Spät in der Nacht an einer Party: Nein, sagte sie, niemals würde sie sich in einer Partnerbörse einschreiben, niemals. «Warum nicht?», fragte der Berner Zeitungsblogger. Die Verweigerin antwortete ausschweifend. Kurz zusammengefasst: Die Partnerbörsen seien ineffizient, sagte sie: Stundenlang schreibe man E-Mails, dabei erledigte sich die Chose an einem Treffen in Augenblicken. Sie seien teuer: Die Betreiber zockten hemmungslos ab. Und überhaupt: Anbandeln im Netz sei unsexy.
Als sie irgendwann Luft schnappte, gelang dem Zeitungsblogger der Konter: Für viele Suchende seien die Portale sehr wohl effizient, sagte er, nicht jeder und jede könne und wolle nächtelang an Partys herumhängen. Und sie böten die Chance, Leute auf andere Art kennen zu lernen: Das Aussehen und Auftreten stehe dabei nicht an erster Stelle.
Die Verweigerin und der Zeitungsblogger hätten noch lange diskutiert, hätte der Gastgeber nicht die Lichter gelöscht. Vergiss deine Streifzüge durchs Nachtleben, hätte der Zeitungsblogger ihr gesagt, mache es dir mit dem Rechner auf dem Sofa gemütlich: Die Erfolgsaussicht im Netz liege laut einer Schweizer Studie bei 23 Prozent – weitaus höher als jene in der Disco. Offenbar floriere das Geschäft mit den Suchenden, hätte er nachgedoppelt: In der Schweiz gebe es laut einem Singleboersenvergleich über 500 Portale – von Datingpoint, Elitepartner und Friendscout24 über iLove, Meetic und Match bis zu Neu, Partnerwinner und Swissfriends.
Gesagt hat er es nicht. Der Gastgeber hat ihn vorher rausgeworfen. Egal, die Liebesmüh hätte nichts mehr gefruchtet, wie der Zeitungsblogger eben gerade feststellt: Er klickt sich, aus rein beruflichen Gründen, durch Annoncen auf Swissflirt – einem der wenigen Portale, wo er kein Abo lösen muss. Die E-Mail an die Frau, deren Annonce er nun entdeckt, ist ihm den Preis von 70 Rappen wert: Es ist unverkennbar die Partnerplattform-Verweigerin.