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Der Rüffel

Webflaneur am Dienstag den 3. Mai 2011

Sie schaut ihn mit grossen Augen an. «Wusstest du das nicht?», fragt sie. Der Webflaneur schüttelt den Kopf. Nein, das habe sie ihm bis heute noch nicht erzählt, sagt er. In versöhnlichem Ton fügt er hinzu: Sie hätten sich seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen. Und das Buschtelefon funktioniere nicht mehr wie in der guten alten Zeit. Sie schaut ihn noch immer ungläubig an. «Aber ich habe es auf Facebook geschrieben», sagt sie. «Sind wir dort nicht Freunde?» – «Doch, schon», antwortet der Webflaneur. Er habe den Neuigkeitsfluss auf Facebook aber etwas plätschern lassen. «Ach ja», sagt sie kurz und spitz. «Ausgerechnet du!»

Der Webflaneur versucht es mit tausendundeiner Entschuldigung: Er habe viel gearbeitet, führt er etwa an. Das lässt sie nicht gelten. Und auch nicht, dass er die strahlende Sonne dem leuchtenden Monitor vorgezogen habe. Oder dass ihn der lahme Internetanschluss ausbremste. «Mea culpa», sagt der Webflaneur schliesslich, um der leidigen Diskussion ein Ende zu setzen. Sie habe recht: Er sollte öfters mal wieder auf Facebook vorbeischauen, um Anteil zu nehmen am Leben seiner Freundinnen und Freunde.

Wieder zu Hause: Praktisch wäre, wenn ihm stets gemeldet würde, wenn sich auf Facebook und Twitter Wichtiges tut, sinniert der Webflaneur. Genau dies verspricht der soziale Webbrowser Rockmelt. Wer damit surft, sieht auf der linken Seite stets, was im sozialen Netz abgeht. Und auf der rechten Seite lässt sich die eigene Pinnwand einblenden. Zuerst ist der Webflaneur ganz begeistert von diesem Konzept. Dann aber merkt er: Die Statusmeldungen lenken ihn ab. Deshalb wechselt er zurück in seinen puristischen Browser. Und gewöhnt sich eines an: Bevor er Kolleginnen trifft, besucht er sie mal kurz auf Facebook.

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