Archiv für die Kategorie ‘Bildliches’

Ein neues Profilbild

Webflaneur am Dienstag den 24. November 2009

Pictura schaut ihn ungläubig an. Ob das Profilbild in Twitter wirklich zehn Jahre alt sei, fragt sie. Nun ja, zehn Jahre seien es wohl schon, antwortet der Webflaneur kleinlaut. Zumindest sei es schon in Farbe, versucht er es mit einem Scherz. Pictura schüttelt den Kopf. Ein zehn Jahre altes Profilbild, das gehe gar nicht, massregelt sie ihn. Die Twitter-Gemeinde mache sich ein völlig falsches Bild von ihm. Bei den Profilbildern liege übrigens viel im Argen. «Die meisten Nutzer laden nur Ferienschnappschüsse hoch.» Und mit einem Grinsen fügt sie an: «Und manche uralte.» Sie komplementiert den Webflaneur auf einen Hocker vor ihr. Und eh ers sich versieht, blitzts von allen Seiten.

Das war an einem der beiden Avatardays der Berner Fotografin Pictura. Sie hatte die Nutzer der Kurznachrichtenschleuder Twitter zum Porträt-Shooting geladen. Wer kam, wurde professionell geschminkt und fotografiert. Während die einen noch aufs Shooting anstiessen, tauschten andere schon ihr Profilbild aus. In den nächsten Tage wurden immer mehr alte Fotos ersetzt – auffallend viele: «Twitter ist ja unglaublich aufgewertet worden», kommentierte ein Nutzer. Und ein anderer schrieb: «Nach #avatarday sieht die halbe #ch twitteria aus wie vom selben marketingbüro angestellt.» Auch der Webflaneur staunt über all die neuen Profilbilder. Ob sie Muskelkater im Auslösefinger habe, fragt er Pictura. Der sei gut trainiert, antwortet diese. Wenn ers genau wissen wolle: Twitter habe nun 71 neue Bilder. Ihr Fazit in einer Twitter-Meldung, also in bis 140 Zeichen, bittet der Webflaneur. Und Pictura twittert: «Auftrag erledigt, das Internet ist schöner. Die neue Twitter-Timeline ist Wellness fürs Auge.»

Der Webflaneur guckt sein Bild an, schüttelt den Kopf. «An der Fotografin hats nicht gelegen», brummelt er – und kopiert oben in die Zeitungsspalte das alte Foto hinein.

Der Online-Videorekorder

Webflaneur am Freitag den 24. Oktober 2008

«Ach, ich käme so gerne auf Besuch», sagt sie am Telefon. Aber justement am Tag, an dem die Einladung stattfinden soll, strahle das Fernsehen  eine Sendung – «stell dir vor: aus meinem Dorf» – aus. Diese dürfe sie auf keinen Fall verpassen. «Nimm sie auf Video auf», schlägt der Webflaneur vor. Das gehe nicht, sagt sie, denn sie habe keinen Rekorder, und ihr Nachbar auch nicht. Es sei das erste Mal und wirklich jammerschade, sagt sie, dass sie wegen der Glotze absagen müsse. «Doch ich sehe keine andere Lösung.»

«Ich schon», sagt der Webflaneur: «Nimm sie einfach mit einem Onlinevideorekorder auf.» Wie das denn wieder funktioniere, will sie wissen. Man schreibe sich bei einem Anbieter ein, sagt der Webflaneur – bei Save.tv etwa, bei  Shift.tv oder Onlinetvrecorder.com. Dann markiere man die Sendung, die aufgezeichnet werden soll. Sobald die Aufnahme fertig ist, könne man sie herunterladen. «Was kostet das?», fragt sie. Bei Shift.tv und Save.tv müsse man ein Abo lösen, so der Webflaneur. Das koste abhängig von der Dauer monatlich 5 oder 10 Euro. Onlinetvrecorder.com hingegen könne gratis genutzt werden – allerdings mit Einschränkungen: Man müsse penetrante Werbung über sich ergehen lassen. Zudem brauche man Geduld und Geschick, um das Video herunterzuladen. Etwas einfacher gehe es, wenn man sich mit wenigen Franken oder vielen Klicks auf Werbebanner einen Downloadvorteil verschaffe.

