden.

«Versuchs mal damit», sagt der Webflaneur und gibt dem Kollegen sein Gerät zurück. Im Handumdrehen löst dieser sein Speicherproblem. Er ist glücklich, dass sein Smartphone endlich wieder funktioniert. Und etwas traurig, dass er kein neues kaufen muss.

Fast wie neu

Mathias Born am Dienstag den 18. Februar 2014

Das Smartphone hat einen Aussetzer: Die App friert ein – ausgerechnet jetzt, da der Webflaneur darauf angewiesen wäre. Zuerst wartet dieser. Nichts tut sich. Dann beginnt er wild daran herumzufingern. Schliesslich flucht er derb – wir ersparen uns den Wortlaut –, reisst das Rückteil weg, klaubt den Akku heraus, setzt ihn wieder ein, startet das Gerät neu.

Weshalb sich der Webflaneur so ärgert? Nun, sein Smartphone spinnt nicht nur jetzt sondern ab und zu. Im besten Fall ruckelt die Benutzeroberfläche. Allzu oft tut sich aber gar nichts mehr. Was den Webflaneur am meisten nervt: Das Gerät läuft erst so schlecht, seit der Hersteller – wir nennen keinen Namen – ihm ein Update auf eine aktuellere Android-Version mit einer eigenen, überarbeiteten Benutzeroberfläche «spendiert» hat.

Muss sich der Webflaneur nun ein neues Smartphone kaufen? Vielleicht. Zuerst will er aber dem alten noch eine letzte Chance geben: Er will die Software neu aufspielen – genau, wie er dies jeweils bei Computern tut, wenn diese zu fest bocken. Am selben Abend macht er sich ans Werk. Bald stellt er aber fest: Es ist gar nicht einfach, auf seinem Smartphone ein neues Betriebssystem zu installieren. Das Problem: Dazu braucht er Root-Rechte, muss also Geräteadministrator sein. Doch hat er keine Ahnung, wie er zu diesen – seinen – Rechten gelangt. Einen Abend lang ackert er Foren durch. Offenbar ist das «Rooten» aber schwierig – und gefährlich fürs Gerät.

Fast schon hätte der Webflaneur aufgegeben. Doch dann entdeckt er die Installationsapp für Cyanogenmod. Er installiert sie. Auf dem Windows-PC spielt er, wie geheissen, eine zweite Software auf. Die beiden Programme vollbringen das Werk gemeinsam: Sie installieren Cyanogenmod, die grösste alternative Android-Zusammenstellung – ohne jede Frickelei. Seither läuft es flotter und besser denn je, das alte Smartphone des Herstellers, dessen Namen wir hier nicht nennen.

Der Experte

Mathias Born am Dienstag den 4. Februar 2014

Der Webflaneur wird ganz kribbelig. Seit Stunden schon probiert er dieses und jenes aus. Ohne Erfolg. Egal, wie er die Computerbastelarbeit auch dreht und wendet – sie funktioniert nicht. Mit den darin enthaltenen Texten ist zwar alles in Ordnung. Nicht aber mit den Fotos. Diese wollen sich partout nicht automatisch der Grösse des Bildschirms anpassen. Der Webflaneur weiss zwar, dass dies möglich ist. Aber er hat keinen blassen Schimmer, wie man es anstellt. Ihm fehlt schlicht das einschlägige Know-how.

Kurz und gut: Der Webflaneur steht am Berg. Er weiss sich nicht mehr zu helfen. Entweder, so sagt er sich, ackere er sich nun halbe Nächte lang durch die vielen Expertenforen im Internet und probiere jeden erdenklichen Ratschlag aus. Oder er belästige einen der Informatiker aus seinem Bekanntenkreis. Doch da kommt ihm eine bessere Idee: Weshalb engagiert er nicht kurzerhand einen Experten?

