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Freier Fotograf

Webflaneur am Dienstag den 7. Mai 2013

Was er schon wieder am Smartphone herumnestle, fragt die Kollegin, als sie von der Theke zurückkommt. Sie stellt die beiden Kaffeetassen auf den Tisch und setzt sich wieder. Der Webflaneur legt sein Smartphone beiseite. In der Wikipedia habe es noch kein Bild von diesem wunderschönen, historischen Café gegeben, antwortet er. Deshalb habe er das Foto, das er vorher gemacht habe, kurzerhand in die entsprechende Mediendatenbank hochgeladen: zu Wikimedia Commons. Bis vor kurzem sei ein solches Unterfangen aufwendig gewesen, doziert er: Man musste sich am Computer einloggen, die Fotodatei auswählen, sie mit kryptischen Tags verschlagworten, die richtige Lizenz auswählen. Nun aber hätten die Wikipedia-Macher eine Smartphone-App für Android und für iOS-Geräte veröffentlicht. «Mit dieser ist das alles im Nu erledigt.»

Ob er ihr zeigen könne, wie das funktioniere, fragt die Kollegin und nimmt einen Schluck Kaffee. Der Webflaneur lässt sich nicht zweimal bitten. Er ergreift das Smartphone und setzt zur Demonstration an: Er startet die App, drapiert seine Kaffeetasse, macht ein Foto davon. «Eine grosse Tasse Kaffee», schreibt er ins Titelfeld. Und er verfasst eine kurze Beschreibung. Dann wählt er einige Stichworte aus. «Jetzt muss ich nur noch speichern – und schon können die Wikipedia-Autoren das Bild in ihre Artikel einbinden.»

Die Kollegin, die soeben den letzten Schluck ihres Cappuccinos getrunken hat, hebt warnend die Hand. «Warte noch», sagt sie. Der Titel sei nicht ganz korrekt und sollte unbedingt noch angepasst werden. «Viel besser wäre: Eine grosse Tasse mit kaltem Kaffee.»

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