Sie bleibt skeptisch. Ob die Aufnehmerei denn rechtens sei?  Das sei etwas unklar, antwortet der Webflaneur. Zu Hause dürfe man Aufnahmen machen. Die Anbieter argumentierten, dass die aufgezeichneten Filme wegen des Kopierschutzes nur von Leuten heruntergeladen und abgespielt werden können, die auf den Aufnahmeknopf geklickt haben. Trotzdem hätten die Sendestationen wenig Freude an den Rekordern. Nicht zuletzt aus dem Grund habe Onlinetvrecorder.com den Firmensitz wohl auf einer entfernten, urheberrechtsfreien Insel und einige der Aufnahmecomputer im international nicht anerkannten «Fürstentum Sealand» – einer ehemals von einem Radiopiraten besetzten Militärplattform im Meer. 

Aus Angst vor dem Offshore-Dienst und wegen der Abogebühren hat sie schliesslich auf die Aufnahme verzichtet. Zum Essen ist sie dann doch erschienen  – und hat mit leuchtenden Augen erzählt: «Die Sendung aus dem Dorf wird morgen Nachmittag wiederholt.»

Nach Strich und Faden

Webflaneur am Mittwoch den 29. August 2007

Seien Sie auf der Hut! Diese Kolumne ist mit heisser Nadel gestrickt. Es ist möglich, dass der Webflaneur darin Garn spinnt. Aber nein, er will Sie nicht nach Strich und Faden veräppeln. Er schreibt bloss über einen ihm wenig vertrauten Stoff. Lassen Sie sich nicht umgarnen, selbst wenn er so tut, als plaudere er aus dem Nähkästchen…

Es war an einem Sommertag: Die Mutter packt das Geschenk der Weltenbummlerin aus. Es sind farbenprächtige Stoffe aus der Fremde. Sie dürfe einen auswählen, liest sie auf der Geburtstagskarte. Die Weltenbummlerin werde bei der Verarbeitung dann ihr Bestes geben, ihr Allerbestes. «Wenn das nur gut geht», stichelt der Webflaneur. Er selbst traute sich eine solche Näherei nicht zu – trotz des Handarbeitsunterrichts, den auch er in der Schule besuchen durfte: Statt an Textilien zu nähen, hat er sich damals aber leider mehr damit beschäftigt, mit der Bernina über Papierrennparcours zu rattern. Vielleicht könne er ihr aber bei der Schnittmustersuche behilflich sein, bietet er der Weltenbummlerin an.

Im Internet blüht der Handel mit Schnittmustern, stellt der Webflaneur bei seiner Suche fest. Selbst wer kein Geld in die Finger nehmen will, findet viele Anregungen. Er entdeckt eine Menge Näh- und Häkelvorlagen bei Allfreecrafts.com. Beim Fotodienst Flickr.com existiert eine Free Knit and Crochet Patterns-Gruppe mit Fotos fertiger Textilien und Links. Selbst Schnittmusterverkäufer wie Fitzpatterns.com und Roxycraft.com haben eine Ecke mit kostenlosen Schnittmustern eingerichtet. Und die beiden Inhaberinnen von Burdastyle.com haben gleich eine «Opensource-Schneiderei» gegründet, wo beliebig kopiert, angepasst und getauscht werden darf. Altmodisch gehts bei Vintagesewing.info zu: Dort stehen teils hundertjährige Schneider-Lehrbücher bereit.

An dieser Stelle merkt der Webflaneur plötzlich: Ob all der aufgelisteten Links hat er den roten Faden seiner Geschichte verloren. Gerade als er ihn wieder aufnehmen will, merkt er: Die Spalte ist voll. Und damit ist er aus dem Schneider. 