Der Webflaneur surft zu  Freelancer.com; er hätte auch eine andere Plattform wie Gulp.de, Projektwerk.com oder Freelance.de ausprobieren können. Ins Suchfeld tippt er nun einige Angaben zu den Qualifikationen ein, die sein zukünftiger Angestellter mitbringen sollte: Unter anderem sollte er HTML- und CSS-Kenntnisse haben. Schon präsentiert ihm das Vermittlungsportal Freelancer, die seine Arbeit erledigen könnten.

Fast an oberster Stelle steht Vladimir aus der Ukraine. Dieser arbeitet für 6 Dollar pro Stunde. Der Webflaneur fragt ihn im Chat an, ob er Interesse daran habe, drei Stunden lang an seiner Datei zu polieren. Vladimir antwortet postwendend   und nimmt den Job an. Der Webflaneur schickt ihm die Datei. Und Vladimir macht sich sogleich an die Arbeit. Ab und zu meldet er sich per E-Mail mit einer Frage – in äusserst holprigem Englisch. Schliesslich kommt das Resultat seiner Arbeit. Tatsächlich hat Vladimir einige Kleinigkeiten korrigiert. Das Problem mit er Fotoskalierung konnte er aber auch nicht lösen. Der Webflaneur bezahlt ihn trotzdem. Und er überlegt sich, den nächsten Profi zu engagieren: Tarek aus Indien.

Der alte Computer

Mathias Born am Sonntag den 12. Januar 2014

Eigentlich stand der Entschluss bereits fest: Nach Weihnachten, sobald der kollektive Kaufrausch abgeklungen ist, wollte sich der Webflaneur einen neuen Computer leisten. Allzu oft hatte er sich in den Monaten zuvor über Wartezeiten geärgert. Selbst einfache Aufgaben wie eine Suche nach einer Datei oder das Herumschaufeln von Fotos wurden zu Geduldsproben. Manchmal kam sein PC selbst beim Surfen nicht auf Touren, oder er erzwang bei Büroarbeiten Pausen. Der Webflaneur sah es ihm nach, hatte dieser ihn doch während sechs Jahren zuverlässig begleitet.

Doch irgendwann ging es nicht mehr. Der Webflaneur sah sich nach einem neuen Notebook um. Doch er wurde mit keinem richtig warm. Er störte sich an den hohen Preisen der Topmodelle. Er ärgerte sich darüber, dass er zum PC gleich auch noch ein Betriebssystem kaufen muss. Er schüttelte den Kopf über die extrem querformatigen und allzu hochauflösenden Bildschirme.  Er ärgerte sich über schlecht verarbeitete Tastaturen und unhandliche Touchpads. Dann entschied er sich fürs kleinste Übel. Dieses hätte er nach Weihnachten fast bestellt. Es begab sich aber zu jener Zeit, dass ihm ein Kollege eine überzählige SSD-Disk anpries – als schnellen Ersatz für die Festplatte mit ihren rotierenden Magnetscheiben. Der Webflaneur  griff zu.

Zu Hause angekommen, machte er sich ans Werk: Er schloss das Laufwerk per USB-Kabel an den PC an. Er lud das Festplattenkopierprogramm von Clonezilla. org herunter und installierte es mit dem Tool, das er auf Unetbootin.sourceforge.net gefunden hatte, auf einem Memorystick. Anschliessend startete er den PC ab Stick, hangelte sich durch einige Dialoge und liess Clonezilla ein Abbild erstellen. Schliesslich baute er die alte Platte aus und die neue ein. Die Stunde Arbeit hat sich gelohnt: Der gute alte Rechner läuft wieder flott. Er geht nun in die Verlängerung.

Viel zu schwach

Webflaneur am Dienstag den 10. September 2013

Am liebsten arbeitet der Webflaneur auf der Terrasse seiner Wohnung. Doch leider gibt es ein kleines Problem: Er hat dort bloss eine unzuverlässige Internetverbindung. Zwar klinkt sich sein Notebook ab und zu ins heimische Funknetzwerk ein. Doch an flüssiges Surfen ist nicht zu denken, denn der Empfang ist schlecht. Immer wieder bricht die Verbindung sogar ganz ab.

