Nun verliert der Zeitungsblogger seine Geduld. «Komm, wir machen es in Latex», schlägt er ihr kühn vor. Die Studentin stutzt. Er errötet. «Latex» sei ein Programmpaket, mit dem Texte gesetzt werden können, schiebt er hurtig nach. Was das für die Arbeit an ihrer Arbeit bringe, fragt sie. «Weniger Probleme als mit der doofen Textverarbeitung», mault er. Nie habe er eine Arbeit abgegeben, ohne fast an der Textverarbeitung gescheitert zu sein. Seit zwei Stunden sitzen sie und er bereits da und formatieren ihre Arbeit. Doch die Software numeriert Überschriften falsch. Die Vorlage bringt Text nicht ins richtige Format. Das Verzeichnis verzeichnet keine Bilder. Woher er «Latex» kenne, fragt die Studentin. Sein Kollege Mathematiker stehe darauf, sagt der Zeitungsblogger. Eine Postautofahrt lang habe dieser vom brillanten Schriftbild geschwärmt und ihm immer wieder eine Formelseite unter die Nase gehalten. Bei Mathematikern und Naturwissenschaftlern sei «Latex» beliebt, weil damit Formeln und Formate effizient eingegeben werden können – mit Befehlen wie in einer Programmiersprache: Man weise etwa einem Abschnitt einen Stil zu. Daraus gestalte die kostenlose Software dann automatisch ein hübsches Dokument. «Komm», sagt die Studentin und grinst, «wir machen es in Latex». «Nicht so stürmisch», wiegelt der Zeitungsblogger ab. Er müsse sich zuerst zeigen lassen, wie man so etwas überhaupt mache.
Klar, Latex eigne sich auch für Texte ohne Formeln, sagt der Mathematiker. Er setzt sich vor den Rechner und startet einen Texteditor. «title{Mein Opus}», tippt er rasantem Tempo, «author{Zeitungsblogger}», «begin{document}». Dann schreibt er einen Text. Vor und nach Kapiteln und Titeln, vor und nach Listen und Zitaten fügt er Steuerbefehle ein. Schliesslich speichert und kompliliert er den Textcode. Der Berner Zeitungsblogger staunt: Aus dem eilig hingetippten Code ist ein hübsch gestaltetes Dokument geworden – mit richtig numerierten Überschriften, mit Seitenzahlen, mit einem automatisch generierten Inhaltsverzeichnis.
Nun macht sich der Zeitungsblogger selbst ans Werk. Er lädt das «Latex»-Programmpaket herunter, installiert es. Er experimentiert mit Filtern, die Texte in dieses Format umwandeln. Und da er lieber schreibt als codet, installiert er Lyx. In dem Editor schreibt er «Latex»-Texte fast wie in einer Textverarbeitung – ohne Kommandos auswändig lernen zu müssen. Dann überarbeitet er die Arbeit der Studentin. Sie ist begeistert vom brillanten Schriftbild. Und sie verspricht: Das nächste Mal mache sie es ganz in «Latex».