(via Heise Open

Blogger im Fernsehen

Webflaneur am Mittwoch den 16. Mai 2007

Screenshot Kyte.tv
 

Sie gucken keinen Schweinekram. Sie gucken auch kein Fernsehprogramm. Die paar Blogger gucken an ihrem Treffen auf einem kleinen Handybildschirm sich selbst zu, wie sie sich über einen kleinen Handybildschirm beugen. Auf dem Monitor läuft der «Fernseh-Kanal» eines Bloggers. Und in diesem spielen sie die Hauptrolle. Sie sind im selbst gemachten Fernsehen. Sie sind auf Kyte.tv.

«Kyte.tv – ist das etwas ähnliches wie Zattoo und Joost?», hat der Webflaneur kurz zuvor gefragt. Nein, das sei etwas komplett anderes, hat der Blogger geantwortet. Mit Zattoo und Joost sehe man die Shows, die in den Fernsehstudios abgezogen würden. Bei Kyte.tv hingegen schaue man sich die Clips anderer Nutzer an und chatte darüber. Bei Joost, dem Fernsehdienst der Skype-Macher, könne man auch chatten, hat der Webflaneur eingewendet. Aber eben, bei Kyte machten die Fernseher die Filme selbst, hat der Blogger wiederholt: «Jeder Empfänger ist auch ein Sender – nun kriegt Brecht doch noch Recht.» Da wurde Diskussion dem Webflaneur zu medientheoretisch. «Also etwas wie Youtube, Peercast oder iFilm?», hat er rasch nachgeschoben. «Ähnlich, aber mobiler», hat der Blogger gesagt. Bei Kyte.tv könne man Videos vom Handy aufs Netz laden – und auch von unterwegs über die «Sendung» chatten. Daraufhin hat er sein Mobiltelefon aus der Tasche gezogen. Er hat gefilmt. Er hat gesendet. Und er hat die Bloggerrunde damit ins Fernsehen gebracht.

Nein, berühmt geworden ist der Webflaneur mit seiner kurzen Statistenrolle nicht. Immerhin haben aber einige Nutzer das Filmchen diskutiert – auch wenn ausser der Erkenntnis, dass keine Frauen am Bloggertreffen anwesend waren, nichts Schlaues dabei herausgekommen ist. Aber immerhin haben 168 Nutzer das Filmchen angeguckt – wenn auch schätzungsweise 100 Mal die paar Blogger selbst.

In die Röhre gucken

Webflaneur am Mittwoch den 20. September 2006

Screenshot Youtube.com

Der Sportsfreund fällt aus allen Wolken. «Du hast keinen Fernseher?», ruft er entgeistert aus. Er könne sich ein Leben ohne gar nicht vorstellen. «Es geht gut ohne», kontert der Webflaneur, die Flimmerkiste fehle ihm kaum. Im Übrigen wisse er nicht, wo er die Zeit fürs Glotzen hernehmen sollte. Es reiche, dass er allzu oft im Internet verhänge. Zumindest die Tagesschau müsse er sich doch ansehen, insistiert der Sportsfreund. Mit dem «Echo» und einer Zeitung sei er besser bedient, hält der Webflaneur entgegen, und ab und zu der Tages- oder Rundschau, dem Kassensturz oder dem MTW im Netz. «Ruckeliges Briefmarkenkino am Bürotisch», schnödet der Sportsfreund. Der Webflaneur gibt klein bei.