«Probleme sind zum Lösen da», sagt sich der Webflaneur. Er versucht den WLAN-Router besser zu platzieren. Doch leider gibt es bloss einen Anschluss in seiner Wohnung, wo er ihn einstecken kann. Und die Inneneinrichtungsautorität des Haushalts macht ihm klar: Ein Netzwerkkabel durch die halbe Wohnung zu ziehen, ist aus optischen Gründen keine anzustrebende Lösung. So versucht der Webflaneur, den Router anders auszurichten. Doch wie er ihn auch dreht und wendet – das Signal draussen bleibt schwach.

Der Webflaneur hat eine weitere Idee: Er möchte das Netzwerk im Zimmer, das an die Terrasse grenzt, verstärken. Er steigt auf den Estrich und kommt bald darauf mit zwei ausgedienten Routern zurück. Einer davon, so hofft er, werde sich flugs zum Repeater umrüsten lassen. Der Webflaneur tüftelt lange an diesem Abend. Das Problem: Sein neuer Router beherrscht jenes Zusammenarbeitsprotokoll nicht, das früher weit verbreitet war. (Es sei unzuverlässig und unsicher, schreibt der Hersteller.) Mit der modernen Möglichkeit, die zwei Router zu einem Netzwerk verbinden soll, können wiederum die alten Geräte nichts anfangen. Oder aber: Der Webflaneur ist dieser Aufgabe einfach nicht gewachsen.

Schliesslich sucht er nach Updates für die beiden älteren Geräte. Doch er findet keine. Offenbar verkaufen die Hersteller  lieber neue Router, als dass sie für alte Updates mit einer verständlichen Benutzeroberfläche nachreichen, moniert er. Zumindest dies funktioniert: Spät am Abend schmeisst der Webflaneur entnervt den Bettel hin – und bestellt einen Repeater.

Selbstentfesselung

Webflaneur am Dienstag den 21. Mai 2013

Heute Nacht wird er die Ketten endlich sprengen. Heute wird der Webflaneur jene Texte, Bilder und Dateien befreien, die er während langer Jahre bei einem kommerziellen Bloganbieter gesammelt, gehegt und gepflegt hat. Denn er weiss: Kriegt er die Daten nicht heraus, bevor das Abo ausläuft, könnten sie für immer verloren sein.

Es sei unmöglich, wettert der Webflaneur: Da bezahle man jahrein, jahraus für ein Angebot. Und am Schluss habe man nichts als Scherereien. Er weiss, wovon er spricht: Mehrmals hat er dem Anbieter geschrieben und ihn um einen Export gebeten. Dieser versprach zwar, zumindest die Datenbank zu liefern. Trotz einiger Nachfragen ist bislang noch nichts eingetroffen.

Zuerst plante der Webflaneur jeden Artikel einzeln aufzurufen und die Daten mitsamt allen Bildern und verlinkten Dateien von Hand zu kopieren. Doch das hätte ihn Tage gekostet. Deshalb bläst er nun zum Datenbefreiungsfeldzug mit brachialer Gewalt. Er installiert das kleine Hilfsprogramm Httrack. Dieses setzt er auf die eigenen Daten an: Das Programm soll eine Webseite nach der anderen aufrufen und auf seinem Computer abspeichern. Dabei soll es auch gleich die Bilder herunterladen, die sich in den Artikeln befinden, sowie alle intern verlinkten Dateien. Damit die vielen Zugriffe nicht den Server ausbremsen, soll das Programm dabei behutsam vorgehen. Nachdem der Webflaneur lange gepröbelt hat, startet er nun die Aktion. Er lässt den Computer eine Nacht lang durcharbeiten. Und am Morgen findet er tatsächlich einen Grossteil der eigenen Daten auf dem Computer wieder – nebst ziemlich viel Datenmüll.

