Der Webflaneur traut seinen Augen kaum. «50 Gigabyte», stammelt er. Um sich zu versichern, liest er die Meldung gleich nochmals. Tatsächlich: 50 Gigabyte Speicher kriegt, wer Mega nutzt – gratis und franko. Oder anders gesagt: Bei Mega profitiert man von sieben oder noch mehr mal mehr Speicher als bei der Konkurrenz. Microsoft etwa stellt auf Skydrive derzeit 7 Gigabyte gratis zur Verfügung. Bei Googles Drive und Canonicals Ubuntu One sind es je 5, und bei Dropbox abhängig von der Anzahl erfolgreicher Empfehlungen 2 bis 18 Gigabyte.
Der Webflaneur hat auch schon eine Idee, wozu er den Speichersegen nutzen könnte. Nein, er gedenkt keine raubkopierten Filme zu tauschen, und er besitzt auch keine ausufernde Musiksammlung. Aber er braucht Speicher für die Fotos, die er mit der neuen Kamera macht, für all die Bilder, die er aus der analogen in die digitale Zeit rettet, sowie für Videos, die er bei Festen und während der Ferien dreht. All diese für ihn wertvollen Erinnerungen möchte er in zweifacher Ausführung haben: auf seiner Festplatte und in der Datenwolke. Da kommt ein Angebot wie jenes von Mega recht.
Der Webflaneur widersteht diesem trotzdem. Denn er weiss um die Geschichte: Mega ist das Nachfolgeprojekt von Megaupload. Lanciert wurde es exakt ein Jahr, nachdem die Polizei das Anwesen des Gründers Kim Schmitz alias Kim Dotcom in Neuseeland gestürmt und die Server, über die offenbar besonders viele Raubkopien getauscht worden waren, konfisziert hatte. Noch ziehen sich die Untersuchungen gegen Kim Dotcom hin, der mit seinem Onlineimperium schnell sehr reich geworden ist. Wie zur Provokation hat dieser nun eine Nachfolge-Site lanciert. Dabei macht er einiges besser als beim ersten Mal.
Dem Webflaneur ist das Angebot trotzdem suspekt. Für seine Fotos wünscht er sich einen sichereren Hafen als jenen von Kim Dotcom. Und für einen solchen ist er auch bereit, einige Franken auszugeben.
« Zur Übersicht