Einige Tage später bei einem Abendessen: Kollege Blogger schwärmt von einer TV-Serie. Die Tischrunde plaudert über Serien, Soaps und Stars. Der Webflaneur hält sich wohlweislich zurück – bis plötzlich einer fragt, auf welche Soap er denn stehe. Er könne da nicht so mithalten, nuschelt dieser, denn er habe eben leider kein Fernsehgerät zuhause. «Ach, ich habe auch keines», sagt Kollege Blogger. Er gucke am Computer. «Per Adsl.tv, Netstream.com oder Zattoo.com?», fragt der Webflaneur. Nein, antwortet Kollege Blogger, er benutze den Democracy-Player. Wieder zuhause, probiert der Webflaneur den Player aus. Er abonniert sich die ARD- und ZDF-Nachrichten sowie jene der CNN. Und er schmökert in den Soaps im Kanal-Guide.

«Noch immer keinen Fernseher?», ruft der Sportsfreund aus, als er das nächste Mal in die Stube stolpert. Doch die Tirade gegen «die Kurzsichtigkeit der Fernsehverweigerer» bleibt ihm im Hals stecken: Der Webflaneur schaut fern, vor dem PC zwar, aber er schaut fern. Es sei faszinierend, was bei Youtube und ähnlichen Sites abgehe, sagt er, während er kurz aufschaut – bei Google und Yahoo! Video, Revver und neu Soapbox. Das hätten nun auch die Sendeanstalten gemerkt. Medienmogul Murdoch mache mit My Network TV einen Sender nach dem My-Space-Prinzip, mit Online-Castings für Schauspieler und so. Und NBC lanciere TV 360 mit interaktiven Gameshows. «Hey, kennst du Lonelygirl15», fragt er. Kollegen hätten von ihr gesprochen, sagt der Sportsfreund, und will wissen, in welcher Sendung das einsame Mädchen auftrete. «In keiner», sagt der Webflaneur, «beziehungsweise in der eigenen auf Youtube». Aber egal: Das Videotagebuch sei nun eh als fingiert enttarnt worden. Die Produzenten dahinter hätten aber den Trend erkannt: Heute glotze man nicht nur. Heute stelle man eigene Videos online. «Ich übrigens auch», sagt der Webflaneur und deutet auf die Kamera in der Ecke. «Lächle, nun guckst du in die Röhre.» Den Schalk in den Augen des Webflaneurs kann man von fern sehen.

Pickel überpinseln, Touristen vertreiben

Webflaneur am Mittwoch den 9. August 2006

Screenshot Snapmania.com

Heute Abend nehme er es gemütlich, sagt der Turnschuhfotograf: keine Party-People fotografieren, keine Bands in Szene setzen, keine Models ins rechte Licht rücken. Die Kamera habe er trotzdem dabei, frotzelt der Berner Zeitungsblogger. Klar, denn man wisse nie, wer einem vor die Linse stolpere, kontert der Partyfotograf. Er stellt die Tasche auf den Bistrottisch, packt die Kamera aus. «Eine schöne Maschine», sagt er und rattert in Serienschussgeschwindigkeit Technisches herunter. «Eine schöne Maschine», pflichtet ihm der Zeitungsblogger bei. Apropos, sagt er dann: «Wie kriegt man es hin, dass die bunten Birnen im Partyschuppen zeichnen, ohne dass diejenigen im Vordergrund käsig werden?» Der Fotograf erklärt es. Und er verrät auch, warum Abgelichtete selbst nach nächtelangem Feiern weder glänzende Haut noch gerötete Augen haben, geschweige denn Pickel. Bis am frühen Morgen haben die beiden schliesslich gefachsimpelt. Und der Zeitungsblogger hat sich dabei mit dem Fotografierfieber infiziert.

Zur nächsten Geburtstagsfeier nimmt der Zeitungsblogger seinen Apparat mit – eine Rollfilmkamera zwar, denn eine ähnlich gute digitale ist ihm noch zu teuer. Während nach der Feier in einem Labor jemand die Bilder auf CD brennt, installiert er schon mal Googles Picasa. Darin ordnet, beschriftet und korrigiert er die Fotos. Einige bearbeitet und schneidet er im kostenlosen Fotoshop-Pendant Gimp oder mit Neximage, der Bildverarbeitung für den Webbrowser. Schliesslich kümmert er sich noch um diese leidige Sache mit den Touristen, die ihm immer wieder zwischen Linse und Monument getrampelt sind. Mit dem Tourist Remover vertreibt er sie definitiv: Dazu speist er all die Fotos ein, die er vom Monument gemacht hat. Schon errechnet der Computer eine touristenfreie Version.