Zugegeben: Elegant ist diese Selbstbefreiungsaktion nicht. Aber nicht jedermann ist halt ein Harry Houdini.

Tour Eiffel pour Maman

Webflaneur am Freitag den 1. März 2013

Jetzt, so vermutet der Webflaneur, jetzt dürfte sich Mutter wohl die Augen reiben. Weshalb? Nun, vor wenigen Stunden war er noch bei ihr. Im Filmchen aber, das er ihr jetzt gerade geschickt hat, steht er bereits vor dem hell beleuchteten Eiffelturm. «Bonsoir Maman», ruft er in dieser Aufzeichnung. «Magnifique», sei es hier à Paris. Die Stadt sei immer eine Reise wert. Auch eine ganz spontane. «Insbesondere, seit sie so nahe liegt», fügt der Webflaneur im Filmchen noch an. Und lächelt dabei schelmisch.

Damit spielt der Webflaneur nicht auf eine neue TGV-Verbindung an. Sondern darauf, dass er getrickst hat: Er ist gar nicht in Paris. Gedreht hat er das Video stattdessen im Flur der eigenen Wohnung. Dort positionierte er das Stativ. Er montierte die Kamera darauf. Er hängte ein knallgrünes Tuch an die Wand. Er leuchtete dieses mit einer stattlichen Anzahl Lampen sauber aus. Und dann zeichnete er vor dem knallgrünen Hintergrund den Gruss an Maman auf.

Schliesslich setzte er sich an den Computer, um den Eiffelturm in die eigene Wohnung zu holen. Zuerst suchte er eine passende Standaufnahme des Monuments. Dann öffnete er das frei verfügbare Videoprogramm Openshot; vermutlich hätte er auch ein anderes Videoschnittprogramm nehmen können. Er legte den Gruss an Maman auf die eine Spur. Auf einer zweiten platzierte er den Clip mit dem Eiffelturm. Er zog den Effekt «farbbasierte Freistellung» aufs eigene Video und wählte mit der virtuellen Pipette das Knallgrün des Tuchs an. Zufrieden lehnte er sich dann zurück und liess den Computer rechnen.

Einige Tage später: Die Mutter schmunzelt. «Nach einem ersten Erstaunen bin ich dir rasch auf die Schliche gekommen», sagt sie. Die Ränder um den Kopf seien nicht ganz sauber gewesen. Etwas brennt ihr aber noch auf der Zunge. «Der Bundeshauskorrespondent in der ‹Tagesschau›», beginnt sie. Der Webflaneur winkt grinsend ab. «Nein, der steht in Wahrheit auch nicht auf dem Dach des Café Fédéral.»

Mega!

Webflaneur am Dienstag den 29. Januar 2013

Der Webflaneur traut seinen Augen kaum. «50 Gigabyte», stammelt er. Um sich zu versichern, liest er die Meldung gleich nochmals. Tatsächlich: 50 Gigabyte Speicher kriegt, wer Mega nutzt – gratis und franko. Oder anders gesagt: Bei Mega profitiert man von sieben oder noch mehr mal mehr Speicher als bei der Konkurrenz. Microsoft etwa stellt auf Skydrive derzeit 7 Gigabyte gratis zur Verfügung. Bei Googles Drive und Canonicals Ubuntu One sind es je 5, und bei Dropbox abhängig von der Anzahl erfolgreicher Empfehlungen 2 bis 18 Gigabyte.

