Der Webflaneur schaut sie tadelnd an. «Das ist unfair», sagt er mit strenger Stimme. Und vermutlich eine Spur zu laut. Jedenfalls zuckt die Kollegin ziemlich zusammen. «Was ist in dich gefahren?», fragt sie. Und: «Was ist unfair?» Der Webflaneur formuliert es nun etwas diplomatischer. Er persönlich finde es nicht ganz korrekt, sagt er, wenn man sich im Fachgeschäft ausführlich beraten lasse, sich anschliessend etwas Bedenkzeit ausbedinge und das Produkt schliesslich online bestelle. «Für mich gilt: Entweder lasse ich mich beraten. Oder ich informiere mich selbst und kaufe günstig online ein.»
So einfach sei dies nicht, kontert die Shopperin. «Ich hätte dem Schnüggu im Fachgeschäft gerne etwas abgekauft», behauptet sie. «Ich hätte auch einige Franken mehr auf den Tisch gelegt.» Schliesslich sei die Beratung gut gewesen, und sie hätte das Produkt gleich mit nach Hause nehmen können. «Es ging aber nicht um einige Franken, sondern um ein Fünftel des Preises.»
Die Shopperin und der Webflaneur diskutieren noch geraume Zeit darüber, wie man sich korrekt verhält. Und sie erörtern, wie man beim Online-Einkauf vorgeht. Er lasse sich von Freunden beraten, sagt der Webflaneur, lese Zeitschriften, studiere Testberichte, klicke Bewertungen durch. Schliesslich suche er auf Websites wie Toppreise den günstigsten Anbieter. Apropos, fügt er an: Soeben habe eine Schweizer Firma ein neues Portal online geschaltet: Auf Pricebook kann man Preise vergleichen, Testberichte studieren, Kommentare lesen. Integriert ist zudem ein soziales Netzwerk: Man kann etwa anderen Nutzern folgen und diese bei Bedarf kontaktieren. Und man kann Wunschlisten hinterlegen.
«Dank solchen Websites brauche ich gar keine Beratung im Fachgeschäft mehr», sagt der Webflaneur. Doch da guckt ihn die Kollegin Shopperin gespielt entrüstet an. Und sie ruft: «Und was passiert mit dem Schnüggu im Fachgeschäft?»
« Zur Übersicht