Die Bilder sind bereit. Was aber stellt er nun damit an? Er könnte sie – wie ein richtiger Party-Fotograf – ins Netz stellen, etwa auf eine Fotoplattform wie Flickr, Heypix, Ourpictures, Hello und Slide. Er könnte versuchen, die Fotos zu verkaufen. Er könnte die schönsten vergrössern lassen. Oder er könnte die besten in einem Fotobuch vereinen – pickelbereigt und entglänzt wie jene des Turnschuhfotografen.

Kauft meine Fotos!

Webflaneur am Mittwoch den 8. März 2006

Screenshot Fotolia.de

«Machen wir ein Foto?», fragt sie. Und ohne abzuwarten, wirft sie sich in Pose, legt den einen Arm um seine Schultern. In der Hand des ausgestreckten zweiten hält sie eine Kamera. Der Berner Zeitungsblogger grinst etwas verlegen in die Linse. Sie drückt, der Blitz blitzt, sie guckt aufs Display. «Cool», sagt sie. Und: «Darauf stossen wir an». Nun erhascht auch der Zeitungsblogger einen Blick auf den Monitor. Er faselt etwas von «doofes Grinsen», stösst dann aber trotzdem mit ihr an. Gerade als sie weiter will, um sich mit dem nächsten Partygast abzulichten, fügt er bewundernd hinzu: «Gute Kamera – gehört sie dir?» Ja, die Kamera sei ganz neu, sagt sie – acht Megapixel und Objektiv zum Wechseln. Sie sei jetzt Fotografin. Sie mache Fotos und verkaufe sie übers Internet. «Aber verkauf bitte nicht unseren Helgen», fleht er. Nein, kontert sie. So etwas kaufe eh niemand. Gefragt seien Symbol- und Kunstfotos. «Und davon lebst du?», fragt er. «Nee», sagte sie, «aber längerfristig vielleicht». Online-Agenturen würden die Medien- und Werbebranche umkrempeln, orakelt sie. Und etwas leiser fügt sie an: Bislang habe sie erst drei Bilder verkauft. Immerhin hätten einige hundert Leute ihre Arbeiten angeschaut. Ob er fotografiere, fragt sie den Zeitungsblogger. Und sie rät ihm, seine Fotos auch zu verkaufen. Sie schicke ihm den Link.

Einige Tage später schickt sie gleich eine Linkliste. Es gebe viele Webseiten, über die man auch als Amateur Fotos verkaufen könne, schreibt sie – von 123rf, Areaimage und Bigstockphoto über Canstockphoto, Crestock, Dreamstime sowie Gimmestock, Istockphoto bis hin zu Microstockphoto, Scanstockphoto, Shutterstock und Stockxpert. Sie persönlich bevorzuge Fotolia. Dort setze sie den Preis ihrer Bilder selbst fest. Sie bestimme, wofür die Fotos gebraucht werden dürfen. Sie behalte alle Rechte – die Agentur kriege bloss eine Provision pro verkauftes Bild. Zudem sei die Agentur länderübergreifend. Und Suchanfragen würden automatisch in mehrere Sprachen übersetzt.

Auch der Berner Zeitungsblogger schreibt sich bei Fotolia ein. Er borgt sich eine Digitalkamera und macht sich auf die Jagd nach Sujets. Seine Bilder wird er dann auf die Website laden. Er wird sie fein säuberlich beschriften. Er wird festlegen, wie viel sein Foto kostet und was Käufer damit anstellen dürfen. Er wird bei abgebildeten Personen ihr schriftliches Einverständnis einholen. Und bereits heute rührt er kräftig die Werbetrommel. «Kauft meine Pix», schreibt er und reimt – unbeholfen, aber immerhin –: «Sie kosten fast nix.»