Der Webflaneur hat auch schon eine Idee, wozu er den Speichersegen nutzen könnte. Nein, er gedenkt keine raubkopierten Filme zu tauschen, und er besitzt auch keine ausufernde Musiksammlung. Aber er braucht Speicher für die Fotos, die er mit der neuen Kamera macht, für all die Bilder, die er aus der analogen in die digitale Zeit rettet, sowie für Videos, die er bei Festen und während der Ferien dreht. All diese für ihn wertvollen Erinnerungen möchte er in zweifacher Ausführung haben: auf seiner Festplatte und in der Datenwolke. Da kommt ein Angebot wie jenes von Mega recht.

Der Webflaneur widersteht diesem trotzdem. Denn er weiss um die Geschichte: Mega ist das Nachfolgeprojekt von Megaupload. Lanciert wurde es exakt ein Jahr, nachdem die Polizei das Anwesen des Gründers Kim Schmitz alias Kim Dotcom in Neuseeland gestürmt und die Server, über die offenbar besonders viele Raubkopien getauscht worden waren, konfisziert hatte. Noch ziehen sich die Untersuchungen gegen Kim Dotcom hin, der mit seinem Onlineimperium schnell sehr reich geworden ist. Wie zur Provokation hat dieser nun eine Nachfolge-Site lanciert. Dabei macht er einiges besser als beim ersten Mal.

Dem Webflaneur ist das Angebot trotzdem suspekt. Für seine Fotos wünscht er sich einen sichereren Hafen als jenen von Kim Dotcom. Und für einen solchen ist er auch bereit, einige Franken auszugeben.

Der neue Computer

Webflaneur am Dienstag den 15. Januar 2013

Sie hat neulich ein Notebook gekauft. Zu Beginn freute sie sich übers neue schnuckelige Gerät sowie den attraktiven Preis. Aber nicht lange. Denn plötzlich wurde der Bildschirm schwarz. Zwar strahlte er sie nach einem Neustart wieder an, als wäre nichts gewesen. Aber nur kurz: bis zum nächsten Blackout. Enerviert stürmte sie daraufhin das Verkaufsgeschäft. Und konsterniert kam sie wieder heraus. Natürlich stottere die Maschine, hatte ihr der Verkäufer beschieden – bei all den Programmen, die sie darauf installiert habe. Er tadelte sie: Nächstes Mal lasse sie diese besser vom Fachmann installieren, wie ihr das beim Kauf geraten worden sei. Und er bot an, das Problem zu beheben – für 340 Franken.

So erzählt es die Kollegin dem Webflaneur. Sie klagt: Sie werde das Gerät wohl doch flicken lassen müssen. Ob er einen Blick darauf werfen dürfe, fragt der Webflaneur. «Klar», sagt sie, holt das Notebook und startet es.

Nun staunt auch der Webflaneur über die vielen Programme. Aber nicht über die paar wenigen, die seine Kollegin installiert hat. Sondern über all jene, die bereits vorinstalliert waren: Da breitet zum einen Microsoft das eigene Sortiment aus. So liegt etwa eine wenig nützliche Testversion von Office bereit, die einen nach kurzer Zeit bereits zur Kasse lotst. Weitaus mühsamer findet der Webflaneur die übrigen Zugaben: die auf dem Desktop abgelegten Games etwa, den daneben platzierten Direktlink zum Versandhändler oder die Toolbar im Browser. «Ein hoher Haufen Schrott», kommentiert er, während er ein Programm nach dem anderen vom PC kickt. «Crapware» nenne man solche Zugaben: Die Firmen bezahlten den Händler dafür, dass dieser ihre Produkte prominent platziert.

Eine halbe Stunde dauert es, bis der Webflaneur die Zugaben weggeputzt hat. Als besonders resistent erweist sich dabei das Antivirenprogramm. Dieses lässt sich nur mit einem Programm deinstallieren, das von der Website der Sicherheitsfirma heruntergeladen werden muss. Doch der Aufwand lohnt sich. Denn offenbar war der Virenscanner verantwortlich für die Blackouts. Jetzt läuft ein anderer. Einer, der nicht vorinstalliert war. Ein kostenloser.