«Der Redaktor wird überflüssig», behauptet der Blogger. In Zukunft brauche es keine teuren Arbeitskräfte mehr, um Meldungen zu einer Zeitung oder einem Magazin zusammenzustellen. Der Webflaneur schluckt leer. Dann aber schüttelt er energisch den Kopf. In einer Zeit, in der die Menschheit von einer Informationswelle überrollt werde, brauche es sie mehr denn je: die Redaktorinnen und Redaktoren, die die Flut zu kanalisieren wüssten, die mit Blick auf ihre Leserinnen und Leser gezielt Informationen auswählten, diese gewichteten und aufbereiteten.
«Du verkennst das Potenzial des Empfehlungswebs», kontert nun der Blogger. Er packt sein iPad aus. «Guck dir diese App an», sagt er und tippt auf das mit Flipboard beschriftete Symbol. Auf dem Bildschirm öffnet sich ein Magazin – nicht ganz so elegant wie ein gedrucktes, aber durchaus ansprechend mit all den Bildern, den Kurzanrissen, der schlichten Gestaltung. Dieses Magazin beschäftige keine Redaktoren, sagt er. Es werde von seinen Freunden gemacht: «Empfehlen sie auf Facebook und Twitter Artikel weiter, werden diese in mein eigenes Magazin aufgenommen.»
Diese Idee sei nicht wirklich neu, so der Webflaneur. Ähnliches habe er bereits bei diversen Webdiensten gesehen – bei Twittertim.es etwa, bei Meehive.com, Yourversion.com und Thoora.com. «Aber Hand aufs Herz: So etwas kann eine professionell gestaltete Zeitung nicht ersetzen.» Der Blogger ist dezidiert anderer Meinung. Und als der Webflaneur etwas länger mit der wirklich eleganten Flipboard-Applikation herumspielt, wird er plötzlich etwas unsicher. Hat der Blogger längerfristig vielleicht sogar recht?
Diskutieren Sie mit! Der Webflaneur freut sich über Kommentare und vor allem Empfehlungen. (Denn auch er will mal in dieses Flipboard.)
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