(via Sunfleps)

Das begehrte Stativ

Webflaneur am Mittwoch den 2. November 2005

Flickr.com

Kollege Schreiber hat noch nicht einmal die Bürotür hinter sich geschlossen – schon nimmt ihn der Zeitungsblogger in Beschlag. Ob er das alte Stativ noch habe, fragt er. Er kaufe es ihm ab: Stativ gegen Bares, am besten schon morgen. Er brauche unbedingt so ein Stativ, denn er wolle nun auch solch ein Foto schiessen. «Ganz ruhig», sagt Kollege Schreiber, hängt erstmals seine Jacke an den Hacken, startet die Kaffeemaschine. «Was für Fotos willst du machen?»

Also, legt der Zeitungsblogger los, am Wochenende sei er am Flickr-Treffen gewesen. Schreiber hebt die linke Braue. Nein, wiegelt der Blogger ab, Flickr – so heisse die Website, wo er Fotos ausstelle. Klar, das könne er auch bei Heypix, Ourpictures, Hello und Slide, aber mit weniger Community-Features. Schreiber sieht ihn fragend an. Bei Flickr könne er Fotos anderer Fotografen angucken, beschriften, diskutieren. Und er könne Andere in seinen Freundeskreis aufnehmen. Kurz und gut: Flickr sei eine Fotokommune. Er flickre nun seit Wochen und sei ganz begeistert davon. Gestern habe er die Fotos ab der Plattform nun auch in sein Weblog eingebaut.

Schreiber hört ruhig zu. Der Zeitungsblogger, sonst eher ein Stiller, plaudert munter weiter: Ob er ihm eigentlich schon einmal vom Blogger-Bräteln im Sommer erzählt habe?, fragt er. Er habe sich damals auf Blog.ch eingeschrieben und vermerkt, er werde auf dem Drahtesel hinreiten. Dann habe ihn Habi gefragt, ob sie zusammen pedalen wollten. Ja, habe er geantwortet und sich auf ein ruhiges Fährtchen mit einigen sportfeindlichen Computerbuben gefreut. Doch als er eingetrudelt sei, hätten dort gewartet: Urs, der Fahrradblogger; Habi, der bloggende Velokurier; Hannes, der ehemalige Kurier. Diese hätten ihn bald abgehängt.

Doch das nur nebenbei, sagt der Zeitungsblogger, der Sommer sei ja vorbei und eigentlich habe er vom Flickr-Treffen erzählen wollen, wo auch einige Blogger dabei waren. Am Samstag hätten sich die Fotografen also zum Essen und Bummeln getroffen – und natürlich zum Fotografieren. Schau diese Pix, sagt er und zerrt den Kollegen Schreiber vor seinen Computer. Eine Nachtaufnahme des Zytglogge wie jene von Mark, eine solche wolle er auch schiessen. Deshalb kaufe er ihm das Stativ ab – morgen und gegen Bares. Kollege Schreiber wendet den Blick nicht vom Bildschirm ab, als er sagt: «Das Stativ? Sorry, das brauche ich nun selber…»

Die Pix im Netz

Webflaneur am Mittwoch den 19. Oktober 2005

Gimp

Damals, als ihm der Turnschuhfotograf über den Weg gelaufen ist, hat sich der Berner Zeitungsblogger entschieden: Nun wird er Ordnung in seine Fotokollektion bringen. Bis dahin hatte ihm gegraut vor der Bilderflut auf seinem Rechner. Der Turnschuhfotograf hat darüber nur gelacht. «Easy», hat er gesagt. Und während sich Party-Beautys vor seine Linse drängten: Er rase Weekend für Weekend von Party zu Party, schiesse Pix um Pix. «Und weisst du, wie ich den Überblick behalte?» Der Zeitungsblogger schüttelte den Kopf. «Mit Picasa», sagte der Partyfotograf. Statt Googles Gratis-Programm könne er aber auch die Photoshop Album Starter Edition nehmen, oder andere Grafiktools. Er startete sein Notebook, wählte Pix aus, kopierte sie aufs Netz.

