Teenager können manchmal bedrohlich wirken. Nicht weil sie viel Macht hätten. Sondern weil sie das Gefühl haben, dass ihnen die Welt gehört, und sich entsprechend aufführen. «Bei diesem Teenager liegt der Fall anders», sinniert der Webflaneur und deutet behelfsmässig aufs Smartphone: Google sei gerade 15 Jahre alt geworden, stecke also tief in der Pubertät. «Doch dieser Firma gehört wirklich die Welt.»
Nun male er schwarz, sagt der Kollege, der neben ihm an der Bar sitzt. Es sei zwar faszinierend, wie weit es Google in 15 Jahren gebracht habe – aus der Garage zur zweitwertvollsten Marke hinter Apple. «Mit einer Suchmaschine regiert man die Welt aber nicht.»
Doch, kontert der Webflaneur. Eine solch dominante Suchmaschine definiere, was relevant sei – und was unsichtbar bleibe. Zudem sei die Firma längst mehr als eine Suchmaschine: unter anderem die Betreiberin eines E-Mail-Dienstes, eines Onlinespeichers, eines sozialen Netzwerkes, des wichtigsten Kartendienstes. Und sie stelle mit Android das am weitesten verbreiteten mobile Betriebssystem her. «So viele so persönliche Daten wie Google besass noch nie jemand – keine Firma, keine Bibliothek, kein Staat. Und noch nie konnte jemand diese so gezielt auswerten.»
«Ausser vielleicht der US-Geheimdienst», wirft der Kollege ein. Verglichen mit diesem gehe Google aber verantwortungsvoll und transparent mit Daten um, behauptet er. So liessen sich alle Inhalte, die man bei Google veröffentlicht habe, mitnehmen. Take-out heisse dieser Dienst. So etwas böten längst nicht alle Technologiefirmen an – und wenn schon, erst unter grossem Druck. «Don’t be evil – sei nicht böse» laute denn auch das inoffizielle Firmenmotto. «Bei Google wird es gelebt», sagt er. Dann deutet er aufs iPhone, das vor ihm auf dem Tresen liegt. Und er fügt an: «Wenn Googles Dominanz dich stört, musst du halt in den sauren Apfel beissen.»