Einige Tage später: Grau hängt der Nebel über der Stadt. Der Zeitungsblogger hockt in seiner schlecht geheizten Stube und bearbeitet Fotos aus wärmeren Tagen. Einige hellt er auf. Einige schneidet er zu. Einige retouchiert er. Das tut er mit dem frei erhältlichen Gimp, das annähernd so viel kann wie ein teures Grafikprogramm. Im Netz eröffnet er dann eine Ausstellung: Er lädt die Fotos zu Flickr, schreibt sie an. Und dann wartet er, ob sich Flickrianer – online oder beim Treffen am 29. Oktober in Bern – ähnlich für seine Fotografien begeistern, wie das Partyvolk für die Schnappschüsse des Turnschuhfotografen.

20 Leute, 20 Pix

Webflaneur am Mittwoch den 21. September 2005

Das Handy surrt. Ob er wisse, was Pixmix sei, fragt Jacqueline. Doch, das wisse er, sagt der Berner Zeitungsblogger: ein Bilderabend in der Dampfzentrale. Genau, sagt Jacqueline, 20 Leute zeigten je 20 Sekunden lang 20 Bilder. Und das täten sie – übrigens bereits zum fünften Mal – ab 20.20 Uhr am Mittwoch, dem 21. September. Da weise er gerne darauf hin, sagt der Zeitungsblogger. Nein, kontert Jacqueline. Sie möchte dann seine Bilder sehen. Der Zeitungsblogger ist überrumpelt. Er müsse sich erstmals durch seine Agenda klicken, wiegelt er ab, und verspricht dann irgendwann zurückzurufen. Er klickt und sieht: Am Mittwoch ist er auf dem Segelschiff, nicht in der «Dampfere».

Leider, beschert der Berner Zeitungsblogger Jacqueline, leider könne er nicht kommen. Und er fügt versöhnlich hinzu: Er wäre gerne mit dabei gewesen. In diesem Fall, sagt Jacqueline, solle er doch einmal mit ihrem Hozzy zusammen sitzen. Und so sitzen die beiden. Hozzy erzählt von den vier bisherigen Bilderabenden. Ganz unterschiedliche Leute seien jeweils gekommen. Einige hätten die Runde mit Schnappschüssen und Ferienerlebnissen beglückt. Andere hätten ihre Kunstwerke präsentiert. Einige hätten spektakuläre Landschaften gezeigt, andere das alltägliche Stadtleben dokumentiert. Einer habe aus dem Zoo berichtet. Und einer habe gezeichnet.

Dann kommt Hozzy zur Sache: Ob er denn am übernächsten Pixmix am 19. Oktober dabei sei, fragt er den Zeitungsblogger. Auch dann gehe es leider nicht, sagt dieser. Doch Hozzy lässt nicht locker. Am 23. November? Der Zeitungsblogger schüttelt den Kopf. Und am überüberübernächsten am 21. Dezember? In der Agenda klafft eine Lücke. Nun gut, er komme mit seinen Bildern, verspricht der Zeitungsblogger etwas voreilig.

20 Bilder à 20 Sekunden sind 400 Sekunden, geteilt durch 60 ergibt 6.6667 Minuten, rechnet er im Büro. Und er zermartert sich den Kopf: Was soll er zeigen, am Pixmix so kurz vor Weihnachten? Soll er Screenshots machen? Soll er seine Leserinnen und Leser um Bilder bitten? Und was soll er dazu erzählen?